Regenwald Report 02/2012 Der Gipfel des Kahlschlags
Während im Juni auf der UN-Entwicklungs-Konferenz in Rio de Janeiro mit höchstem Aufgebot um die Ressourcen der Erde gerungen wird, fällt gleich nebenan ein Urwaldriese nach dem anderen: Rasant opfert Brasilien seine Regenwälder wirtschaftlichen Interessen – und handelt damit nach dem Motto von „Rio+20“: Wachstum durch grüne Ökonomie
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haben längst begonnen
Auf Dilma Rousseff sind die Augen der Welt gerichtet. Nicht nur, weil Brasiliens Präsidentin in Rio etwa 100 Regierungschefs empfängt. Sondern weil die mächtigste Frau im größten Land Südamerikas mit ihrer Stimme die Regenwälder Amazoniens bewahren kann. Im Januar 2011 war sie mit dem Versprechen angetreten, Brasiliens artenreiche Natur zu schützen. Doch wieder beweisen zwei Projekte, dass die Industrie das Sagen hat. Wird sie diese nicht aufhalten, sind am Ende die Natur und ihre Bewohner die Verlierer.Seit März hängen in brasilianischen Städten 150.000 Protestplakate gegen das neue Waldgesetz. Sie sollen den Druck auf die Präsidentin erhöhen, damit sie ihr Veto einlegt und die drohenden Kahlschläge verhindert. Seit 1965 gibt es in Brasilien ein Gesetz zum Schutz der Wälder. Großgrundbesitzer, Spekulanten und Konzerne versuchen seit Jahren, es aufzuweichen, um neues Land zu erschließen. „Auf dem Spiel stehen Waldfächen so groß wie Deutschland, Italien und Österreich zusammen. Für die Artenvielfalt, die Menschen und das Weltklima wäre die Gesetzesänderung katastrophal“, erklärt Klaus Schenck, Waldexperte von Rettet den Regenwald.
Das neue Waldgesetz und der Staudamm Belo Montebedrohen den Regenwald
„Für den Bau des Belo Monte-Staudamms muss man nicht nur Brasilien verurteilen, sondern auch alle Firmen, die daran kräftig mitverdienen“, kritisiert Bischof Erwin Kräutler und meint europäische Konzerne wie Siemens und Daimler. Sie liefern die Ausrüstung für ein Projekt, das Umweltstandards und Menschenrechte verletzt. „Ein Großteil der Aufagen für Belo Monte sind nicht erfüllt, das ist rechtswidrig“, erklärt der brasilianische Staatsanwalt Claudio Terre de Amaral. Auch die indigenen Völker am Xingu-Fluss wurden nicht angehört, so wie es das Recht vorsieht. Mehr als 20.000 Menschen würden für das Staudammprojekt vertrieben. 600 km2 Urwald versinken im Stausee. Vom Kraftwerk proftieren vor allem Bergbaukonzerne, die Energie brauchen, um die Bodenschätze Amazoniens zu fördern. „Belo Monte ist nur der Startschuss“, warnt Kräutler. „Allein am Xingu sollen vier weitere Staudämme entstehen.“ Doch der Widerstand gegen Belo Monte wächst. In Brasilien und weltweit.
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