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RegenwaldReport 04/2006

Geld stinkt doch ...

... in der Kreisstadt Schwäbisch Hall zum Beispiel nach sozialer Ausbeutung, Ausrottung der Tierwelt und massiver Regenwaldzerstörung

In Schwäbisch Hall soll noch bis Jahresende ein Kraftwerk in Betrieb gehen, das Strom und Wärme aus billigem Palmöl liefert. Jahresbedarf: 7.500 Tonnen. Der Einsatz von heimischem Rapsöl ist nach Angaben der Stadtwerke Schwäbisch Hall unwirtschaftlich. Kein Wunder: Palmöl-Plantagen sind gleichbedeutend mit sozialer Ausbeutung, Kinderarbeit, Regenwaldvernichtung und Menschenrechtsverletzungen. Kosten für Umweltschäden wie Regenwaldzerstörung und Verlust der Artenvielfalt, aber auch Gesundheitsschäden bei den betroffenen Menschen durch den massiven Einsatz von Agrargiften fließen in den Preis für Palmöl nicht ein, sonst wäre es konkurrenzlos teuer.

Dabei geht es nicht nur um das eine Kraftwerk von Schwäbisch Hall. Im Geschäftsbericht 2005 der Stadtwerke heißt es „Weitere komplexe Stromerzeugungsanlagen dieser Art werden wir im Wege von Contracting auch für andere Stadtwerke erstellen“. So werden die Stadtwerke Schwäbisch Hall, wenn wir sie nicht stoppen, zum Trendsetter für die Regenwaldzerstörung.

Die Stadtwerke Schwäbisch Hall argumentieren unter anderem mit der positiven CO2-Bilanz von Palmölverstromung. Wissenschaftler um Florian Siegert vom Geo-Bio-Center der Ludwig-Maximilians-Universität München sehen das ganz anders. Fakt ist, dass vor allem in Indonesien Regenwälder abgefackelt werden, um neue Plantagenflächen zu gewinnen. Auch in Malaysia sind seit 1985 Plantagen für 87 Prozent der Waldverluste verantwortlich. Dramatisch ist, dass die Feuer auch viele Torfwälder vernichten. Ein Teil der Regenwälder wächst auf Torf, der sich in Jahrtausenden gebildet hat. Diese Schichten, die bis zu 18 Meter dick sein können, speichern große Mengen Kohlenstoff. Siegert zufolge tragen die Torfwaldbrände in Indonesien maßgeblich zum Anstieg der Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre bei.

„Unsere Zahlen für 1997 zeigen, dass die Kohlendioxidmenge aus verbrannten Torfwäldern Indonesiens damals rund ein Viertel der globalen CO2-Emissionen ausmachte“, sagt Siegert. 2006 betrage dieser Anteil bisher hochgerechnet 5 bis 15 Prozent. Die Zahlen führen die angeblich neutrale Klimabilanz von Treibstoffen oder Strom aus Palmöl ad absurdum.

Die Stadtwerke Schwäbisch Hall sagen, dass bei ihnen eingesetzte Palmöl stamme aus Malaysia von einer alten Plantage, die die Firma nächstes Jahr selber begutachten will. Dann brennt das Palmöl allerdings bereits im Kraftwerk. Aber egal woher das Öl konkret kommt, die weltweit steigende Nachfrage nach Palmöl, auch aus Deutschland, treibt die Plantagen unternehmen in den Regenwald von Borneo. Das heißt jeder Import von Palmöl bedeutet eine zusätzlichen Druck auf die Regenwälder durch Ausweitung von Plantagen. Mit den letzten Regenwäldern in Südostasien sterben auch die akut von Ausrottung bedohten Orang Utans. Nach Angaben der Borneo-Orang-Utan-Foundation (BOS) sind allein in diesem Jahr durch die Feuer 1.000 Orang aus den Wäldern vertrieben worden und dann umgekommen.

Dieses Problem, dass die steigende Nachfrage auf die Natur drückt, können die Stadtwerke, die sich in der Öffentlichkeit gerne als besonders umwelt- und naturfreundlich ausgeben nicht auflösen.

Bitte protestieren Sie bei den Verantwortlichen gegen die Verwendung von Palmöl zur Energiegewinnung. Schreiben Sie selbst formulierte Briefe oder nutzen Sie unseren Musterbrief, den Sie unter wwwregenwald.org finden.

Auch Holland verbrennt Regenwald

Die Firma Essent ist der zweitgrößte Stromproduzent der Niederlande. 2005 verbannte Essent 200.000 Tonnen Palmöl in den Kraftwerken in Geertruidenberg und Maasbracht. Gegenüber der niederländischen Umweltorganisation Milieudefensie (in Deutschland BUND) gab die Firma offen zu, dass sie die Nachhaltigkeit der Palmölproduktion und die Herkunft des Stoffes nicht nachweisen kann. In Asien sind Palmölplantagen die Hauptursache für mehr Regenwaldzerstörung. Allein Indonesien will die Palmölplantagen wegen der starken Nachfrage um 20 Millionen Hektar ausweiten. Bitte helfen Sie unseren niederländischen Umweltfreunden, indem Sie die Protestmail absenden.

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