Regenwald Report 02/2012 „Unsere Natur braucht jedes Tier“
In Panama kämpfen die Ngobe-Indianer am Tabasará-Fluss um ihren Lebensraum. Das fruchtbare Flusstal soll in einem Stausee ertrinken
Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und AktionenEine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.

gezählt. Diese beiden leben nur im Tabasará-Gebirge
„Wir leben von unserem Land und in einem beständigen Dialog mit der Natur. Wir sind Selbstversorger, in diesen Bergen ernten wir Reis und Maniok und züchten Hühner”, erklärt der Indigene Ricardo Miranda. „Wenn das Wasserkraft-werk gebaut wird, dann verschwindet unsere Welt unter den Wassermassen.“
Das wäre auch für die Artenvielfalt fatal. Der Regenwald der Ngobe im sehr regenreichen Tabasará-Gebirge ist ein idealer, aber hochgefährdeter Lebensraum für Amphibien und Reptilien, darunter viele nur dort vorkommende und vom Aussterben bedrohte Froscharten. Das bestätigt auch Andreas Hertz vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt. Der Biologe untersucht mit einem Wissenschaftlerteam seit Jahren die schwer zugängliche Gebirgsregion. Während einer Expedition des Instituts im Jahr 2006 wurden innerhalb von nur 24 Stunden gleich vier neue Echsenarten entdeckt.
Die Energieunternehmen und die panamaische Regierung von Präsident Martinelli wollen den Staudamm um jeden Preis durchdrücken. 60 weitere Wasserkraftwerke sind landesweit geplant. An vielen Projekten ist die Martinelli-Familie als Anteilseigner direkt beteiligt.
Proteste werden gewaltsam unterdrückt
Die Regierung hat das Land der Ngobe zwar offziell als autonomes Indigenen-Territorium anerkannt. Doch ihre Zustimmung zu dem Staudamm haben die Indianer nicht gegeben. Ihre Proteste werden gewaltsam unterdrückt: Zwei Menschen starben im Februar, mehr als hundert wurden verletzt oder verhaftet. Die Baukosten für das Barro Blanco-Wasserkraftwerk werden auf umgerechnet fast 100 Millionen Euro veranschlagt. Fast 20 Millionen Euro davon haben drei öffentliche Entwicklungsbanken bewilligt, darunter die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft GmbH (DEG), eine Tochter der staatlichen KfW-Bankengruppe.
Die Indigenen und Umweltschützer fordern die DEG-Bank auf, keine Gelder für das Staudammprojekt freizugeben.
NGOBE-INDIANER
Die 110.000 Ngobe sind die größte indigene Minderheit in Panama. Ihr staatlich anerkanntes Autonomiegebiet Ngobe Bugle (7.000 km²) im Nordwesten des Landes ist in weiten Teilen noch von Regenwäldern bedeckt. Die Ngobe haben mit ihrer Lebensweise die Naturschätze bis heute bewahrt.ARTENVIELFALT IN PANAMA
Das kleine mittelamerikanische Land ist durch seine abwechslungsreichen tropischen Ökosysteme sehr reich an Biodiversität: Etwa 10.500 Pflanzenarten, darunter 1.200 Orchideen, knapp 700 Farn- und 1.500 Baumarten, fast 1.000 Vogel- sowie über 250 Säugetierarten wurden dort bereits bestimmt.Weitere Artikel dieser Ausgabe
Zu Tode geliebt
Plumploris gehören zu den bedrohtesten Primatenarten der Erde. Sie sind streng geschützt und werden dennoch gejagt, verstümmelt und als niedliche Haustiere missbraucht. Die kleinen Affen mit den großen Augen brauchen dringend unsere Hilfe
Der Gipfel des Kahlschlags
Während im Juni auf der UN-Entwicklungs-Konferenz in Rio de Janeiro mit höchstem Aufgebot um die Ressourcen der Erde gerungen wird, fällt gleich nebenan ein Urwaldriese nach dem anderen: Rasant opfert Brasilien seine Regenwälder wirtschaftlichen Interessen – und handelt damit nach dem Motto von „Rio+20“: Wachstum durch grüne Ökonomie
Wunderwerk Regenwald
Wer im Dschungel überleben will, muss einen raffinierten Trick beherrschen, schnell rennen oder klettern können, gut aussehen oder riechen. Am besten, man kann etwas, was sonst keiner kann – so wie Aguti, Prachtbiene und Paranuss-Baum am Amazonas. Eine Geschichte über die geniale Symbiose zwischen Tieren und Pflanzen in einem der artenreichsten Lebensräume der Erde
Aktuelle Meldungen
„Wir brauchen Kakao und Gemüse – keine Ölpalmen!“
Unverantwortliche deutsche Entwicklungspolitik: In Nicaragua werden mit Steuergeldern zwei gegensätzliche Projekte gefördert – das gefährdet Bauern und Umwelt