Herr Gauck, Indonesiens Wälder brauchen Ihre Hilfe

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In Sumatra wehren sich die Menschen gegen die Rodung ihres Waldes - 31 wurden wegen ihres Widerstands verhaftet. Indonesiens Präsident Yudhoyono ist diese Woche zu Gesprächen in Deutschland. Bitten Sie Bundespräsident Gauck, sich bei seinem Gast für die Freiheit der Bauern und den Erhalt der Wälder einzusetzen

News und Updates Appell

An: Herrn Bundespräsidenten Joachim Gauck

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Verzweifelt kämpfen die indigenen Bewohner der Dörfer Pandumaan und Sipituhuta in der Provinz Nordsumatra um den Erhalt ihrer Lebensgrundlage. Seit fünf Generationen bewirtschaften und bewahren ihre Familien die Regenwälder am Tobasee. Vor allem die Weihrauchbäume sichern ihnen Einkommen.

Doch die Existenz der Bevölkerung ist bedroht: Seit 2009 rodet die Firma PT. Toba Pulp Lestari den Regenwald, um dort Eukalyptus-Monokulturen für die Papierindustrie zu pflanzen.

Die Menschen haben das Forstministerium in Jakarta gebeten, ihren Wald von der Konzession der Firma auszunehmen – vergeblich. Deshalb kämpfen sie weiter. 31 von ihnen wurden bisher verhaftet, weil sie die Maschinen der Holzfäller behindert und gegen die Zerstörung ihres Regenwaldes demonstriert haben.

Indonesien ist dieses Jahr Partnerland der Touristikmesse ITB in Berlin. Der indonesische Präsident Yudhoyono besucht deshalb die Hauptstadt und trifft sich zu Gesprächen mit der Bundesregierung und Bundespräsident Gauck.

Wir nutzen diese Gelegenheit und bitten Joachim Gauck, sich für die Freilassung der Bauern und für die Bewahrung der Regenwälder in Indonesien einzusetzen.

Bitte unterzeichnen Sie unseren Brief oder schreiben Sie Joachim Gauck eine persönliche E-mail:
https://www.bundespraesident.de/DE/Service/Buergerkontakt/buergerbuero-node.html

Umweltschützer und Menschenrechtler fordern dazu auf, Papier der Firma Toba Pulp Lestari zu boykottieren. Die Firma gehört mehrheitlich zum berüchtigten indonesischen Papierkonzern APRIL, der seine Erzeugnisse im Handel unter der Marke Paper One verkauft. Sumatra ist von den Abholzungen besonders betroffen: Durch den intensiven Kahlschlag vor allem für die Papier- und Palmölindustrie verlor die sechstgrößte Insel der Welt bis 2010 rund 70 Prozent ihres Regenwaldes.

Hinter­gründe

Laut UN verzeichnet Indonesien die zweithöchste Entwaldungsrate innerhalb der tropischen Länder.

„Die zunehmende Abholzung von Regenwäldern wurde möglich durch geänderte gesetzliche Regelungen seit 2004. Dazu gehört ein Erlass zur Landnahme, der Enteignung und Vertreibung vereinfacht", schreibt der evangelische Kirchenkreis Krefeld-Viersen. Er erhält eine Partnerschaft mit den betroffenen Dörfern Pandumaan und Sipituhuta.

„In der Region am Tobasee gibt es noch einen der wenigen ursprünglichen Wälder in Nord-Sumatra. Dabei wird der so genannte Weihrauchwald seit etwa fünf Generationen bewirtschaftet. Weihrauchbäume sind für die Batak, wie die einheimische Bevölkerung heißt, etwas ganz Besonderes. Der Sumatra-Benzoe-Baum braucht ein ganz bestimmtes Klima (Feuchtigkeit und Licht), damit er immer wieder Harz (den ausfließenden Gummi) produziert.

Diese Bedingungen sind ausschließlich in einem natürlichen Wald gegeben. Deswegen ist der Erhalt des Weihrauchwaldes für die biologische Vielfalt enorm wichtig. So wurden beispielsweise einmal als Ausgleich für gerodeten Urwald 5.000 Benzoe-Bäume gepflanzt. Doch diese bringen in Monokultur kein Harz hervor. Das Benzoeharz wird als Kirchenweihrauch genutzt und in der Parfümherstellung sowie zur Konservierung in der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt."

An­schreiben

An: Herrn Bundespräsidenten Joachim Gauck

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

während Sie den indonesischen Präsidenten Dr. Susilo Bambang Yudhoyono empfangen, kämpft in der Provinz Nordsumatra die indigene Bevölkerung am Tobasee verzweifelt um die Bewahrung ihrer Lebensgrundlage. Es sind Waldbewohner und Bauern, die zum großen Teil vom Erlös ihrer Weihrauch-Bäume leben.

Seit 2009 ist die Firma PT. Toba Pulp Lestari dabei, den Gemeindewald der Dörfer Pandumaan und Sipituhuta zu roden, um Eukalyptus-Monokulturen für die Papierindustrie anzupflanzen. Es ist das Land, das die Familien der Bauern seit 300 Jahren bewohnen und nutzen, ohne die Natur zu zerstören.

Die Betroffenen haben das Forstministerium in Jakarta gebeten, ihren Wald von der Konzession der Zellstofffirma auszunehmen – vergeblich. Doch die Menschen können ohne ihren Wald nicht überleben, deshalb kämpfen sie weiter. 31 von ihnen wurden verhaftet, weil sie die Maschinen der Holzfäller behindert und öffentlich gegen die Zerstörung ihres Regenwaldes demonstriert haben. 16 Personen sind immer noch in Haft.

Laut UN verzeichnet Indonesien die zweithöchste Entwaldungsrate innerhalb der tropischen Länder.
Sumatra ist besonders betroffen: Durch den intensiven Kahlschlag vor allem für die Papier- und Palmölindustrie verlor die sechstgrößte Insel der Welt bis 2010 rund 70 Prozent ihres Regenwaldes.

Bitte setzen Sie sich bei Ihrem Gast dafür ein, die Landrechte seiner Bevölkerung zu respektieren und die Wälder seines Landes zu bewahren.

Vielen Dank und freundliche Grüße

5-Minuten-Info zum Thema: Palmöl

Die Ausgangslage – Regenwald im Tank und auf dem Teller

Mit 66 Millionen Tonnen pro Jahr ist Palmöl das meist produzierte Pflanzenöl. Inzwischen dehnen sich die Palmölplantagen weltweit auf mehr als 27 Millionen Hektar Land aus. Auf einer Fläche so groß wie Neuseeland mussten die Regenwälder, Mensch und Tier bereits den „grünen Wüsten“ weichen.

Der niedrige Weltmarktpreis und die von der Industrie geschätzten Verarbeitungseigenschaften haben dazu geführt, dass Palmöl inzwischen in jedem zweiten Supermarktprodukt steckt. Neben Fertigpizza, Keksen und Margarine begegnet uns Palmöl auch in Körpercremes, Seifen, Schminke, Kerzen und Waschmitteln.

Was kaum einer weiß: Mittlerweile gehen in der EU 61 % des Palmöls in die Energieerzeugung51 % (4,3 Millionen Tonnen) für die Produktion von Biodiesel sowie 10 % (0,8 Millionen Tonnen) in Kraftwerke für die Strom- und Wärmeerzeugung.

Deutschland importiert 1,4 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl: 44% der Palmölimporte (618.749 t) wurden für energetische Zwecke eingesetzt, davon 445.319 t (72 %) Palmöl für die Produktion von Biodiesel sowie 173.430 t (28 %) für die Strom- und Wärmeerzeugung.

Die fehlgeleitete erneuerbare Energien Politik von Deutschland und der EU ist damit eine wichtige Ursache der Regenwaldabholzung. Die 2009 von der EU beschlossene Erneuerbare Energien Richtlinie schreibt die Beimischungspflicht von Agrosprit in Benzin und Diesel vor.

Immer wieder forderten Umweltschützer, Menschenrechtler, Wissenschaftler und zuletzt auch die EU-Parlamentarier, Palmöl für Biosprit und Kraftwerke ab 2021 auszuschließen – vergeblich. Am 14. Juni 2018 haben die EU-Mitgliedsländer beschlossen, das tropische Pflanzenöl als „Bioenergie“ weiterhin bis 2030 zuzulassen.

Die Alternativen: Bitte lesen Sie die Inhaltsangaben auf den Verpackungen und lassen Sie palmölhaltige Produkte im Laden stehen. An der Zapfsäule haben Sie keine Wahlmöglichkeit, hier sind das Fahrrad und der öffentliche Transport die Lösung.

Die Auswirkungen – Waldverlust, Artentod, Vertreibung, Erderwärmung

Ölpalmen gedeihen nur in den feucht-warmen Tropen nahe den Äquator. In Südostasien, Lateinamerika und Afrika werden Tag um Tag riesige Regenwaldflächen gerodet und abgebrannt, um Platz für die Plantagen zu schaffen. Der in der Urwaldvegetation und den Böden gespeicherte Kohlenstoff wird dabei freigesetzt. Riesige Mengen klimaschädlicher Gase in die Atmosphäre. CO2- und Methanemissionen sorgen dafür, dass der aus Palmöl produzierte Biosprit drei mal so klimaschädlich ist wie Treibstoff aus Erdöl.

Doch nicht nur das Klima leidet: Mit den Bäumen verschwinden seltene Tierarten wie Orang-Utan, Borneo-Zwergelefant und Sumatra-Tiger. Kleinbauern und Indigene, die den Wald über Generationen bewohnen und beschützen, werden oft brutal von ihrem Land vertrieben. In Indonesien stehen mehr als 700 Landkonflikte in Zusammenhang mit der Palmölindustrie. Auch auf sogenannten „nachhaltig bewirtschafteten“ oder „Bio“-Plantagen kommt es immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen.

Wir Verbraucher bekommen von all dem wenig mit. Unser täglicher Palmölkonsum hat jedoch auch für uns persönlich direkte negative Auswirkungen: In raffiniertem Palmöl sind große Mengen gesundheitsschädlicher Fettsäureester enthalten, die das Erbgut schädigen und Krebs verursachen können.

Die Lösung – Tank-und-Teller-Revolution

Nur noch 70.000 Orang-Utans streifen durch die Wälder Südostasiens. Die EU-Biospritpolitik bringt die Menschenaffen immer weiter an den Rand des Aussterbens. Um unseren baumbewohnenden Verwandten zu helfen, müssen wir den Druck auf die Politik erhöhen. Doch auch im Alltag lässt sich viel bewegen.

Diese einfachen Tipps helfen, Palmöl zu erkennen, zu meiden und zu bekämpfen:

  1. Selbst kochen, selbst entscheiden: Mandel-Kokos-Birnen-Kekse? Kartoffel-Rosmarin-Pizza? Frische Zutaten, gemixt mit ein bisschen Fantasie, stellen jedes (palmölhaltige) Fertigprodukt in den Schatten. Zum Kochen und Backen eignen sich europäische Öle aus Sonnenblumen, Oliven, Raps oder Leinsamen.
  2. Kleingedrucktes lesen: Auf Lebensmittelpackungen muss seit Dezember 2014 angegeben werden, wenn ein Produkt Palmöl enthält. In Kosmetik-, Putz- und Waschmitteln versteckt sich der Regenwaldfresser hingegen hinter einer Vielzahl chemischer Fachbegriffe. Per Internetrecherche lassen sich leicht palmölfreie Alternativen finden.
  3. Der Kunde ist König: Welche palmölfreien Produkte bieten Sie an? Wieso verwenden Sie keine heimischen Öle? Nachfragen beim Verkaufspersonal und Briefe an die Produkthersteller lassen Firmen um die Akzeptanz ihrer Produkte bangen. Der öffentliche Druck und das gestiegene Problembewusstsein haben schon einige Produzenten zum Verzicht auf Palmöl bewegt.
  4. Petitionen und Politikerbefragungen: Online-Protestaktionen üben Druck auf die Politiker aus, die für Biosprit und Palmölimporte verantwortlich sind. Haben Sie bereits alle Petitionen von Rettet den Regenwald unterschrieben? Auf abgeordnetenwatch.de kann jeder die Bundestagsabgeordneten mit den Folgen der Biospritpolitik konfrontieren.
  5. Laut werden: Demonstrationen und kreative Straßenaktionen machen den Protest für Menschen und Medien sichtbar. Dadurch wird der Druck auf die politischen Entscheidungsträger noch größer.
  6. Öffentlich statt Auto: Wenn möglich zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
  7. Wissen und Wissen weitergeben: Wirtschaft, Handel und Politik wollen uns glauben machen, Biosprit sei klimafreundlich und Palmölplantagen könnten nachhaltig sein. Regenwald.org informiert über die Folgen des Palmölanbaus. Der kostenlose Regenwald Report kann an Freunde weitergegeben oder in Schulen, Arztpraxen und Bioläden ausgelegt werden.

Die Reportage Asimetris

Die Reportage Asimetris zeigt, warum die Menschen zu den Verlierern des Palmölbooms gehören. Sie können den Film in unserem Shop kaufen.

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