Der Irrtum über „grüne“ Geldanlagen

Plantage in Ecuador Ein Baum wie der andere: Dürftige Teakplantage in Ecuador Investition in Plantagen

Wald pflanzen und Regenwald schützen versprechen einige Anzeigen im ­Internet. Für die „Nachhaltigen Geldanlagen“ winken den Kunden sogar zweistellige Renditen. Doch die Anleger investieren hier nicht in Wälder, sondern in öde Plantagen – mit hohem Risiko

Kerzengerade in Reih und Glied ragen die Teakstämme aus der nackten Erde. Die Bäume sind astfrei, alle gleich hoch und recken nur oben ihre tellergroßen Blätter der Tropensonne entgegen. Unter unseren Füßen raschelt vertrocknetes Laub, die Plantage ist still und leblos. Von der Artenvielfalt und dem Tierkonzert der Regenwälder ist nichts zu spüren, nur Monotonie.

Die Anzeigen und Prospekte der Betreiber suggerieren meist ein anderes Bild. Da prangt ein Jaguar auf der Titelseite, unter die Aufnahmen grüner Plantagen werden Fotos von üppiger tropischer Vegetation und Tieren gemischt. Anleger sollen hier den Eindruck bekommen, dass mit ihrem Geld ein Wald heranwachse – die Werbung zielt schließlich auf umweltbewusste Kunden ab. Und mit dem Bäumepflanzen und dem tropischen Edelholz ließen sich sogar fantastische Renditen erzielen: 10, 12 oder gar 15 Prozent pro Jahr seien drin, sogar mit „Baumsparverträgen“ wird geworben.

Grüne Finanzdienstleister schießen seit einigen Jahren wie Pilze aus dem Boden. Sie suchen Investitionen für Holz- und Rohstoffplantagen in den Tropen: Edler Teak in Costa Rica, Mahagonibäume in der Dominikanischen Republik, Eukalyptuspflanzungen im brasilianischen Amazonasregenwald oder auch Kautschuk- und Kakaobäume in Panama oder Peru sowie Ölpalmen in Ecuador.

Viele Betreiber scheitern an den Herausforderungen einer Tropenholz-Plantage

Investition in Plantagen

Doch die Plantagen mit den getrimmten und zumeist exotischen Bäumen sind für die Natur wertlos, erfüllen nicht die vielfältigen Funktionen der Wälder zum Schutz der Artenvielfalt, der Böden, des Wasserhaushalts und des Klimas. Der Platz wird mit dem Bulldozer geschaffen; Arbeiter versprühen oft Pestizide und Herbizide, um die auf Monokulturen häufigen Schädlinge in Schach zu halten und unerwünschte Pflanzen zu unterdrücken. Schneisen sollen vor Feuern schützen, Zäune und Wächter Holzräuber fernhalten.

Trotz aller Bemühungen dürften etliche Betreiber an den Herausforderungen ihrer Tropen-Projekte scheitern und die Ernte der Hölzer nicht erleben. Zwar wachsen die Bäume am Äquator schnell, doch hochwertiges Edelholz lässt sich innerhalb der Vertrags-Laufzeiten von meist rund zwanzig Jahren wohl kaum erzielen. Vom Stammdurchmesser muss man noch Rinde und Splintholz abziehen. Und selbst das verbleibende Kernholz ist bei so jungen Bäumen von minderwertiger Qualität. Hochwertige Tropenhölzer benötigen zum Wachsen viele Jahrzehnte und stammen deshalb meist aus Regenwaldabholzung. Hinter den in den Katalogen vorgerechneten Mengen und Erlösen steht also ein großes Fragezeichen.

Anlegern fällt es im Streitfall schwer, ihre Interessen geltend zu machen

So lässt das Geschäft zunächst einmal die Kassen der Betreiberfirmen klingeln. Ob das auch für die Anleger gilt, wird die Zukunft zeigen. Die meisten der Projekte starteten in den letzten Jahren. Über deren Erfolg oder Misserfolg liegen bisher sehr wenige Erfahrungen vor. Die Laufzeiten sind für Investoren sehr lang und ein vorzeitiger Ausstieg ist oft nur unter großen Verlusten möglich. Komplizierte Firmenkonstrukte über mehrere Länder und verwirrende Angaben in den Werbe- und Projektunterlagen erschweren es im Streitfall den Investoren, ihre Interessen geltend zu machen oder einzuklagen.

Derartige Direktinvestments gehören zum sogenannten „Grauen Kapitalmarkt“, der keinerlei staatlicher Aufsicht unterliegt. Die Anleger müssen selbst abschätzen, ob die Anbieter seriös, die Angebote fair und die Vertragsbedingungen transparent sind.

Die Schweizer Prime Forestry AG, die Teakplantagen in Panama betrieb, ging schon 2006 spektakulär pleite. Wie sich herausstellte, hatten die Chefs die Kassen geplündert und den Großteil der Gelder in die Karibik verschoben. Deutsche Anleger sollen dabei um „fünf bis zehn Millionen Euro“ geprellt worden sein. Insgesamt hatten etwa 3.500 Investoren rund 63 Millionen Schweizer Franken in die Firma eingezahlt (s. Regenwald Report 3/2006 „Betrug mit Öko-Holz“).

FAZIT

Holzplantagen sind keine Wälder, ihr Nutzen für Menschen, Umwelt und Klima ist sehr fraglich. Ob die Anleger ihr Geld zurückerhalten oder ob sich die Renditeversprechen einhalten lassen, ist genauso wenig sicher.

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