Goldsuche und Holzeinschlag zerstören Natur in Tshopo
Die Demokratische Republik Kongo beherbergt die zweitgrößte Regenwaldfläche der Erde. Der Schutz dieser Wälder ist entscheidend im Kampf gegen die globale Klimakrise und das Artensterben. Trotzdem werden in der Provinz Tshopo Flüsse vergiftet und Wälder gerodet. In der Kleinstadt Basoko wehren sich die Menschen.
AppellAn: Präsident der Demokratischen Republik Kongo Félix Antoine Tshisekedi
„Schützen Sie die Regenwälder vor zerstörerischem Holzeinschlag und die Umwelt vergiftenden Bergbau.“
Die Bevölkerung der Kleinstadt Basoko ist alarmiert: Seit die chinesische Bergbaufirma Xiang Jiang Mining im Fluss Aruwimi mit Schwimmbaggern nach Gold schürft, ist das Wasser des Kongo-Zuflusses verschmutzt. Manche Fischarten sind komplett verschwunden. Hautkrankheiten häufen sich.
"Wir sagen NEIN zum Bergbau im Aruwimi, der in einer anarchischen Art und Weise unser Ökosystem zerstört“, heißt es in einem Memorandum an die Bezirksregierung, das während einer Demonstration verlesen wurde. Bewohner der Region hatten am 11. März 2022 an Land und mit Booten gegen die Umweltzerstörung protestiert.
Nicht allein der Bergbau schädigt die Natur in der Provinz Tshopo: mehrere Firmen wie FODECO, Congo Futur und SOFORMA schlagen Berichten zufolge in der Nähe von Basoko rücksichtslos Holz ein.
„Sie plündern systematisch die Wälder, ohne dass die Bevölkerung irgendeinen Vorteil davon hat“, sagt Jean-François Mombia Atuku, Vorsitzender der Umweltschutzorganisation RIAO-RDC. „Jeder, der Rechenschaft verlangt, wird zum Schweigen gebracht.“ Arbeiter würden im Wald „wie Sklaven“ gehalten. „Für diese Unternehmen sind die Menschenrechte nicht relevant.“
Die Missstände bezüglich des Bergbaus sind sogar in der Hauptstadt Kinshasa bekannt: Im Januar 2022 hat Umweltministerin Eve Bazaiba Medienberichten zufolge gefordert, dass Xiang Jiang Mining die Arbeit bis zum 25. Februar 2022 einstellt. Geschehen ist seither allerdings nichts – die Firma arbeitet allem Anschein nach unbeeindruckt weiter.
„Jetzt brauchen wir internationalen Druck“, sagt Jean-François Mombia Atuku. Der müsse bei Präsident Tshisekedi ansetzen, der sein Land während der Klimakonferenz COP26 als Schwergewicht im Kampf gegen die Klimakrise positioniert hat.
Bitte unterschreiben Sie unsere Petition.
HintergründeDie tropischen Regenwälder der Demokratischen Republik Kongo bedecken 99,8 Millionen Hektar Land (Stand 2020) und sind somit die zweitgrößten der Erde. An erster Stelle steht Brasilien mit 318,7 Millionen Hektar, an dritter Stelle folgt Indonesien mit 84,4 Millionen Hektar.
Zum Kongo-Becken gehören auch Gabun mit 22,4 Millionen Hektar Regenwald (Rang 9) und die Republik Kongo mit 20,8 Millionen Hektar (Rang 10).
In allen großen Regenwaldländern wurde in großem Umfang Wald vernichtet. Zwischen 2001 und 2020 betrug der Verlust in Brasilien 24,5 Millionen Hektar, in Indonesien 9,4 Millionen Hektar und in der Demokratischen Republik Kongo 4,8 Millionen Hektar.
Logging-Moratorium hält Holzindustrie auf Abstand
Seit 2002 ist in der Demokratischen Republik Kongo ein Moratorium für die Vergabe neuer Konzessionen für den Holzeinschlag in Kraft. Ohne dieses Verbot wären die Entwaldungsrate vermutlich höher, weil große Waldgebiete dem Zugriff der Holzindustrie zum Opfer gefallen wären.
Ende 2021 hat die Regierung in Kinshasa gedroht, das Verbot aufzuheben, diesen Vorstoß jedoch rasch zurückgezogen. Ein Hintergrund kann die seinerzeit bevorstehende UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow gewesen sein. Um den Wald zu schützen, haben internationale Geberorganisationen dem Kongo Hunderte Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Eine weitere Milliarde Euro war geplant, insbesondere über den Fonds der Zentralafrikanischen Waldinitiative (CAFI). Eine Aufhebung des Moratoriums in den Raum zu stellen, war womöglich als Druckmittel gedacht.
Wiederholt wurden Vorwürfe laut, trotz des Moratoriums seien Konzessionen vergeben worden. 2018 hatte CAFI seine Zahlungen sogar zeitweiseauf Eis gelegt, weil der damalige Umweltminister Amy Ambatobe drei Konzessionen an chinesische Firmen erneuert haben soll. 2020 wurde der damailige Minister Claude Nyamugabo wegen der Vergabe von Konzessionen angezeigt.
Landraub durch Palmölfirma PHC
In der Region Basoko liegt auch ein Teil der Plantagen und Konzessionen der Palmölfirma Plantations et Huileries du Congo (PHC). Die Wurzeln der Plantagen reichen 110 Jahre zurück, als die belgische Kolonialregierung große Waldgebiete an den englischen Geschäftsmann Lord Leverhulme übergab. Die Einheimischen haben dem nie zugestimmt, ihnen wurde das Land und damit ihre Lebensgrundlage schlicht geraubt. Die Konzessionen waren ein Grundstein für den heutigen Weltkonzern Unilever. 2009 hat Unilever seine Ländereien an die kanadische Firma Feronia verkauft. Als diese 2020 pleite ging, erwarb die Investmentfirma Straight KKM aus Mauritius die Plantagen.
Der deutsche Staat war über die Deutschen Entwicklungsgesellschaft (DEG) am Skandal um die Plantagen von Feronia-PHC verwickelt: Ein Konsortium aus mehreren Entwicklungsbanken hatte sich über neun Jahren lang mit mehr als 150 Millionen US-Dollar an PHC und dem früheren Eigentümer Feronia beteiligt. Die DEG war seit 2015 mit 16,5 Millionen US-Dollar dabei.
Im Februar 2022 haben neben der DEG Entwicklungsbanken aus Belgien, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden ihre Anteile verkauft.
Sowohl vor als auch während der Beteiligung gab es schwere Menschenrechtsverletzungen und Umweltverbrechen. So wurden Anfang 2021 mehr als 15 Personen willkürlich festgenommen und zwei Dorfbewohner durch PHC-Sicherheitskräfte getötet.
Die Entwicklungsbanken tragen Verantwortung für den Skandal, weil sie jahrelang die Mehrheit an dem Unternehmen besaßen, stark im Vorstand vertreten waren und fast alle ausstehenden Schulden hielten. Dennoch haben sie die Gewalt nicht unterbunden. Zudem wurden die Landkonflikte zwischen PHC und den Gemeinden nicht gelöst.
Mit einer Petition unterstützen wir die Bevölkerung, die sich gegen Gewalt, Kriminalisierung und Landraub wehrt. Dazu arbeiten wir mit der Organisation RIAO-RDC zusammen und bitten um Spenden.
An: Präsident der Demokratischen Republik Kongo Félix Antoine Tshisekedi
Sehr geehrter Herr Präsident,
die Demokratische Republik Kongo beherbergt die zweitgrößte Regenwaldfläche der Erde. Der Schutz dieser Wälder ist entscheidend im Kampf gegen die globale Klimakrise und das Aussterben der Arten. Zudem leben in den Wäldern mehrere Millionen Menschen.
Weil Ihre Regierung große Verantwortung für den Schutz der Wälder und die Lebensgrundlage der Menschen in der RDC trägt, wenden wir uns an Sie!
In der Provinz Tshopo beklagen die Einwohner, dass Unternehmen wie die chinesische Firma Xiang Jiang Mining Flüsse vergiften und Unternehmen wie FODECO die Wälder plündern.
Wir bitten Sie daher:
- Verhindern Sie zerstörerischen Holzeinschlag und die Umwelt vergiftenden Bergbau.
- Stellen Sie sicher, dass Firmen die Rechte der Bevölkerung beachten, insbesondere das Recht auf freie, vorherige und informierte Zustimmung.
- Stellen Sie sicher, dass Firmen die Rechte von Stammesführern respektieren.
- Stellen Sie sicher, dass die Rechte der Arbeiter eingehalten werden.
Bitte werden Sie Ihrer Verantwortung für die Bürger der Demokratischen Republik Kongo und der gesamten Erde gerecht.
Hochachtungsvoll
Wie das Klima und der Regenwald zusammenhängen
Regenwälder sind komplexe Ökosysteme, in dem Pflanzen, Pilze und Tiere eng miteinander vernetzt sind. Für das lokale und globale Klima spielen sie eine herausragende Rolle. Pflanzen nehmen das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) aus der Luft auf. Mit Hilfe von Wasser und Sonnenlicht bilden sie Zucker und daraus andere Pflanzenbausteine. So wird Kohlenstoff in Stämmen, Blättern und Wurzeln gebunden. Frei werdender Sauerstoff wird an die Atmosphäre abgegeben. Den gesamten Prozess nennt man Photosynthese.
Schätzungen zufolge binden Regenwälder 250 Milliarden Tonnen CO2, ein großer Teil davon in Torfwäldern. Das entspricht global betrachtet dem 5 bis 7-fachen der menschengemachten Treibhausgas-Emissionen pro Jahr. 40 Prozent des Sauerstoffs in der Atmosphäre stammen aus den Regenwäldern. Das Bild der Wälder als „Lungen der Erde“ ist zwar nicht ganz stimmig, jedoch einprägsam.
Regenwälder produzieren die hohen, auf das Jahr gleichmäßig verteilten Niederschläge zu einem großen Teil selbst. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Evapotranspiration, also die Feuchtigkeit, die die Pflanzen über die Blätter abgeben. In den Wäldern ist es zwar heiß und schwül, die Wolken strahlen jedoch einen großen Teil des Sonnenlichts in die Weltraum zurück – und kühlen somit die Atmosphäre. Ohne diesen Effekt wäre es in den Gebieten noch wärmer.
Als Kohlenstoffspeicher und Regenmacher spielen die intakten Wälder eine wichtige Rolle im Klimageschehen und eine Schlüsselrolle ihm Kampf gegen Klimakatastrophe.
Das Problem: Klimakatastrophe und Waldvernichtung
Doch die Regenwälder können ihre Funktion als Klimastabilisator immer weniger erfüllen. Im Gegenteil: Ihre Vernichtung etwa für Plantagen, Weiden oder Bergbauprojekte setzt große Mengen Treibhausgase frei. So haben die Waldbrände in Indonesien 1997 ein Drittel der gesamten globalen Emissionen ausgemacht. Besonders verheerend wirkt sich die Zerstörung von Torfwäldern aus.
Laut einer im Magazin Nature veröffentlichten Studie könnten sich die Regenwälder allein aufgrund sich verändernder klimatischer Verhältnisse und Wachstumsbedingungen ab dem Jahr 2035 von CO2-Speichern zu CO2-Quellen entwickeln – und die Klimakatastrophe weiter antreiben.
Weil das Ökosystem Regenwald vielfältig verwoben ist, kann das gesamte Geflecht leiden, wenn es an einer Stelle beschädigt wird. So etwa beim Wasserkreislauf. Treten infolge der globalen Klimaveränderungen trockenere Perioden auf, was bereits beobachtet wird, kann dieser Kreislauf zusammenbrechen. Die immergrünen, üppigen Regenwälder werden zu artenärmeren Savannen. Das lokale Klima ändert sich: es wird trockener und heißer.
Besonders bedrohlich sind die 18 so genannten Kipppunkte im Klimasystem: Hat beispielsweise in Amazonien die Klimaveränderung ein bestimmtes Ausmaß erreicht, ist der Prozess und dabei der Verlust des Regenwalds in der heutigen Form nicht mehr zu stoppen.
Klar ist: Die Klimakatastrophe ist vom Menschen gemacht. 98 Prozent der Wissenschaftler, die sich mit der Klimathematik befassen, stimmen dem zu. Weil das Klima ein hochkomplexes System ist, entdecken Forscher laufend neue Zusammenhänge, interpretieren Daten unterschiedlich, revidieren Prognosen. Das ist in der Wissenschaft völlig normal. Die Erkenntnisse der Klimatologen werden allerdings immer alarmierender.
Die Lösung: Regenwaldschutz ist Klimaschutz
Für den Klimaschutz müssen Regenwälder erhalten werden, weil ihre weitere Vernichtung die Katastrophe verschlimmern würde und sie als Kohlenstoff-Speicher unverzichtbar sind. Klimaschutz ist somit Regenwaldschutz und umgekehrt.
- Wir müssen Regenwälder erhalten und Schäden heilen. Wälder sind dabei mehr als Kohlenstoffspeicher und -senken, nämlich vielfältige Ökosysteme und Lebensraum von Millionen Menschen.
- Wir müssen das Klima schützen und gleichzeitig die Biodiversität bewahren. Klimakatastrophe und Artensterben sind zwei existentielle Krisen, die wir Hand in Hand bewältigen müssen.
- Wir müssen die Rechte indigener Völker, die in Regenwaldgebieten leben, stärken. Sie sind häufig die besten Waldschützer.
- Wir müssen unsere Lebens- und Wirtschaftsweise grundlegend ändern. Wir müssen unseren Verbrauch von Energie, Nahrungsmitteln, Rohstoffen senken, statt ihn mit „grünen Produkten“ aufrecht zu erhalten. Wir müssen aufhören, Kohle, Erdöl und Erdgas zu verfeuern.
- Wir müssen falsche Klimapolitik reformieren: Wir müssen den Irrweg von Biotreibstoffen, insbesondere wenn sie auf Palmöl, Soja oder Zuckerrohr basieren, beenden und die Verfeuerung von Bäumen in Kraftwerken stoppen.
- Wir sagen Nein zum „Ablasshandel“ mit Offset-Programmen, bei denen beispielsweise Firmen Umweltschutzmaßnahmen bezahlen, um im Gegenzug weiterhin Treibhausgase emittieren zu dürfen. Wir lehnen angeblich klimaschonendere Brücken-Technologien wie den Ersatz von Kohle durch Erdgas ab.
- Nach der Covid-Pandemie müssen wir Wirtschaft und Gesellschaft umweltverträglich umgestalten. Es darf keine „Konjunkturprogramme“ mit alten Rezepten geben.
Covid hat gezeigt, dass wir angesichts einer existentiellen Krise schnelle und tiefgreifende Veränderungen schaffen können.
"Wir sagen NEIN zum Bergbau im Aruwimi, der in einer anarchischen Art und Weise unser Ökosystem zerstört“„Nous disons NON à l’exploitation minière sur la rivière Aruwimi d’une manière anarchique détruisant notre écosystème“
Schwergewicht im Kampf gegen die Klimakrise«Avec ses forêts, son eau et ses ressources minérales, la République démocratique du Congo est un véritable pays solution à la crise climatique. Pour protéger notre forêt et promouvoir sa gestion durable, notre priorité, dans le cadre de ce nouveau partenariat, est de renforcer la gouvernance et la transparence dans tous les secteurs d'utilisation des terres. Ce partenariat soutiendra également notre ambition de répondre au double défi de la sécurité alimentaire et du changement climatique par une agriculture durable, principalement dans les savanes, » a déclaré le Président Tshisekedi.
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