Energiekonzept der Bundesregierung: „Bioenergie“ auf Kosten der Regenwälder

Energieplantagen für Deutschland statt Regenwälder
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Am 28. September will die Bundesregierung ihr seit Monaten heiß diskutiertes Energiekonzept verabschieden. Nicht nur zum Thema Atomkraft ist die Vorlage ein Desaster. Auch die Säule „Bioenergie“ ist hochexplosiv. Weil die in Deutschland produzierte Biomasse längst nicht mehr ausreicht, setzt die Bundesregierung zunehmend auf Importe. Bereits jetzt befeuern die Einfuhren von Palm- und Sojaöl und Zuckerrohr-Ethanol die Urwaldrodung in Südostasien und Südamerika.

Appell

Deutschland konsumiert jedes Jahr Unmengen an Energie: Für Heizwärme, elektrischen Strom, in Form von Kraftstoffen für Autos und zur Herstellung von Industrieprodukten. Da fossile Energieträger zur Neige gehen, massive Umweltschäden hervorrufen und das Klima anheizen, sucht die Bundesregierung nach Alternativen. Dabei setzt sie stark auf die sogenannten „Bioenergien“. Diese Energie aus nachwachsenden Rohstoffen bildet eine der Säulen im Entwurf des Energiekonzeptes der Bundesregierung . Doch weil deren Potential in Deutschland sehr begrenzt ist, soll unser enormer Energiehunger durch weltweiten Raubbau gestillt werden.

Mit massiven Bioenergieimporten begeben wir uns in eine fatale Abhängigkeit und bürden die davon ausgehenden Probleme anderen Ländern auf. Denn für „Bioenergien“, wie Palm- oder Sojaöl, Ethanol aus Zuckerrohr oder tropisches Brennholz, werden in den Ländern des Südens Regenwälder, Savannen und Torfmoore geplündert und die dort lebenden Menschen ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Der Bundesregierung sind die Probleme wohl bekannt. Doch statt die Importe zu stoppen, sollen Verordnungen und Siegel für eine „nachhaltige“ Produktion sorgen – zumindest auf dem Papier. Solche bürokratischen Regelwerke sind aber im Regenwald von Indonesien, Papua Neuguinea oder Brasilien wirkungslos.

Weitere Notanker der Bundesregierung, sogenannte „Biokraftstoffe der zweiten Generation“ und die Nutzung von „biogenen Reststoffen und Bioabfällen“ können die Probleme nicht lösen. Erstere gibt es faktisch nicht und es wird sie nach Ansicht vieler Fachleute auch nie geben. Letztere werden schon jetzt weitgehend genutzt.

Den Bürgerinnen und Bürgern lässt die Politik kaum Wahlmöglichkeiten, außer – und das ist generell das Beste – so weit wie möglich den Energieverbrauch zu drosseln. „Biokraftstoff“ wird dem Diesel und Benzin bereits per Gesetz beigemischt (Gesamtquote 6,25%). Auch Strom und Heizwärme stammen immer öfter aus Kraftwerken, die mit importierter Biomasse betrieben werden.

Am 28. September soll das Energiekonzept im Bundeskabinett verabschiedet werden. Bitte nehmen Sie an unserer Aktion teil. Mit massiven Bioenergieimporten, Wunschdenken und Zukunftsträumen von nicht existierenden Kraftstoffen lassen sich Deutschlands Energieprobleme nicht lösen.

An­schreiben

An
Bundeskanzlerin Angela Merkel, bundeskanzlerin@bundeskanzlerin.de,
Wirtschaftminister Rainer Brüderle, rainer.bruederle@bmwi.bund.de
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, poststelle@bmelv.bund.de
Umweltminister Norbert Röttgen, norbert.roettgen@bmu.bund.de
Entwicklungsminister Dirk Niebel, dirk.niebel@bmz.bund.de


Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
sehr geehrter Herr Minister Brüderle,
sehr geehrter Frau Ministerin Aigner,
sehr geehrter Herr Minister Röttgen,
sehr geehrter Herr Minister Niebel,

die Bundesregierung arbeitet seit Monaten an einem Energiekonzept für Deutschland. Das ist richtig, denn bei unserer Energieversorgung liegt einiges im Argen. Der nun vorgelegte Entwurf des Energiekonzeptes bereitet allerdings große Sorge. Nicht nur wegen der Atomenergie, sondern auch aufgrund sogenannter „Bioenergien“ als weiterer Säule unserer Energieversorgung.

Besonders kritisch ist der geplante „zunehmende Import von Bioenergieträgern“. Bereits jetzt importiert Deutschland große Mengen an Palm- und Sojaöl sowie Ethanol aus Zuckerrohr. Jährlich etwa 450 000 Tonnen - fast die Hälfte des nach Deutschland importierten Palmöls – werden schon in den etwa 1 400 mit Palmöl betriebenen Blockheizkraftwerken verheizt. Wie schon bei Öl, Gas, Kohle und Uran der Fall, begibt sich Deutschland damit in eine fatale Abhängigkeit und bürdet die davon ausgehenden Probleme anderen Ländern auf.

Denn für „Bioenergien“, sei es Palm- oder Sojaöl, Ethanol aus Zuckerrohr oder tropisches Brennholz, werden in den Ländern des Südens Regenwälder, Savannen und Torfmoore geplündert und die dort lebenden Menschen ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Daran können Nachhaltigkeitsverordnungen und Siegel nichts ändern, zumal diese Probleme wie Flächenbelegungen und indirekte Landnutzungsänderungen nicht berücksichtigen.

Die im Gutachten “Energieszenarien für ein Energiekonzept der Bundesregierung”, das von den drei Wirtschaftsinstituten im Auftrag der Bundesregierung erstellt wurde 1.), aufgezeigten Biokraftstoffmengen für den Straßenverkehr von „rund 85 Prozent“ sind unerfüllbar und unverantwortlich. Auch sogenannte „Biokraftstoffe der zweiten Generation“ sind keine Lösung, denn es gibt bisher keine Verfahren, um große Mengen davon zu erzeugen. Nach Ansicht vieler Fachleute wird es diese auch nie geben. Da auch sie weiterhin enorme Landflächen verbrauchen würden, lösen sie ebenso wenig die fatale Konkurrenz zwischen Tank und Teller. Weiterhin sind auch die „Potentiale von biogenen Reststoffen und Bioabfällen“ sehr begrenzt. Generell muss die stoffliche Verwertung vor der energetischen Nutzung Vorrang haben. Wird beispielsweise auch noch das Stroh geerntet, kann keinerlei Humus mehr gebildet werden und die Ackerböden veröden völlig.

Generell schädlich ist der Anbau von „Bioenergien“ auf industriellen Monokulturen. Sie verschlingen Unmengen an Pestiziden, Herbiziden, mineralischen Düngemitteln und Wasser. Solche „grüne Wüsten“ gibt es bereits auf Dutzenden von Millionen Hektar in Südamerika und Südostasien. Riesige Landflächen werden in Beschlag genommen, die für den Nahrungsmittelanbau dringend gebraucht werden, Tausende Menschen von ihrem angestammten Land vertrieben.

Ich bitte Sie daher dringend, den weiteren Ausbau der “Bioenergien“ aus dem Energiekonzept zu streichen. Dies gilt ganz besonders für den geplanten “zunehmenden Import von Bioenergieträgern“. Schon jetzt richten “Bioenergien verheerende Schäden im In- und Ausland an. Auch die “Förderung von Biokraftstoffen der zweiten Generation“ ist sinnlos und das Potential von “biogenen Reststoffen und Bioabfällen” wird völlig überschätzt. Pflanzen erfüllen viel wichtigere Funktionen und dürfen deshalb nicht komplett verheizt werden.

Mit freundlichen Grüßen

1.) EWI, GWS, Prognos, 27.8.2010: Energieszenarien für ein Energiekonzept der Bundesregierung
http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/energieszenarien_2010.pdf

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