Daimler, Hände weg vom Moor!

Moorlandschaft mit HolzpfadMoorlandschaft
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Der Autokonzern Daimler will sein Werk im Süden Hamburgs ausweiten und dafür ein Niedermoor zerstören. Dabei ist es ein wertvoller CO2-Speicher und bietet mit weiteren Biotopen geschützten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Angesichts des Artensterbens und der katastrophalen Lebensraumzerstörung müssen die Pläne gestoppt werden.

Appell

An: Bezirksversammlung von Hamburg-Harburg, Senat der Freien und Hansestadt Hamburg

„Pläne, für ein Logistikzentrum der Daimler AG in Hamburg ein Niedermoor zu zerstören, sind ökologisch und klimapolitisch verheerend und müssen aufgegeben werden“

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Das 21 Hektar große Areal, auf dem die Daimler AG ein Logistikzentrum bauen lassen will, ist eine ökologische Oase in Hamburg, wo für Natur immer weniger Platz bleibt und sich Hafenanlagen und Industriegebiete dicht an dicht drängen.

Selbst das Bezirksamt von Hamburg-Harburg lobt das Gebiet in Nachbarschaft zum bestehenden Daimlerwerk in höchsten Tönen und spricht von „ausgesprochen hohen ökologischen Wertigkeiten“, von „sehr wertvollen und umfangreichen Vorkommen besonders und streng geschützter Tier- und Pflanzenarten“ und von „wertvollen Niedermoorböden“.

Durch den Daimler-Bau würden diese „vollständig zerstört“, schreibt das Amt.

Trotzdem treibt die rot-grüne Bezirksversammlung die Pläne voran. Das bedrohte Sumpfblutauge und die Haselmaus haben das Nachsehen, Fledermäuse verlieren Nahrungsquellen.

Um die Vernichtung zu rechtfertigen, verweisen die Verantwortlichen auf 55 Hektar „Ausgleichsflächen“, die geschaffen würden. Etwa in den Naturschutzgebieten Moorgürtel und Neuländer Moorwiesen oder südlich des Neuländer Baggersees, wo man zu trockene Moorflächen vernässen könne. Fotovoltaik-Anlagen, Fassaden- und Dachbegrünung und Bahnanschluss würden den Industriebau zudem umweltfreundlich machen.

Als wäre es nicht sowieso geboten, Moore instand zu setzen!

Als müsste man Natur erst dann bewahren, wenn man sie andernorts schädigt.

Deutschlandweit werden täglich 58 Hektar Boden für neue Siedlungen, Gewerbe und Verkehr geopfert. Beispielsweise im brandenburgischen Grünheide, wo der Autobauer Tesla 155 Hektar Wald roden will, um eine Farbik zu bauen.

Wer angesichts von Artensterben und Klimakatastrophe Konzernen die Zerstörung von Natur gestattet, hat die Dramatik offenbar nicht verstanden.

Es gibt nur eine richtige Entscheidung: Die Daimler-Pläne müssen aufgegeben werden!

Hinter­gründe

Das Daimler-Projekt ist nicht das einzige Großvorhaben in dem Gebiet. In unmittelbarer Nachbarschaft ist die Trasse der neuen Autobahn A 26-Ost geplant, die die A 7 mit der A 1 verbinden soll. Das Planfeststellungsverfahren läuft bereits.

Formal baut Daimler nichts

Das Grundstück gehört der städtischen Hamburg Invest Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG (HIE). Die wird das Grundstück dem Projektentwickler PGH - Planungsgesellschaft Holzbau mbH per Erbbaurecht verpachten. (Mit Holz als Baustoff hat die Gesellschaft freilich nichts zu tun.) Die Daimler AG wird das Logistikzentrum namens „Plant Consolidation Center (PCC) schließlich von der PGH mieten. Eine Nutzung für andere Zwecke soll ausgeschlossen werden.

Vertreter der Stadt Hamburg verweisen auf rund 360 neue Arbeitsplätze und wollen „den Industriestandort Hamburg in seinen Kompetenzen im Fahrzeugbau stärken“. Gemeint sind Komponenten für Elektroautos. Laut Daimler ist die Lage des Logistikzentrums so nahe an der A7 und der Eisenbahnstrecke ideal, weil das Transportwege vermeide.

Thema Flächenverbrauch

Das Daimler-Vorhaben fügt sich in die Reihe von ungezählten Projekten, für die Flächen versiegelt werden. Deutschlandweit werden täglich 58 Hektar Boden für neue Siedlungen, Gewerbe und Verkehr geopfert. Die Bundesregierung hat zwar das Ziel, dass bis zum Jahr 2030 weniger als 30 Hektar pro Tag beansprucht werden. 2050 soll der Flächenverbrauch ganz aufhören. Davon ist Deutschland allerdings noch weit entfernt.

Der Begriff Flächenverbrauch wird allgemein verwendet, obwohl Flächen nicht im Wortsinn „verbraucht“, sondern anders genutzt werden als zuvor. Dabei geht es um die Umwandlung von Natur, Forst, Weiden und Äckern in Flächen für Siedlungen, Gewerbe und Verkehr.

Flächenverbrauch ist zudem nicht gleichzusetzen mit Versiegelung, die Böden undurchlässig für Niederschläge macht und die natürlichen Bodenfunktionen zerstört. Siedlungs- und Verkehrsflächen umfassen auch unbebaute und nicht versiegelte Böden, zum Beispiel Erholungsflächen wie Stadtparks, Sportplätze, Skaterbahnen und Golfplätze. Der Grad der Versiegelung und damit der unwiederbringlichen Zerstörung von Boden ist jedoch insbesondere bei Gewerbe- und Logistikflächen sehr hoch.

Informationen zum Flächenverbrauch finden Sie hier:

https://www.bmu.de/themen/nachhaltigkeit-internationales/nachhaltige-entwicklung/strategie-und-umsetzung/reduzierung-des-flaechenverbrauchs/

https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/flaechensparen-boeden-landschaften-erhalten#textpart-1

https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Flaechennutzung/Publikationen/Downloads-Flaechennutzung/bodenflaechennutzung-2030510177004.pdf?__blob=publicationFile&v=5#page=412

https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Raumentwicklung/Flaechenpolitik/flaechenpolitik_node.html

https://www.ioer.de/presse/einzel-2019/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=464&cHash=a78b76a67776c2eb1bf35b24a90b4c1d

An­schreiben

An: Bezirksversammlung von Hamburg-Harburg, Senat der Freien und Hansestadt Hamburg

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Artensterben und die Klimakatastrophe – beide von Menschen verursacht – verlangen entschlossenes Handeln auf allen politischen Ebenen.

Die Industrienation Deutschland und die Automobilindustrie tragen besondere Verantwortung, da sie in hohem Maße Schäden an der Umwelt und dem Klima verursacht haben und weiterhin verursachen.

Daher ist es völlig unverantwortlich, wenn die Stadt Hamburg ein Niedermoor zur Vernichtung für ein Logistikzentrum der Daimler AG freigibt.

Niedermoore sind für den Schutz des Klimas unverzichtbare CO2-Speicher und bieten mit weiteren Biotopen Lebensraum für viele geschützte Tier- und Pflanzenarten.

Wir fordern Sie daher auf, die Planungen für die Erweiterung des Daimler-Werkes umgehend aufzugeben. Die Interessen eines Industriekonzerns müssen hinter dem Schutz der Natur und damit unserer Zukunft zurückstehen.

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Biodiversität

Die Ausgangslage: Warum ist Biodiversität so wichtig?

 

Biodiversität oder Biologische Vielfalt umfasst drei Bereiche, die sehr eng miteinander verbunden sind: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Ökosysteme wie z.B. Wälder oder Meere. Jede Art ist Teil eines hoch komplexen Beziehungsgeflechts. Stirbt eine Art aus, wirkt sich das auf viele andere Arten und ganze Ökosysteme aus.

Weltweit sind derzeit fast 2 Millionen Arten beschrieben, Experten schätzen die Anzahl weitaus höher. Tropische Regenwälder und Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und am komplexesten organisierten Ökosystemen dieser Erde. Rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten lebt in den Tropenwäldern.

Die biologische Vielfalt ist für sich alleine schützenswert und gleichzeitig unsere Lebensgrundlage. Wir nutzen täglich Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medizin, Energie, Kleidung oder Baumaterialien. Intakte Ökosysteme sichern die Bestäubung von Pflanzen und die Bodenfruchtbarkeit, schützen uns vor Umweltkatastrophen wie Hochwasser oder Erdrutschen, reinigen Wasser und Luft und speichern das klimaschädliche CO2.

Die Natur ist auch die Heimat und zugleich ein spiritueller Ort vieler indigener Völker. Sie sind die besten Regenwaldschützer, denn besonders intakte Ökosysteme findet man in den Lebensräumen von indigenen Gemeinschaften.

Der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Natur und der Ausbreitung von Pandemien ist nicht erst seit Corona bekannt. Eine intakte und vielfältige Natur schützt uns vor Krankheiten und weiteren Pandemien.

Die Auswirkungen: Artenschwund, Hunger und Klimakrise

 

Der Zustand der Natur hat sich weltweit dramatisch verschlechtert. Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit 37.400 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht - ein trauriger Rekord! Experten sprechen von einem sechsten Massenaussterben in der Geschichte der Erde - das Tempo des globalen Artensterbens ist durch den Einfluss des Menschen um Hunderte mal höher als in den letzten 10 Mio. Jahren.

Auch zahlreiche Ökosysteme weltweit - 75 % Landfläche und 66 % Meeresfläche - sind gefährdet. Nur 3% sind ökologisch intakt – z.B. Teile des Amazonas und des Kongobeckens. Besonders betroffen sind artenreiche Ökosysteme wie Regenwälder und Korallenriffe. Rund 50% aller Regenwälder wurden in den letzten 30 Jahren zerstört. Das Korallensterben nimmt durch den globalen Temperaturanstieg immer weiter zu.

Hauptursachen für den massiven Rückgang der Biodiversität sind die Zerstörung von Lebensraum, intensive Landwirtschaft, Überfischung, Wilderei und Klimaerwärmung. Rund 500 Milliarden US-Dollar jährlich werden weltweit in die Zerstörung der Natur investiert - in Massentierhaltung, Subventionen für Erdöl und Kohle, Entwaldung und Flächenversiegelung.

Der Verlust an Biodiversität hat weitreichende soziale und ökonomische Folgen, die Ausbeutung der Ressourcen geht zu Lasten von Milliarden Menschen im globalen Süden. Die UN kann die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung z.B. die Bekämpfung von Hunger und Armut nur erreichen, wenn die Biodiversität weltweit erhalten und für die nächsten Generationen nachhaltig genutzt wird.

Ohne den Erhalt der Biodiversität ist auch der Klimaschutz bedroht. Die Zerstörung von Wäldern und Mooren – als wichtige CO2-Senken - heizt den Klimawandel weiter an.

Die Lösung: Weniger ist mehr!

 

Die natürlichen Ressourcen der Erde stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Knapp zwei Erden verbrauchen wir Menschen, bei derzeitigem Ressourcenverbrauch werden es 2050 mindestens drei sein. Um für den Erhalt der biologischen Vielfalt als unserer Lebensgrundlage zu kämpfen, müssen wir den Druck auf die Politik weiter erhöhen.
Und auch in unserem Alltag lässt sich viel bewegen.

Mit diesen Alltags-Tipps schützt man auch die biologische Vielfalt:

  1. Öfter mal pflanzlich: Mehr buntes Gemüse und Tofu auf den Teller oder am besten gar kein Fleisch! Rund 80% der Agrarflächen weltweit werden zur Tierhaltung und zum Anbau von Tierfutter genutzt.
  2. Regional und Bio: Ökologisch erzeugte Lebensmittel verzichten auf den Anbau von riesigen Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Der Kauf von regionalen Produkten spart zudem Unmengen an Energie!
  3. Bewusst leben: Brauche ich schon wieder neue Klamotten oder ein Handy? Oder kann ich Alltagsdinge auch gebraucht kaufen? Es gibt gute Alternativen zu Produkten mit Palmöl oder Tropenhölzern! Tropische Haustiere wie z.B. Papageien oder Reptilien sind tabu! Berechne jetzt deinen ökologischen Fußabdruck.
  4. Werde Bienenfreund:in: Auf dem Balkon oder im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über vielfältige, leckere Pflanzen. Aber auch ohne eigenes Grün kann man in einem Naturschutzprojekt in der Region aktiv werden.
  5. Protest unterstützen: Demonstrationen oder Petitionen gegen die Klimaerwärmung oder für eine Agrarwende üben Druck auf Politiker:innen aus, die auch für den Schutz der biologischen Vielfalt verantwortlich sind.

Lesen Sie hier, warum so viele Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden.

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