
Brasilien: Wildlife Works raus aus dem Regenwald der Ka'apor
Die US-Firma Wildlife Works will den Regenwald der indigenen Ka’apor benutzen, um CO2-Gutschriften zu verkaufen. Doch der Rat der indigenen Ka'apor lehnt das Projekt ab. Die Ka’apor haben ihren Wald bis heute erhalten und wollen keine Geschäftemacherei mit der Natur. Zudem verursacht Wildlife Works interne Konflikte bei den Ka’apor.
An: Ministerin für indigene Völker, Sonia Guajajara; Präsidentin der FUNAI, Joenia Wapichana; Koordinator der 6. Kammer der Bundesstaatsanwaltschaft - Indigene Völker und traditionelle Gemeinschaften
„Die brasilianische Regierung soll der Firma Wildlife Works den Zugang zum Territorium der indigenen Ka'apor verbieten“Seit 2023 beklagt der Rat der indigenen Ka’apor (Tuxa Ta Pame) das Vorgehen der US-Firma Wildlife Works, die das 531.000 Hektar große indigene Territorium Alto Turiaçu im Amazonasgebiet zur Erzeugung von Emissionsgutschriftennutzen will, um diese zu verkaufen.
Mit den CO2-Zertifikaten können sich zum Beispiel Erdöl- oder Flugkonzerne einen grünen Anstrich geben, obwohl sie CO2-Emissionen ausstoßen und so weiter das Klima und die Umwelt schädigen.
Die Ka’apor haben den Regenwald in Alto Turiacu bis heute bewahrt und verteidigen ihn trotz ständiger Bedrohungen aktiv gegen die Rodung durch Holzfirmen, Rinderfarmer, Wilderer und Bergbaugesellschaften.
Sie verstehen die Natur als lebendiges Wesen und respektieren sie in all ihren Formen: Dazu gehören die Tiere, die Vegetation, die Gewässer oder spirituelle Wesen, die dort leben. Für die Ka'apor hat jedes Leben eine Seele, die nicht gegen Geld aufgewogen werden kann.
Im Rahmen des CO2-Projekts dringen fremde Personen in den geschützten Regenwald der Ka’apor ein und führen dort Aktivitäten durch. Die Bevölkerung soll überzeugt werden, dem Projekt zuzustimmen, wozu Geldsummen in Millionenhöhe in Aussicht gestellt werden.
Der Rat der Ka’apor ist gegen das Vorhaben und hat bei der Bundesstaatsanwaltschaft und der staatlichen Indigenbehörde FUNAI Anzeige erstattet. Wildlife Works habe keine vorherige, freie und informierte Zustimmung des Volkes der Ka'apor eingeholt, wie es die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation der UN verlangt.
Die Aktivitäten und Versprechen führen zudem zu internen Spannungen und Konflikten unter den Indigenen, was auch ihre Bemühungen zum Schutz des Regenwalds und dessen Verteidigung gegen Eindringlinge gefährdet. Und aufgrund ihrer Opposition gegen das Projekt erhalten die Mitglieder des Rates des Ka’apor Drohungen.
Start der Petition: 05.05.2025
Weitere Informationen:
- World Rainforest Movement, 19.2.2025. Documentary: NO to REDD and Carbon Markets: https://www.wrm.org.uy/multimedia/documentary-no-to-redd-and-carbon-markets
- The Intercept, 24.12.2024. 'QUEM MANDA É O INDÍGENA': https://www.intercept.com.br/2024/12/24/autogestao-e-agrofloresta-as-estrategias-dos-indigenas-kaapor-para-resistir-as-ameacas/
- REDD Monitor, 1.12.2023. How a proposed REDD project by Wildlife Works and Forest Trends in Maranhão, Brazil is fuelling Indigenous conflict: https://reddmonitor.substack.com/p/how-a-proposed-redd-project-by-wildlife
- The Intercept, 27.11.2023. Empresa dos EUA alimenta conflito entre indígenas para lucrar: https://www.intercept.com.br/2023/11/27/empresa-americana-alimenta-conflito-indigena-para-lucrar-com-reparacao-ambiental/
An: Ministerin für indigene Völker, Sonia Guajajara; Präsidentin der FUNAI, Joenia Wapichana; Koordinator der 6. Kammer der Bundesstaatsanwaltschaft - Indigene Völker und traditionelle Gemeinschaften
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit zwei Jahren beklagen die Führer des Rates Tuxa Ta Pame der indigenen Ka’apor bei der Bundesstaatsanwaltschaft (MPF) und der FUNAI Rechtsverletzungen auf ihrem Territorium in Maranhão durch das US-Unternehmen Wildlife Works. Die Firma will demnach im indigenen Land Alto Turiaçu im Amazonasgebiet ein Projekt zur Erzeugung von Kohlenstoffkrediten durchführen, wobei nationale und internationale Gesetze verletzt werden, so die Klagen.
Im Januar 2024 teilte der indigene Rat der Ka’apor dem Unternehmen in einem Schreiben förmlich mit, dass er die Anwesenheit von fremden Personen im Zusammenhang mit dem CO2-Projekt in dem Gebiet nicht akzeptiere und forderte den sofortigen Rückzug und die Einstellung aller Aktivitäten.
Wildlife Works hat von den Ka'apor keine vorherige, freie und informierte Zustimmung für das Projekt eingeholt, wie es die von Brasilien ratifizierte Konvention 169 der internationalen Arbeitsorganisation der UN (ILO) verlangt.
Die Firma hält nicht nur Treffen und Versammlungen in verschiedenen Dörfern des Gebiets ab und missachtet die Entscheidungen der indigenen Führer. Die Aktivitäten und Versprechen von Wildlife Works führen auch unter den Ka'apor zu Konflikten, wodurch das Gebiet, das seit Jahrzehnten unter den Übergriffen von Holzfällern, Wilderern und Viehzüchtern leidet, noch verwundbarer wird.
Wildlife Works begann mit dem Eindringen in das indigene Land der Ka'apor, als das Unternehmen noch nicht einmal in Brasilien registriert war –was unrechtmäßig sei.
Angesichts der sich verschlechternden Situation reichte der indigene Rat der Ka’apor im Oktober 2024 beim Bundesgerichtshof eine Klage gegen Wildlife Works, die Indigenenbehörde Funai und die Bundesregierung ein. Er forderte die Einstellung aller Aktivitäten des Unternehmens in Alto Turiaçu sowie die Durchführung von Inspektions- und Kontrollaktionen im Gebiet der Ka'apor durch die Bundesregierung und Funai. Der Zugang von Firmen, die Handel mit Emissionsgutschriften betreiben, müsse verhindert werden, zumal es dafür keine Normen in Brasilien gäbe.
Wir bitten Ihre Exzellenzen, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass das Unternehmen weiterhin in das Land der Ka’apor eindringt und deren Rechte verletzt.
Mit freundlichen Grüßen
Wie das Klima und der Regenwald zusammenhängen
Regenwälder sind komplexe Ökosysteme, in dem Pflanzen, Pilze und Tiere eng miteinander vernetzt sind. Für das lokale und globale Klima spielen sie eine herausragende Rolle. Pflanzen nehmen das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) aus der Luft auf. Mit Hilfe von Wasser und Sonnenlicht bilden sie Zucker und daraus andere Pflanzenbausteine. So wird Kohlenstoff in Stämmen, Blättern und Wurzeln gebunden. Frei werdender Sauerstoff wird an die Atmosphäre abgegeben. Den gesamten Prozess nennt man Photosynthese.
Schätzungen zufolge binden Regenwälder 250 Milliarden Tonnen CO2, ein großer Teil davon in Torfwäldern. Das entspricht global betrachtet dem 5 bis 7-fachen der menschengemachten Treibhausgas-Emissionen pro Jahr. 40 Prozent des Sauerstoffs in der Atmosphäre stammen aus den Regenwäldern. Das Bild der Wälder als „Lungen der Erde“ ist zwar nicht ganz stimmig, jedoch einprägsam.
Regenwälder produzieren die hohen, auf das Jahr gleichmäßig verteilten Niederschläge zu einem großen Teil selbst. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Evapotranspiration, also die Feuchtigkeit, die die Pflanzen über die Blätter abgeben. In den Wäldern ist es zwar heiß und schwül, die Wolken strahlen jedoch einen großen Teil des Sonnenlichts in die Weltraum zurück – und kühlen somit die Atmosphäre. Ohne diesen Effekt wäre es in den Gebieten noch wärmer.
Als Kohlenstoffspeicher und Regenmacher spielen die intakten Wälder eine wichtige Rolle im Klimageschehen und eine Schlüsselrolle ihm Kampf gegen Klimakatastrophe.
Das Problem: Klimakatastrophe und Waldvernichtung
Doch die Regenwälder können ihre Funktion als Klimastabilisator immer weniger erfüllen. Im Gegenteil: Ihre Vernichtung etwa für Plantagen, Weiden oder Bergbauprojekte setzt große Mengen Treibhausgase frei. So haben die Waldbrände in Indonesien 1997 ein Drittel der gesamten globalen Emissionen ausgemacht. Besonders verheerend wirkt sich die Zerstörung von Torfwäldern aus.
Laut einer im Magazin Nature veröffentlichten Studie könnten sich die Regenwälder allein aufgrund sich verändernder klimatischer Verhältnisse und Wachstumsbedingungen ab dem Jahr 2035 von CO2-Speichern zu CO2-Quellen entwickeln – und die Klimakatastrophe weiter antreiben.
Weil das Ökosystem Regenwald vielfältig verwoben ist, kann das gesamte Geflecht leiden, wenn es an einer Stelle beschädigt wird. So etwa beim Wasserkreislauf. Treten infolge der globalen Klimaveränderungen trockenere Perioden auf, was bereits beobachtet wird, kann dieser Kreislauf zusammenbrechen. Die immergrünen, üppigen Regenwälder werden zu artenärmeren Savannen. Das lokale Klima ändert sich: es wird trockener und heißer.
Besonders bedrohlich sind die 18 so genannten Kipppunkte im Klimasystem: Hat beispielsweise in Amazonien die Klimaveränderung ein bestimmtes Ausmaß erreicht, ist der Prozess und dabei der Verlust des Regenwalds in der heutigen Form nicht mehr zu stoppen.
Klar ist: Die Klimakatastrophe ist vom Menschen gemacht. 98 Prozent der Wissenschaftler, die sich mit der Klimathematik befassen, stimmen dem zu. Weil das Klima ein hochkomplexes System ist, entdecken Forscher laufend neue Zusammenhänge, interpretieren Daten unterschiedlich, revidieren Prognosen. Das ist in der Wissenschaft völlig normal. Die Erkenntnisse der Klimatologen werden allerdings immer alarmierender.
Die Lösung: Regenwaldschutz ist Klimaschutz
Für den Klimaschutz müssen Regenwälder erhalten werden, weil ihre weitere Vernichtung die Katastrophe verschlimmern würde und sie als Kohlenstoff-Speicher unverzichtbar sind. Klimaschutz ist somit Regenwaldschutz und umgekehrt.
- Wir müssen Regenwälder erhalten und Schäden heilen. Wälder sind dabei mehr als Kohlenstoffspeicher und -senken, nämlich vielfältige Ökosysteme und Lebensraum von Millionen Menschen.
- Wir müssen das Klima schützen und gleichzeitig die Biodiversität bewahren. Klimakatastrophe und Artensterben sind zwei existentielle Krisen, die wir Hand in Hand bewältigen müssen.
- Wir müssen die Rechte indigener Völker, die in Regenwaldgebieten leben, stärken. Sie sind häufig die besten Waldschützer.
- Wir müssen unsere Lebens- und Wirtschaftsweise grundlegend ändern. Wir müssen unseren Verbrauch von Energie, Nahrungsmitteln, Rohstoffen senken, statt ihn mit „grünen Produkten“ aufrecht zu erhalten. Wir müssen aufhören, Kohle, Erdöl und Erdgas zu verfeuern.
- Wir müssen falsche Klimapolitik reformieren: Wir müssen den Irrweg von Biotreibstoffen, insbesondere wenn sie auf Palmöl, Soja oder Zuckerrohr basieren, beenden und die Verfeuerung von Bäumen in Kraftwerken stoppen.
- Wir sagen Nein zum „Ablasshandel“ mit Offset-Programmen, bei denen beispielsweise Firmen Umweltschutzmaßnahmen bezahlen, um im Gegenzug weiterhin Treibhausgase emittieren zu dürfen. Wir lehnen angeblich klimaschonendere Brücken-Technologien wie den Ersatz von Kohle durch Erdgas ab.
- Nach der Covid-Pandemie müssen wir Wirtschaft und Gesellschaft umweltverträglich umgestalten. Es darf keine „Konjunkturprogramme“ mit alten Rezepten geben.
Covid hat gezeigt, dass wir angesichts einer existentiellen Krise schnelle und tiefgreifende Veränderungen schaffen können.
Seit 2023Rettet den Regenwald, 2023. Brasilien: US-Firma verursacht mit geplantem CO2-Handelsprojekt Konflikte unter indigenen Ka'apor: https://www.regenwald.org/news/11898/brasilien-us-firma-verursacht-mit-geplantem-co2-handelsprojekt-konflikte-unter-indigenen-kaapor
Rettet den Regenwald, 2024. Indigene Ka'apor beklagen Übergriffe durch Händler von Emissionsgutschriften in ihrem Regenwald: https://www.regenwald.org/news/11993/indigene-kaapor-beklagen-uebergriffe-durch-haendler-von-emissionsgutschriften-in-ihrem-regenwald
531.000 Hektar 531.000 Hektar sind umgrechnet 5.310 Quadratkilometer, was mehr als der doppelten Größe des Saarlandes (2.570 km² ) entspricht
Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation der UN Internationale Arbeitsorganisation (ILO) der UN. Indigenous and tribal peoples: https://www.ilo.org/topics-and-sectors/indigenous-and-tribal-peoples
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