Brasilien: Papierproduktion vernichtet Regenwald und Ackerland

Luftbild einer Eukalyptus-Plantage in BrasilienÖdnis der Eukalyptus-Monokulturen (Foto: Veracel Celulose)
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Druck- und Küchenpapier, Verkaufskataloge und Taschentücher – zahlreiche Papier-Produkte werden aus Zellulose hergestellt. Weil die Nachfrage nach diesen Konsumartikeln weltweit steigt, will der Konzern Veracel seine Eukalyptus-Plantagen massiv ausweiten. Für die Gemeinden und die Natur der brasilianischen Region Bahia ist das eine schlechte Nachricht. Die Organisation CEPEDES bittet um Unterstützung bei ihrer Kampage – damit der Regenwald und die dringend benötigten Ackerflächen erhalten bleiben.

Appell

Der multinationale Konzern Veracel, Eigentum des schwedisch-finnischen Unternehmens Fibria & Stora Enso, befindet sich auf Expansionskurs. Die Leistung soll von bisher 1,2 auf 2,5 Millionen Tonnen Zellulose pro Jahr mehr als verdoppelt werden. Der Papiergrundstoff Zellulose wird in Bahia aus Eukalyptusholz gewonnen. Die Monokulturen bedecken jetzt schon knapp 120.000 Hektar. Wenn Veracel seine Pläne umsetzt, müssten auch die Plantagen auf die doppelte Größe anwachsen.

Während die Papiermultis riesige Gewinne einstreichen, leidet die lokale Bevölkerung unter den Folgen der Zelluloseproduktion. Die Bevölkerung befürchtet, dass durch einen weiteren Ausbau der Plantagen auch mehr Gift verteilt wird. Monokulturplantagen sind sehr anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Um die Produktion zu sichern, werden große Mengen toxischer Pestizide wie Glyphosat und Sulfluramide eingesetzt. Die Chemikalien bedrohen die regionale Umwelt und gefährden die Gesundheit der Bevölkerung. Ein weiteres Problem ist der immense Wasserverbrauch der Eukalyptus-Plantagen, welcher den Kleinbauern das Wasser abgräbt – eine unmittelbare Bedrohung für die Nahrungssicherheit der lokalen Bevölkerung.

Während sich die Plantagen von Veracel immer weiter ausbreiten, fordern Angehörige der indigenen Gruppe der Pataxó und ansässige Kleinbauern vor Gericht ihr Land zurück. Sie klagen den Konzern an, sich unrechtmäßig Land angeeignet zu haben und befürchten, dass die Plantagen ihre Landwirtschaft zunichte machen.

Die brasilianische Organisation CEPEDES unterstützt seit vielen Jahren die Bevölkerung im Süden Bahias dabei, den Widerstand gegen die Expansion der Plantagen und Fabriken von Veracel zu organisieren.

Bitte unterschreiben Sie den Protestbrief von CEPEDES an den Gouverneur von Bahia gegen die Ausweitung der Eukalyptus-Plantagen.

An­schreiben

An den Gouverneur von Bahia - Jaques Wagner
3ª Avenida, nº 390, Plataforma IV, 1º andar, CAB.
41.745-005 Salvador - Bahia

Sehr geehrter Herr Gouverneur,

diesen Brief senden wir Ihnen in Solidarität mit den Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen von Bahia. Wir unterstützen die Forderung von CEPEDES und der lokalen Bevölkerung, dass die Genehmigungen für den Bau neuer Zellstofffabriken sowie für die Expansion der Eukalyptus-Monokulturen von Veracel Celulose S/A annuliert werden.

Da wir die Auswirkungen von Monokultur-Plantagen in anderen Teilen der Welt beobachten, sind uns die negativen Folgen solcher Wirtschaftsprojekte bekannt. Unsere Regierungen subventionieren derartige Großprojekte mit riesigen Beträgen. Dabei gibt es alternative Wirtschaftsprojekte und lokale Initiativen, die wesentlich mehr Arbeitsplätze und ein nachhaltigeres Einkommen für die einheimische Bevölkerung schaffen würden sowie verträglicher für die Umwelt wären.

Im Fall von Veracel und dessen Expansionsplänen haben wir folgende Argumente, die eine Aufhebung der Expansionsgenehmigung rechtfertigen:

- Bei der Ausarbeitung der Umweltverträglichkeitsstudie zur Expansion von Veracel Celulose stellte die Staatsanwaltschaft von Bahia Unregelmäßigkeiten und gesetzeswidriges Handeln fest. Die Staatsanwaltschaft von Bahia leitete daraufhin am 20. Juli 2011 ein Strafverfahren gegen Veracel, CEPEMAR (ausführende Firma der Umweltverträglichkeitsstudie) und die Regierung von Bahia ein. Aus diesen Gründen hat der Gerichtshof von Bahia am 9. August das Genehmigungsverfahren in Bezug auf Veracels Projektpläne eingestellt.

- Außerdem ist Veracel bereits Gegenstand verschiedener Untersuchungen und Gerichtsverfahren und wurde des Öfteren von den Strafverfolgungsbehörden belangt.

- Veracel hat fruchtbares Ackerland besetzt, um Eukalyptusbäume zu pflanzen. Dadurch ist die Ernährungssicherheit der gesamten Region bedroht.

- Die Plantagen von Veracels erfordern den Einsatz von giftigen Agrochemikalien wie Glyphosate und Sulfluramide. Diese Chemikalien gefährden die Gesundheit der Bevölkerung und den Bestand der Umwelt. Die Eukalyptus-Monokulturen bedrohen den Fortbestand der lokalen Gemeinden und der Biodiversität im Süden Bahias, da sich die Wasserquantität seit dem Bau der Plantagen signifikant verschlechtert hat.

- Die Firma hat sich bereits unrechtmäßig indigenes Territorium angeeignet. Es ist paradox, dass Veracel weitere 100.000 Hektar Land zugesprochen bekommt, obwohl dieses bereits von den zuständigen Behörden an die indigenen Pataxó vergeben wurde. Dieses Vorgehen verstößt gegen Verfassungsrecht. Die Plantagen konkurrieren mit dem Lebensraum der lokalen Bevölkerung, die das Land besiedelt und zur Produktion von Lebensmittel nutzt. Diesen sozialen Funktionsleistungen können die Eukalyptus-Plantagen nicht gerecht werden.

- Lokalen Organisationen und Behörden zu Folge wurden bisher an die 1000 Klagen und Verfahren von regionalen Arbeitsgerichten gegen Veracel bearbeitet.

- Zudem generiert die Zelluloseproduktion im Vergleich zu ihrer extremen territorialen Ausbreitung nur wenige Arbeitsplätze. Anhand dieser Tatsachen ist es unverständlich, dass die Brasilianischen Entwicklungsbank (BNDES) das Projekt mit öffentlichen Geldern subventioniert. Das letzte Zellstoffwerks wurde mit 1,43 Milliarden brasilianischen Reais (ca. 900 Millionen US Dollar) von der BNDES unterstützt. Dabei entstanden nur 741 Arbeitsplätze. Diese Investition hätte gereicht, um zehntausenden Familien ein Stück Land und, durch die Förderung der herkömmlichen Landwirtschaft, eine Einkommensquelle zu sichern.

- Eine Studie (“Silvicultura de Eucalipto no Sul e Extremo Sul da Bahia: Situação atual e perspectivas ambientais”), die 2008 von der Regierung Bahias mit in Auftrag gegeben wurde, stellte bereits soziale Konflikte fest und betonte die „soziale Nichtverträglichkeit“ von Eukalyptus-Plantagen in der Region.

In vielen Ländern des Südens leiden die Menschen unter der Ausbreitung von Plantagen und Fabriken zur Papierherstellung. Die Betreiberkonzerne sind im Auftrag der rücksichtslosen Gewinnmaximierung ausschließlich auf der Suche nach immer billigeren Standorten. Die Papierproduktion kommt der lokalen Bevölkerung nicht zu Gute. Im Gegenteil. Diese braucht Unterstützung zur Entwicklung sozialverträglicher und nachhaltiger Wirtschaftsprojekte, die den Menschen vor Ort nützt und die Umwelt schont.

Abschließend richten wir einen Appell an die Regierung des Staates Bahia. Diese sollte einen nachhaltigen Entwicklungsplan entwickeln, welcher auf die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung in Bahia angepasst ist und allgemeinen Umweltschutzstandards entspricht.

Mit freundlichen Grüßen,

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