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Eine Gruppe von etwa 15 Indigenen mit Federhauben und einem großen Transparent
Protestzug der indigenen Ka'apor beim globalen Marsch für Klimagerechtigkeit zur COP30 am 15. November 2025 in Belém. Aufschrift des Banners: Für die Rechte der Natur und der indigenen Völker. (© RdR/ Klaus Schenck)
Zwei Personen in einem Holzbbot vor einer Holzhütte am Ufer eines Flusses im Regenwald
Die Flüsse im Amazonasgebiet sind die Lebensadern der dort lebenden Indigenen und traditionellen Gemeinschaften (© RdR/ Klaus Schenck)

Regenwaldschutz ist kein Finanzprodukt! TFFF stoppen

Auf der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien wurde der neue Fonds TFFF gestartet, um den Schutz der tropischen Regenwälder zu finanzieren. Doch anstatt die Ursachen der Waldrodung anzugehen, verwandelt TFFF Regenwaldschutz in ein Finanzprodukt. Während Investoren profitieren, gehen die Waldhüter wie die indigenen Völker leer aus.

News und Updates
Unsere Forderung

An: Weltklimakonferenz COP30 und die Vertragsstaaten

„COP30 in Brasilien: Der Finanzfonds TFFF muss gestoppt werden. Die Regenwälder sind kein Spekulationsobjekt“

Ganzes Anschreiben lesen

Auf der Weltklimakonferenz COP30, die bis Ende der Woche in Belém im brasilianischen Amazonasgebiet tagt, ist der Schutz der tropischen Regenwälder ein wichtiges Thema. Denn die Tropenwälder sind für das globale Klima, die Wasserkreisläufe, die Artenvielfalt und Millionen dort lebende Menschen unerlässlich.

Unter der Führung Brasiliens wurde auf der COP30 der Fonds Tropische Wälder für Immer (TFFF) gestartet. Umgerechnet 22 Milliarden Euro öffentliche Mittel sollen dazu aufgebracht werden.

Brasilien will fast 900 Millionen Euro in den Fonds einzahlen, auch Norwegen, Indonesien und Frankreich haben Finanzierung versprochen. Der deutsche Bundeskanzler Merz hat eine „namhafte Summe“ für TFFF angekündigt.

Mit den staatlichen Geldern als Sicherheit sollen private Investoren weitere 86 Milliarden Euro in TFFF anlegen. Das Kapital soll vorwiegend in Anleihen von Ländern des Globalen Südens investiert werden.

Diese können damit beispielsweise die Zinsen für ihre erdrückenden „Schulden“ bezahlen, oder große staatlich gestützte Energie-, Infrastruktur-, Bergbau- oder Agrarprojekte finanzieren. Die Anleihen ermöglichen damit Aktivitäten, die letztlich Wälder vernichten, das Weltklima und die Menschen ruinieren.

Die privaten Investoren sollen die Hälfte der mit den Anleihen erzielten Gewinne erhalten. Die andere Hälfte – geschätzte 3,4 Milliarden Euro jährlich – soll an Länder ausgezahlt werden, die ihre Regenwälder schützen. Die Indigenen und traditionellen Gemeinschaften in den Regenwaldgebieten sollen pro Jahr ein Fünftel erhalten - etwa 80 Cent pro Hektar.

Zusammen mit dem World Rainforest Movement (WRM), der Global Forest Coalition (GFC) und vielen indigenen Völkern stellen wir uns gegen die Initiative. 240 Organisationen – darunter Rettet den Regenwald –  fordern in einem offenen Schreiben, TFFF zu stoppen.

Start der Petition: 19.11.2025

Hinter­gründe

TFFF ist ein marktbasierter Mechanismus. Tropische Regenwälder leisten nach dieser Logik Umweltdienstleistungen, die einen finanziellen Wert haben, den man bezahlen kann.

Der Fonds erkennt dagegen die Regenwälder nicht als lebende Systeme an, die eigene Rechte wie das Recht auf Leben, auf die Erhaltung ihrer Lebenszyklen und ihrer Regenerationsfähigkeit, auf Unversehrtheit und Reparaturmaßnahmen haben.

Das Geld soll in diesem Fall nicht über Kohlenstoffmärkte oder CO2-Ausgleichszahlungen (CO2-Offsets), sondern über die globalen Finanzmärkte erwirtschaftet werden. Es ist von Anleihen die Rede, die beispielsweise Länder aus dem Globalen Süden aufnehmen können. Damit könnten dann beispielsweise große Infrastruktur- und Energieprojekte oder andere Aktivitäten in den Regenwäldern finanziert werden, die die Natur zerstören.

Hinter den schönen Worten verbirgt sich also ein Vorschlag, der reiche Investoren auf Kosten der Menschen in Ländern des Globalen Südens, die unter den untragbaren und illegitimen Schulden ihrer Länder leiden, noch reicher machen würde.

74 Länder entlang des Äquators und China sind für die Finanzierung durch TFFF vorgesehen. Die beteiligten Länder sollen dazu Berichte an den Vorstand des Fonds senden und die Entwicklung der Regenwälder soll per Satelliten überwacht werden.

Finanzierung von TFFF

Der TFFF-Fonds soll mit umgerechnet etwa 108 Milliarden Euro (125 Milliarden US-Dollar) ausgestattet werden, von denen Geberländer 22 Milliarden Euro (25 Milliarden US-Dollar) öffentliche Mittel einzahlen sollen. Die staatlichen Gelder sollen als Sicherheit dienen, um 86 Milliarden Euro (100 Milliarden US-Dollar) Investitionen von privaten Geldgebern anzulocken.

Das Geld soll auf den globalen Finanzmärkten Anleihen der Länder des Globalen Südens finanzieren. Die auf diese Weise investierten Gelder sollen eine geschätzte Rendite von 7 % einbringen, die aber keinesfalls gesichert ist. Falls die Anleihen nicht bedient werden, könnte es sogar zum Totalausfall der eingesetzten Gelder kommen.

Mit den Anleihen könnten die Länder des Globalen Südens beispielsweise große Infrastruktur- und Energieprojekte oder andere Aktivitäten finanzieren, die die tropischen Regenwälder und deren Einwohner gefährden.

Mit den Zinsen sollen zuerst mit jährlich fix 3 % die privaten Investoren ausgezahlt werden. Die verbliebene Rendite von etwa 4 % soll an die Regierungen der Regenwald-Länder überwiesen werden. Die Voraussetzung dafür ist, das diese jeweils die jährliche Entwaldungsrate unter 0,5 Prozent halten. 

In Zahlen bedeutet das: Insgesamt sollen über TFFF jährlich etwa 3,5 Milliarden Euro (4 Milliarden US-Dollar) Einnahmen erwirtschaftet werden, die den Schutz von zirka zehn Millionen Quadratkilometern (1 Milliarde Hektar) Regenwald finanzieren sollen. Umgerechnet auf die Fläche ist von jährlich etwa 3,50 Euro (4 US-Dollar) pro Hektar Regenwald die Rede.

Von dieser Summe sollen dann die Menschen in den Regenwaldgebieten jährlich ein Fünftel erhalten, insgesamt umgerechnet etwa 700 Millionen Euro (800 Millionen US-Dollar). Pro Hektar – das sind 10.000 m² – entspricht das etwa 80 Cent. Das bedeutet nicht einmal 1 Cent für 100 m² Regenwald pro Jahr.

Die Länder, die hingegen die jährliche Entwaldungsrate von 0,5 Prozent überschreiten, sollen für jeden Hektar gerodeten Wald eine Strafe von 140 US-Dollar zahlen.

Weitere Informationen

An­schreiben

An: Weltklimakonferenz COP30 und die Vertragsstaaten

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir lehnen den auf der Weltklimakonferenz COP30 gestarteten Fonds Tropische Wälder für Immer (TFFF) ab, weil dieser die Probleme in den tropischen Regenwaldgebieten weiter verschärfen wird.

Anstatt die Ursachen der Entwaldung wie Landraub, Agrarplantagen, Holzeinschlag und Bergbau anzugehen, verwandelt TFFF Regenwaldschutz in ein Finanzprodukt und setzt auf marktbasierte Anreize.

Während Investoren und Banken profitieren, sollen die eigentlichen Waldhüter – indigene Völker und lokale Gemeinschaften – weitgehend leer ausgehen. Sie wurden auch nicht an der Konzeption von TFFF beteiligt. Die Rechte der Natur und der Tropenwälder erkennt TFFF ebenso nicht an.

TFFF ist ein kolonialistischer Plan, der die Reichen noch reicher machen wird, indem er den Globalen Süden ausbeutet. Er verstärkt letztlich die bestehende kapitalistische, rassistische, kolonialistische und patriarchalische Weltordnung, die die aktuellen Ungerechtigkeiten und vielfältigen Krisen nur noch verschärft.

Über 240 Organisationen und indigene Völker lehnen TFFF aus diesen Gründen ab. Sie fordern stattdessen direkte, öffentlich finanzierte Maßnahmen, die die Ursachen der Regenwaldrodung bekämpfen, die Wälder wiederherstellen, die Rechte der lokalen und indigenen Gemeinschaften anerkennen und ihnen Vorrang geben und die Rechte der Natur garantieren.

Mit freundlichen Grüßen

News und Updates
Eine indigene Frau und zwei Männer mit Federkrone stehen neben fünf gerodeten Holzstämmen

Die Wälder der Erde sind das Leben und keine Umwelt-Dienstleistungen, die man bezahlen kann

Mit dem neuen Finanzfonds TFFF, der von Brasilien auf der Weltklimakonferenz COP30 gestartet wurde, sollen die Regenwälder besser geschützt werden. Indigene und Umweltschützer weisen die Initiative als zerstörerisch, kolonialistisch und räuberisch zurück. TFFF diene dazu, Geschäfte auf Kosten der Regenwälder auf den globalen Finanzmärkten zu betreiben

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COP30: Indigenes Wissen statt Profite

Tausende Umweltschützer, Menschenrechtler und Indigene trafen sich parallel zur Klimakonferenz COP30 in Belém am Amazonas zum “Gipfel der Völker”. Guadalupe Rodríguez, Felipe Duran und Klaus Schenck waren für Rettet den Regenwald dort und teilen einige Eindrücke.

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Regenwaldschutz ist kein Finanzprodukt!

Regenwaldschutz, der sich für Investoren lohnt – klingt gut, ist es aber nicht! Zwar wären die 125 Milliarden US-Dollar, die in den „Tropische Wälder für immer“-Topf fließen sollen, eine riesige Summe. Doch im Idealfall kämen allenfalls 4 Milliarden Dollar bei 74 Tropenländern an, die ihren Wald schützen. Womöglich weniger bis nichts. Die Ursachen der Waldvernichtung bekämpft der Fonds nicht.

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Rettet den Regenwald auf dem Gipfel der Völker

Heute hat im Amazonasgebiet von Brasilien die Weltklimakonferenz COP30 begonnen. Unsere drei Rettet den Regenwald-Mitarbeiter Guadalupe Rodríguez, Felipe Duran und Klaus Schenck sind bis zum 17. November vor Ort in Belém.

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  1. COP30-Sekretariat der brasilianischen Regierung, 23.9.2025. Tropical Forests Forever Facility (TFFF) proposes innovative financing model for conservation: https://cop30.br/en/news-about-cop30/tropical-forests-forever-facility-tfff-proposes-innovative-financing-model-for-conservation

  2. Norwegen 3 Milliarden US-Dollar über zehn Jahre, Indonesien 1 Milliarde US-Dollar und Frankreich 500 Millionen Euro

  3. Ein Hektar entspricht 10.000 m². Das bedeutet, dass für 100 m² Regenwald pro Jahr nicht einmal etwa 80 Cent pro Hektar ausgezahlt werden sollen.

  4. World Rainforest Movement, 21.10.2025. Sign this statement to STOP the TFFF now!: https://www.wrm.org.uy/node/20790 

  5. COP30-Sekretariat der brasilianischen Regierung, 23.9.2025. Tropical Forests Forever Facility (TFFF) proposes innovative financing model for conservation: https://cop30.br/en/news-about-cop30/tropical-forests-forever-facility-tfff-proposes-innovative-financing-model-for-conservation


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