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RegenwaldReport 02/1998

FSC-Betrug: Kostengünstig eingekauft

Umweltgruppen decken auf: Von Warnemünde bis zum Tchibo-Shop wird mit FSC-Holzsiegeln betrogen.

Froh verkündete das Holz-ZentralBlatt: „Tropenholz aus umweltverträglicher Waldwirtschaft für OstseeKüstenschutz bei Warnemünde". Der Westdeutsche Rundfunk machte sogar einen Fernsehfilm. Extra nach Brasilien eingeladene Journalisten, zum Beispiel von der Frankfurter Rundschau, berichteten über die „Säge mit den sanften Zähnen", die angeblich jetzt im Regenwald wirke. Bisher wurden 14.722 AcaricuaraPfähle jeweils vier Meter lang für insgesamt 1,4 Millionen Mark verbaut. Freut sich Hans Joachim Meier, Leiter des Umweltamtes in Rostock, man habe das schöne Holz „kostengünstig eingekauft". Inzwischen ist klar, was das Holz so billig macht: Precious Woods erklärte, dass der grösste Teil der Pfähle gar nicht aus ordentlicher, zertifizierter Forstwirtschaft von Precious Woods stamme, sondern wild irgendwo in Brasilien zugekauft wurde. Precious Woods behauptet, seine Kunden in Mecklenburg-Vorpommern darüber informiert zu haben, doch beim Umweltamt bestreitet man das. Kein Wunder: Offiziell hat das Land auf die Verwendung von Tropenholz verzichtet. Nur für das zertifizierte Holz sollte eine Ausnahme gemacht werden. Inzwischen hat Precious Woods eingestanden, dass die Kunden nicht informiert wurden. Der Bundesverband zum Schutz vor Rechtsmissbrauch hat inzwischen Strafantrag wegen Verdacht des Betrugs gegen Precious Woods gestellt. Rettet den Regenwald und zahlreiche andere Gruppen fordern vom FSC, der Firma das Zertifikat zu entziehen. „Teakholz aus Plantagen in Java von wichtigen Umweltorganisationen anerkannt" stand auf den Gartenmöbeln in den Tchibo-Filialen. Mitglieder von Robin Wood fragten bei der Firmenzentrale nach und erhielten die Antwort, das Holz sei vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert. Doch zeigen wollte Tchibo das Dokument nicht. Aus gutem Grund: Nachfragen von Umweltgruppen bei der FSC-Zentrale in Mexico ergaben, dass in ganz Indonesien keine vom FSC anerkannten Zertifikate vergeben worden sind. Die Angaben von Tchibo waren gelogen. Schliesslich gab Tchibo-Sprecherin Christiane Schulz zu: ,Wir wussten, dass die Indonesier unberechtigt den FSC-Namen benutzen. Leider wurde die Information intern nicht weitergegeben." Ob das Zertifikat von Perum Perhutani, einer staatlichen Plantagengesellschaft auf Java in Indonesien, oder von Tchibo in Deutschland gefälscht wurde, ist bis heute ungeklärt. Seit der holländischen Kolonialzeit wird auf Java tatsächlich Teak angepflanzt. Doch diese Plantagen sind zum grossen Teil nicht sozial- und umweltfreundlich, wie vom FSC verlangt. Zwischen der staatlichen Verwaltung und den Bauern in der Umgebung der Plantagen tobt ein erbitterter Kampf. „Praktisch jede Woche gibt es Tote auf Seiten der Förster und der Bauern", berichten indonesische Umweltorganisationen. Die Bauern wollen traditionell die Wälder für sich nutzen. Der Staat hat ihnen oft ihre Lebensgrundlage beschnitten. Der dritte Schwindel liess nicht lange auf sich warten. Das Einrichtungshaus habitat, eine Schwesterfirma von Ikea, behauptete, seine Teakholzmöbel seien zertifiziert. Nach Protesten von Robin Wood musste die Firma sich entschuldigen und die falschen Behauptungen zurücknehmen. Der Fall habitat ist aus zwei Gründen besonders schwerwiegend: Erstens ist Ikea, das zur gleichen Holding-Firma gehört wie habitat, sogar selber seit langem Mitglied beim FSC, und zweitens handelt habitat auch noch mit grossen Mengen von Möbeln aus Nyatoh-Holz. Dieses Holz stammt eindeutig aus Raubbau in Asien. Rettet den Regenwald hat habitat aufgefordert, diesen Handel sofort einzustellen. Der vierte Betrugsfall hat nur indirekt mit dem FSC zu tun. Der WWF hat in vielen Ländern so genannte „Käufergruppen" organisiert, Firmen die sich verpflichten, auch (ein bisschen zumindest) FSC-zertifiziertes Holz zu handeln. In Deutschland tritt der Verband, zu dem zum Beispiel der OttoVersand und die Panda GmbH gehören, unter dem Namen „Gruppe 98" auf. In Anzeigen rund um München bildeten OBI-Baumärkte stolz ein „Umweltzeichen Gruppe 98" ab. Ein solches Zeichen gibt es aber überhaupt nicht. Im Eiltempo forderte OBI seine Baumärkte auf, die gefälschte Werbung zu stoppen: Originalton OBI: „Wir konnten gerade noch einen äusserst negativen Presseartikel von Pro Regenwald verhindern. Sollte allerdings nichts geschehen, wird dieser Artikel wohl veröffentlicht, was zu einer äusserst schlechten Presse für OBI führen könnte."

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