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Regenwald Report 03/2022 · MADAGASKAR

„Diese Mine zerstört unsere Existenz!“

MINE Madagaskar Tausende Hektar Wald wurden für die Mine gerodet. (© Google Earth 2022)

Vor 20 Jahren hat sich im Süden Madagaskars das Leben von Tausenden Menschen dramatisch verändert: Damals begann der Bau einer gigantischen Mine zur Förderung von Titandioxid, die bis heute die Umwelt verwüstet.

Die Menschen in der Region Anosy auf Madagaskar leben von dem, was sie anbauen, von der Fischerei und der Weberei aus Mahampy-Schilf. Mit einem großen Bergbauprojekt sollte ihre Armut bekämpft werden – das versprach die Regierung den umliegenden Gemeinden. Doch stattdessen verursacht die Titandioxid-Mine, ein Gemeinschaftsprojekt des Bergbaukonzerns Rio Tinto mit dem madagassischen Staat, nur Konflikte: Hunderte Menschen wurden für den Bau vertrieben; Dorfbewohner haben ihr Land, den Zugang zum Wald und die Versorgung mit sauberem Wasser verloren. Seit dem Betrieb der Mine hat sich ihr Einkommen fast halbiert. Und viele klagen über gesundheitliche Probleme. 

„Unabhängige Studien haben an einigen Orten flussabwärts erhöhte Uran- und Bleikonzentrationen nachgewiesen, die weit über den WHO-Richtlinien für sicheres Trinkwasser liegen“, erklärt Yvonne Orengo, Direktorin des Andrew Lees Trust (ALT UK), der die Entwicklung der Mine seit über zwei Jahrzehnten verfolgt. 

Im Februar und März 2022 brachen nach schweren Regenfällen zwei Dämme des Sammelbeckens der Mine; eine Million Kubikmeter Wasser wurden abgelassen, um einen vollständigen Einsturz der Dämme zu verhindern. Die Folge waren Hunderte toter Fische im angrenzenden See und ein Fangverbot für fast drei Monate. 

Fischsterben bei Titandioxidmine, Madagaskar Ein Dammbruch mit giftigem Abwasser verursachte ein Fischsterben

Weil die Menschen keine Nahrung und keine Einkommensquelle mehr hatten, machten sie mit Demonstrationen auf ihre Notlage aufmerksam. Das Militär griff ein, sechs Personen wurden verhaftet und elf verletzt. Das Fischsterben und das Fangverbot sind der jüngste Schlag für die Gemeinden, die das Bergwerk für die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen und ihrer Gesundheit verantwortlich machen. 

Das Unternehmen leugnet die Verantwortung für das Fischsterben und bestreitet auch die Ableitung giftiger Abwässer. Diese Behauptungen hat ALT UK bei einem Treffen mit dem Vorstand von Rio Tinto angefochten. „Die drei wichtigsten Punkte für uns sind die Folgen der Dammbrüche, die Wasserqualität und die erforderlichen Abhilfemaßnahmen für die Fischer und Gemeinden“, erklärt Yvonne Orengo.

Internationale Aufmerksamkeit für die Probleme in Madagaskar ist wichtig, um die Rechte der Menschen zu stärken - insbesondere ihr Recht, gegen den Bergbau und seine Folgen zu protestieren. Rettet den Regenwald unterstützt sie dabei. 

Titandioxid – das giftige Weiß

Titandioxid wird aus Titaneisen (Ilmenit) gewonnen und dient der Industrie als Weißmacher. Es steckt in Lacken, Farben, Kunststoffen, Papier bis hin zu Kosmetika und Zahnpasta. In Lebensmitteln (Süßwaren, Kaugummis, Dragees etc.) ist es seit Mitte 2022 EU-weit verboten. Denn möglicherweise können die chemischen Substanzen das Erbgut verändern.

 

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