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RegenwaldReport 04/1996

"Der Verzicht auf Tropenholz bleibt weiterhin notwendig"

von Hasjrul Junaid

Am schnellsten verschwinden die Tropenwälder. Die Zerstörung wird hauptsächlich verursacht durch eine Regierungspolitik, die zur irrationalen Ausbeutung der Wälder führt, durch korrupte Ministerien, grenzenlose Gier des Holzhandels und die Machtlosigkeit der Menschen, die von dieser Politik betroffen sind. In Indonesien, dem Land mit dem einst größten Regenwald nach Brasilien, wird die bedrohliche Lage der Wälder inzwischen auch von Regierungsvertretern zugegeben. Hunderte von Holzkonzessionen sind vor Jahren schon in die Hände von Armeegenerälen und mächtigen wirtschaftlichen Gruppen gefallen. Die Holzindustrie ist ein so mächtiger Teil der indonesischen Gesellschaft, dass man sagen kann, die Forstpolitik wird zu einem beträchtlichen Teil von ihr gestaltet. Viele Regierungen in tropischen Ländern beteiligen sich an der Diskussion um die Holzzertifizierung. Viele internationale Treffen wurden organisiert. Doch es werden nach wie vor keine effektiven Massnahmen ergriffen, den Raubbau zu stoppen. Die meisten Regierungen sind mehr daran interessiert, dass das Geschäft weitergeht. Das Funktionieren einer sozial gerechten und ökologischen Forstwirtschaft hängt von den ernsthaften Bemühungen von Regierungen ab. Es sollten daher alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt werden, um Regierungen zu beeinflussen und unter Druck zu setzen, damit sie ihre Aufgabe erfüllen. Einige Umweltorganisationen im Norden kümmern sich jetzt um die Zukunft des Holzhandels, statt die betroffenen Menschen zu unterstützen und ihre Position zu stärken. Die Bewohner tropischer Länder sind im Norden sogar als Schwarze Schafe der Waldzerstörung angeklagt worden. Holzzertifizierung ist heute nur in den Ländern des Nordens wirklich ein Thema. Die Idee der Zertifizierung wurde im Norden geboren, als Marktanreiz. Im Süden wird noch viel Zeit vergehen, bis die Gesellschaft von solcher Marktkontrolle profitieren kann. Marktmechanismen werden schlicht nicht funktionieren, solange Probleme wie Menschenrechte, sozial gerechte Entwicklung und Demokratie nicht gelöst werden. Das indonesische Umweltnetzwerk SKEPHI unterstützt den Prozess der Zertifizierung als EINE von vielen Massnahmen, die Forstwirtschaft zu verbessern. SKEPHI ist deshalb Mitglied beim FSC. Dennoch muss man, angesichts der nach wie vor bedrohlichen Lage in tropischen Ländern, den realistischen Blick für die Situation vor Ort behalten. Ein grosses Problem Indonesien ist der illegale Holzeinschlag, für den die Holzindustrie zum grössten Teil selbst verantwortlich ist. Die Regierung ist hauptverantwortlich für gross angelegte Umwandlung von Wäldern in Ölpalm- und Gummibaumplantagen für den Export. Demnächst soll eine Million Hektar Feuchtwald (in dem grosse Mengen Ramin vorkommen) in Reisfelder umgewandelt werden. Eingeweihte wissen, dass der Zweck dieses Projekts darin besteht, die Industrie mit billigem Holz aus diesen Kahlschlägen zu versorgen. SKEPHI ruft Verbraucher, Kommunen und nationale Regierungen weiterhin dazu auf, auf die Verwendung von indonesischem Holz zu verzichten, mindestens bis zum Jahr 2000. „Verzicht" appelliert an die Verantwortung eines jeden Konsumenten, die Verantwortlichen in Politik und Industrie zu sofortigen Massnahmen zu veranlassen, eine Waldwirtschaft durchzusetzen, die ökonomischen, ökologischen und sozialen Prinzipien entspricht. In Indonesien herrscht bereits seit mehreren Jahren ein Mangel am Rohstoff Holz. Aufgrund der schwindenden Holzvorräte operieren indonesische Unternehmen - wie ihre Kollegen aus Malaysia - heute in anderen Teilen der Welt mit exakt denselben zerstörerischen Praktiken. Das sind die Umstände, unter denen Tropenholz auf den Weltmarkt kommt, auch nach Europa. Wer heute den „Zertifizierungsprozess" unterstützt, sollte auch die tatsächliche Arbeit der Menschen in den Tropenländern unterstützen und helfen, den Raubbau zu stoppen, anstatt so genannte „nachhaltige" Holzprodukte in völlig unrealistischen Diskussionen zu propagieren.

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