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Regenwald Report 03/2018 · Savannen

Vielfalt zwischen den Hufen

Giraffen in Südafrika Giraffen erreichen zwar hohe Äste der Akazien, fressen trotzdem vorwiegend niedrigere Pflanzenteile und halten den Hals dafür waagerecht (© Mathias Rittgerott)

Afrikas Süden ist geprägt von weiten Savannen. Die Grasländer stehen Wäldern an Biodiversität in nichts nach, verbergen den Großteil ihrer Biomasse jedoch unterirdisch. Dicht beieinanderstehende Bäume sieht man kaum. Wären da nicht Plantagen von Kiefern, Eukalyptus und Akazien. Die Pflanzungen mögen üppig aussehen, sie ersetzen jedoch die Natur durch grüne Wüsten – der Lebensraum von einheimischen Pflanzen, Tieren und Menschen wird damit zerstört

Dieser endlose Himmel, diese Weite! Ein Meer aus ungezählten Halmen überzieht Hügel und Ebenen im südlichen Afrika. Freier Blick bis zum Horizont, nur selten von Bäumen verstellt, von dichtem Wald keine Spur – Ökologen sind begeistert. Denn dichte Gehölze gehören hier nicht hin. Die Savanne ist das Reich der Gräser.

Ist doch bloß Gras! Wälder sind doch viel üppiger! Diese Einschätzung dürfte weitverbreitet sein – und doch ist sie falsch. Grasländer strotzen vor Leben und bergen einen immensen Reichtum an Tier- und Pflanzenarten. Sie speichern zudem sehr viel Kohlenstoff. Die Mengen variieren dabei von Region zu Region. Das Geheimnis der Grasländer liegt unter der Erdoberfläche, wo Pflanzen in Wurzelstöcken und Knollen den Großteil ihrer Biomasse verstauen.

Weltkarte - Savannen und Grasländer Grasländer gibt es auf allen fünf Kontinenten. In den Tropen spricht man von Savannen. Brasiliens Cerrado ist eine tropische Savanne. Zu den außertropischen Grasländern gehören Nordamerikas Prärie, Südamerikas Pampas und Zentralasiens Steppen (© Rettet den Regenwald e.V.)

Als tropische Variante eines Graslandes bedecken Savannen 15 Prozent der Erdoberfläche. Dabei gibt es die einheitliche Savanne nicht. Vielmehr unterscheiden Biologen, Klimatologen und Geografen zahllose Formen zwischen Gras- und Baumsavanne, zwischen Trocken- und Feuchtsavanne. Gemeinsam ist ihnen der Konkurrenzkampf zwischen Gras und Baum. Offene Landschaft versus schattiger Wald. Wo heute Savannen sind, gibt es sie großteils bereits seit mehreren Millionen Jahren. Sie sind kein kläglicher Rest, der nach einer Rodung übrig geblieben wäre. Sie sind die ursprüngliche Vegetation.

Savannen gedeihen dort, wo es für Halbwüsten zu feucht und für Wälder zu trocken ist. Von großer Bedeutung ist die ungleiche Verfügbarkeit von Wasser, was Pflanzen und Tiere dazu zwingt, sich an eine Trockenzeit und eine Regenzeit anzupassen. Hinzu treten Faktoren wie die gestalterische Kraft von Feuer und Tieren. Durch Blitzschlag entzündet, brennen die Savannen Afrikas regelmäßig nieder. Mancherorts blühen Blumen just nach einem Brand farbenprächtig auf. Gnus, Gazellen halten durchs Weiden Buschwerk zurück, besonders eifrig verbreiten Paviane mit ihrem Kot Pflanzensamen, die wohlgedüngt keimen. Termiten errichten meterhohe Termitenhügel, die bestimmte Baumarten zu schätzen wissen und die zu Waldinseln heranwachsen können.

Eukalyptus-Plantage in Südafrika für die Herstellung von Zellstoff Ein Baum ist gut, viele Bäume sogar besser. Was naheliegend scheint, kann grundverkehrt sein. Eukalyptusplantagen sind grüne Wüsten (© Rettet den Regenwald / Mathias Rittgerott)

Klima, Wasser, Feuer, Tiere – sie schaffen und erhalten die Savannen. Der große Zerstörer ist dagegen der Mensch: Seit Jahrtausenden pflügt er Grasländer um, überzieht sie mit Viehweiden und bepflanzt sie neuerdings vermehrt mit Bäumen. In kilometerlangen Plantagen stehen Bäume aufrecht in Reih und Glied. Nach wenigen Jahren werden sie „geerntet“, wie Forstwirte sagen. Dabei geht es in Wirklichkeit um Kahlschlag. Zellstoff- und Papier-fabriken sind die wichtigsten Abnehmer der Plantagen-Bäume. Derzeit plant die Firma Portucel ein milliardenschweres Projekt. (Unterstützen Sie die Petition auf Seite 11.)

Aktiv werden! Unterschreiben Sie unsere Petition

Für eine Zellstofffabrik sollen in Mosambik bis zu 237.000 Hektar Natur zerstört werden, darunterSavannen und Miombo-Wälder. Die Firma Portucel will das Land mit Eukalyptusplantagen überziehen, die das Holz liefern. Die ländliche Bevölkerung leidet unter Landraub und verarmt.

Portucel hat bereits Tausende Hektar Wald gerodet. In 12 Jahren sollen alle Plantagen angelegt sein. Es ist also noch nicht zu spät! Wir können wertvolle Waldgebiete retten.
www.regenwald.org/petitionen

Eukalyptusbäume und Kiefern verursachen einen ökologischen Niedergang sondergleichen. Plantagenbäume spenden Schatten, wo heimische Pflanzen grelles Sonnenlicht benötigen und nun eingehen. Reptilien, kleine Säugetiere, Vögel finden weder Nahrung noch Unterkunft. Der Boden wird verbacken und leichtes Opfer für Erosion. Plantagen richten am Grundwasser immensen Schaden an. Je nach Alter und Standort benötigt ein Eukalyptus-Baum täglich bis zu 1.000 Liter.

Savannen müssen endlich als das gesehen werden, was sie sind: Ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere, den man nicht zerstören darf. Wo die Natur keine Bäume vorgesehen hat, sollte der Mensch keine pflanzen.

Collage Blütenpflanzen in Südafrika In Südafrika wachsen viele, oft endemische Blütenpflanzen: Leucospermum praemosrum (o.l), Greyia sutherlandi (o.r), Euphorbia sekukuniensis (u.l.) und Orphium frutescens. (© Hedwig Storch - Michael Wolf - JMK - Jon Richfied)


„Savannen sind voller Leben – Plantagen öde und leer“

Egal bei welchem Wetter, die Savanne überraschte mich immer wieder mit ihrer Schönheit. An sonnigen Tagen wurde das Grasland zu einem goldenen Schimmer, in der Regenzeit kamen alle Grüntöne und farbenfrohe Blüten zum Vorschein und an nebligen Tagen bekam alles eine mystische Atmosphäre. Am schönsten war für mich die Zeit nach dem Brand. Aus verkohlten Böden wuchs neues Leben. Auf einem schwarzen Feld sprossen überall kleine grüne Gräser. Und ob ich wollte oder nicht: Ich wurde alltäglich mit Spinnen, handtellergroßen Heuschrecken und einer Vielzahl an Käfern konfrontiert – ich kam gar nicht darum herum, diese Vielfalt lieben zu lernen.

Doch zwangsweise lernte ich auch die öden Seiten des Landes, die ökologischen Wüsten, kennen: schier endlose Holzplantagen, die Bäume in Reih und Glied und nicht voneinander zu unterscheiden. Nur ein paar Schritte hinein in eine Plantage – und schon spürte ich die Eintönigkeit und Trostlosigkeit. Ich sah keinen einzigen Schmetterling und hörte keinen Vogel. Stattdessen stand ich inmitten von aufgestellten „Streichhölzern“, die in Ausmaß und Größe ein Gefühl der Ohnmacht hinterließen.

Theresa in Südafrika Theresa Loch auf einer Demo gegen Holzplantagen in Südafrika. Neben Aktivisten und Unterstützern nahmen auch Hunderte Schulkinder mit selbst gemalten Plakaten und Bannern an dem Protest teil (© privat)

Begeistert haben mich die Jugendlichen, die sich voller Elan und Kreativität für ihre Umwelt einsetzen. Manche schreiben Gedichte über ihre Liebe zur Natur, andere drehen kurze Videos und wieder andere halten Vorträge in ihren Gemeinden. Es geht allen darum, Wissen weiterzugeben und bei den Menschen ein Bewusstsein für die zerstörerischen Auswirkungen der Holzplantagen zu schaffen.

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