Dringend: Ein Schutzgebiet für Pinguine in Chile!

flatternder Humboldt-Pinguin 13.000 Brutpaare der bedrohten Humboldt-Pinguine brüten in der Meeresregion La Higuera - Isla Chañaral in Chile (© frei)
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Die Meeresregion vor der nordchilenischen Küste ist Brutgebiet der gefährdeten Humboldt-Pinguine. Ein Minenunternehmen versucht mit allen Mitteln, einen Hafen in dem Brutgebiet zu bauen, um Erze zu verschiffen. Jetzt zählt jede Unterschrift: Chiles Umweltschützer fordern ein strenges Schutzgebiet, um die Heimat der Pinguine zu retten!

News und Updates Appell

An: Präsidentin der Republik Chile Michelle Bachelet, Umweltminister Marcelo Mena Carrasco

„Stellen Sie die Heimat der Pinguine unter strengen Schutz und beantragen Sie die Anerkennung der Meeresregion La Higuera-Isla Chañaral als UNESCO-Weltnaturerbe.“

Ganzes Anschreiben lesen

Die Meeresregion „La Higuera-Isla Chañaral“ beherbergt eine einzigartige Artenvielfalt: Es tummeln sich Wale, Delfine und auch der bedrohte Humboldt-Pinguin zieht auf den Inseln vor der chilenischen Küste seinen Nachwuchs auf. Es ist das Nahrungs- und Brutgebiet für rund 80 Prozent der weltweiten Population der Humboldt-Pinguine. Die Meeresregion gilt als einer der 35 Hotspots der Biodiversität der Welt.

Das Minenunternehmen Andes Iron ignoniert diesen Schatz der Natur. Es plant, in der Region Erz im Tagebau zu fördern, welches dann von einem Industriehafen in Totoralillo Norte in alle Welt verschifft werden soll. Dieser Hafen würde nicht nur den Lebensraum der Pinguine, sondern das ganze Ökosystem zerstören.

Es ist nicht das erste Projekt solchen Ausmaßes: Seit über 20 Jahren gefährden Industrieprojekte wie Kohlekraftwerke, Bergwerke und Häfen das artenreiche Meeresgebiet. Klagen von Umweltschützern wurden nicht ausreichend beachtet.

Nun gibt es Grund zur Hoffnung: Die Regional-Regierung hat sich auf Druck lokaler Proteste gegen die Hafen-Pläne von Andes Iron ausgesprochen. Ein erster Erfolg für die Pinguine! Jetzt, wo sich der Wind zu Gunsten der Natur gedreht hat, fordern wir die Meeresregion „La Higuera-Isla Chañaral“ endgültig zur strengen Schutzzone zu erklären und bitten, das maritime Paradies zum UNESCO-Weltnaturerbe zu ernennen.

Die Zeit drängt. Denn das Unternehmen Andes Iron hat angekündigt, gegen die Entscheidung der Regional-Regierung juristisch vorzugehen und Klage in der Hauptstadt einzureichen.

Bitte helfen Sie mit Ihrer Unterschrift, damit der Traum für die Pinguine wahr wird.

Hinter­gründe

Rettung in Sicht

Die lokalen Bürgerproteste gegen das Projekt des Minenunternehmens finden Gehör. Der Widerstand in der nordchilenischen Region Coquimbo formiert sich und hat Erfolg. Hier einige Einblicke in den Demonstrationen vom Februar 2017:

Erste Schutzbemühungen

Das Meeresgebiet vor der chilenischen Küste ist wegen des kalten Aufquellgebiets des Humboldt-Stroms unglaublich artenreich. Dieser Schatz der Natur wurde bereits erkannt, leider wird er aber  nicht ausreichend geschützt. Zwei kleine Meeresschutzzonen (Reserva Marina Islas Choros y Damas und Reserva Marina Isla Chañaral) und das Nationale Schutzgebiet des Humboldt-Pinguins (Reserva Nacional Pingüino de Humboldt) sind punktuelle Schutzgebiete, die sich lediglich einen Kilometer um die Brutinseln ziehen. Sie beherbergen 13.000 Brutpaare – das entspricht 80 Prozent der gesamten Population der vom Aussterben bedrohten Spezies (spheniscus humboldti). Dieser Flickenteppich von geschützten Gewässern wird der Lebensweise der Tiere nicht gerecht.

Deswegen hat die Umweltschutzorganisation Oceana im Jahr 2010 beantragt, eine großflächigeres, zusammenhängendes Gebiet unter Schutz zu stellen. Sie fordert bis heute, die besonders wertvolle Küsten- und Meeresregion zwischen Caleta Chañaral de Aceituno und Caleta Hornos (3.445 Quadratkilometer Meeresfläche, 294 km Küstenlinie) zur Meeresschutzzone (Área Marina y Costera Protegida de Múltiples Usos) zu erklären, um die bedrohten Arten zu schützen und den Reichtum des Meeres für Einheimische und Besucher zu erhalten. Chile würde so seine internationalen Verpflichtungen erfüllen.

Die Forderung: Meeresschutzzone und Weltnaturerbe

Mit der offiziellen Erklärung einer zusammenhängenden und großflächigen Meeres- und Küstenregion zur “Schutzzone mit verschiedener Nutzung” (Área Marina Costera Protegida de Múltiples Usos) sollen zwei Ziele erreicht werden:

1. Die Artenvielfalt in diesem Gebiet soll erhalten bleiben.

2. Die Zone soll auf legale, schonende Weise genutzt werden können. Dazu zählen die Küstenfischerei sowie die Ernte von Meeresfrüchten. Beides wird bereits heute von Einheimischen praktiziert. Eine Schutzzone würde ihren Lebensunterhalt sichern. Zur legalen Nutzung gehören auch Sport, Erholung und sanfter Tourismus.

Fünf gute Gründe für eine Schutzzone

1. In der Zone leben viele bedrohte Tierarten: unter anderem Delphine wie der Große Tümmler (Tursiops truncatus), der Meeresotter (Lontra felina), der Garnotsturmvogel (Pelecanoides garnotii) und 80 Prozent der verbliebenen Population des Humboldt-Pinguins (Spheniscus humboldti).

2. In dieser Meeresregion liegt ein bedeutendes Aufquellgebiet, in dem Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche steigt. Das führt zu einer besonders hohen Produktivität von kleinsten Organismen, die Nahrungsquelle für viele Meeressäuger, Fische und Vögel sind.

3. Die Zone erlaubt den Fang von Fischen und die Ernte von Meeresfrüchten in Mengen, die in anderen Regionen von Chile nicht möglich sind.

4. Die Bewohner sichern mit den Einnahmen aus Fischerei, dem Verkauf von Meeresfrüchten und Tourismus die Existenz ihrer Familien.

5. Die Region ist von hohem touristischen Interesse. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Sommergäste stetig gestiegen. Laut der chilenischen Naturschutzbehörde besuchten 2015 circa 40.000 Touristen das Gebiet.

Fünf Hoffnungen auf verbesserten Schutz

1. Die Unterstützung für eine Schutzzone „La Higuera-Isla Chañaral“ und für die Anerkennung als Weltnaturerbe durch die UNESCO wächst. Auch das regionale Umweltministerium befürwortet inzwischen diesen Vorschlag.

2. Vom 4. bis 8. September 2017 findet der 4. International Marine Protected Areas Congress (IMPAC) in La Serena / Coquimbo statt. 2000 Fachleute aus aller Welt diskutieren dann in unmittelbarer Nähe des Lebensraumes der Pinguine über das Thema „Meeresschutzzonen – Ozeane und Menschen treffen zusammen“. Unser Partner Sphenisco e.V. wird die Teilnehmer des Kongresses dazu auffordern, eine Resolution für den nachhaltigen Schutz von La Higuera-Isla Chañaral zu verabschieden.

3. Im vergangenen Jahr haben 225.506 Menschen in aller Welt unsere Petition zum Schutz der Humboldt-Pinguine unterstützt. Seither wächst der Widerstand gegen die aktuellen Hafen-Projekte im In- und Ausland.

4. Unter Führung der chilenischen Naturschutzbehörde CONAF arbeitet eine Expertengruppe an einem „Nationalen Rettungsplan für den Humboldt-Pinguin“. In der Gruppe ist auch Sphenisco e.V. vertreten.

5. Die Bürgerinitiative MODEMA und die Naturschutzorganisation Oceana klagen bereits gegen den genehmigten Hafen in Cruz Grande. Falls die umweltfreundliche Entscheidung zum Hafen in Totoralillo Norte Ende April gekippt werden sollte, werden sie auch dagegen protestieren. 

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Dieses Video zeigt den Kampf der ausdauernden Pinguinschützer. Seit Jahrzehnten wird die Meeresregion und damit die Existenz der Humboldt-Pinguine bedroht. Deswegen fordern wir jetzt eine strenge Schutzzone und die Anerkennung zum UNESCO-Weltnaturerbe. Nur so kann das Überleben langfristig sichergestellt werden. 

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Umweltschützer aus Chile und Europa haben im Jahr 2016 diese Deklaration verfasst. Die aktuellen Forderungen gehen freilich darüber hinaus.

La Higuera - Isla Chañaral Erklärung

La Serena 25. Januar 2016.

Aus großer Besorgnis um die Biodiversität in der Küstenregion La Higuera/Insel Chañaral und um das Wohlergehen der Bewohner dieser Region wenden sich Sphenisco e.V., Naturschutz-Organisationen und Naturfreunde aus aller Welt an die Verantwortlichen in Chile sowie die chilenische und internationale Öffentlichkeit. Anlass der Sorge ist die aktuelle Prüfung des Projektes Dominga der Firma Andes Iron durch die SEA (Behörde zur Prüfung der Umweltverträglichkeit) in der Region Coquimbo.

Von August 2012 bis Januar 2015 hat dieselbe SEA den Antrag der Firma CMP (Compañía Minera del Pacífico S.A.), in der Region La Higuera/Insel Chañaral ebenfalls einen Hafen zu bauen, unsachgemäß geprüft und das Projekt genehmigt. Aktuell laufen Klagen gegen diese Entscheidung. Dieser Hafen soll in einer Meeresregion gebaut werden, die zahlreiche bedrohte Tierarten beherbergt. Acht Arten von Walen und neun Arten von Delfinen besuchen regelmäßig diese Zone auf ihren Wanderungen und nutzen sie zur Nahrungsaufnahme. 70 Große Tümmler (Tursiops truncatus) leben hier dauerhaft. Diese Gruppe ist die einzige ganzjährig residente Kolonie dieser Spezies in ganz Chile.

Hier liegen auch zwei Meeresschutzzonen (Reserva Marina Islas Choros y Damas und Reserva Marina Isla Chañaral) und das Nationale Schutzgebiet für Humboldt-Pinguine (Reserva Nacional Pingüino de Humboldt). Diese Schutzzonen bilden gemeinsam das weltweit erste Schutzgebiet für Humboldt-Pinguine überhaupt. Es beherbergt rund 13.000 Brutpaare, das entspricht 80 Prozent der gesamten Freilandpopulation des von der Ausrottung bedrohten Humboldt-Pinguins (spheniscus humboldti).

Obwohl es sich also bei der Meeresregion La Higuera/Isla Chañaral in Nordchile um einen der 35 wichtigsten Hotspots der Biodiversität weltweit handelt, der besonders schutzwürdig ist, musste die Firma CMP im Prüfverfahren nicht zu den realen Bedingungen Stellung nehmen. So durfte die Firma ignorieren, dass der Küstenabschnitt zwischen Caleta Hornos und Isla Chañaral ein einheitliches Ökosystem ist. Sie musste entsprechend auch nicht zu den Auswirkungen auf die nur 14 Seemeilen entfernten staatlichen Schutzzonen und die 15 staatlich geschützten Gebiete zum Abbau von Meeresfrüchten Stellung nehmen.

Die zuständigen staatlichen Behörden hatten auf diese Zusammenhänge von Anfang an hingewiesen und gefordert, dass die Firma zu den Auswirkungen, wie zum Beispiel dem geplanten Schiffsverkehr durch die Hauptnahrungsgebiete bedrohter Tierarten oder den schädlichen Emissionen, die durch die Strömung zu Schutzzonen transportiert werden, Stellung nimmt. Diese Forderungen wurden im Prüfverfahren nicht erfüllt und das Projekt wurde trotzdem genehmigt. Dabei wurde der Firma nicht eine einzige Auflage gemacht, wie Sernapesca (regionale Fischereibehörde) und Subpesca (Fischereiministerium) es gefordert hatten, wie zum Beispiel Regeln für den Schiffsverkehr oder Kontrollmaßnahmen zur Verhinderung invasiver Arten.

Allein der Regionalsekretär für Landwirtschaft sah das Projekt in den realen Zusammenhängen und lehnte es deshalb ab.(...)

Es steht zu befürchten, dass bei der aktuellen Prüfung des Projekts Dominga (Firma Andes Iron) erneut eine gründliche und korrekte Überprüfung der Auswirkungen unterbleibt und die Meeresregion La Higuera/Insel Chañaral irreversibel geschädigt wird. Es darf nicht erneut unberücksichtigt bleiben, dass

  1. auch die geplante Hafenanlage Totoralillo Norte in unmittelbarer Nähe der Hauptnahrungsgebiete bedrohter Arten wie Humboldt-Pinguin (spheniscus humboldti), Pottwal (Physeter macrocephalus) und Garnot-Sturmvogel (Pelecanoides garnotii) liegt und der geplante Schiffsverkehr durch diese Nahrungsgebiete führt.
  2. der Lärm und die Vibrationen des zu erwartenden Schiffsverkehrs in einem Gebiet, in dem 50 Jahre kein großes Schiff gefahren ist, auch die Brutgebiete bedrohter Arten negativ beeinflussen und damit deren Reproduktion gefährden kann.
  3. der Humboldtstrom von Süden nach Norden und damit zu den Schutzzonen fließt und nicht, wie von der Firma behauptet, von Norden nach Süden. Deshalb müssen auch die Auswirkungen der zu erwartenden Emissionen in die Bewertung einbezogen werden. Es sind dies vor allem Öle und Treibstoffe der Schiffe, Eisenerze, die von den Schiffen fallen und das Wasser kontaminieren können, die Einleitung der konzentrierten Salzlake aus der geplanten Entsalzungsanlage in das Meer sowie die Folgen etwaiger Schiffsunfälle. Diese Emissionen belasten die Wasserqualität und gefährden die Schutzgebiete.
  4. die geplante Entsalzungsanlage beim Ansaugen des Wassers viele Organismen vernichtet, die gerade die Basis der Produktivität dieser Meereszone sind.
  5. die Gefährdung der großen Produktivität dieser Meereszone auch die Einnahmen der Bürger bedroht. Diese Produktivität ermöglicht es den Bewohnern, durch Fischerei, durch Ernte von Meeresfrüchten und durch Tourismus bedeutende Einnahmen zu erzielen.

Wenn die SEA erneut nach dem Motto „die Firma Andes Iron baut einen Hafen, mit dem Schiffsverkehr und von der Strömung verbreiteten Emissionen hat sie nichts tun“ handelt, verletzt sie ihre Pflichten und lässt zu, dass private Interessen das Gemeinwohl dominieren. Das würde dazu führen, dass die Biodiversität der Meeresregion von La Higuera/Isla Chañaral irreversibel schädigt, die Einkommen der Bewohner gefährdet und Chile seine internationalen Verpflichtungen verletzen würde.

Wir fordern die politisch Verantwortlichen auf, das Projekt Dominga der Firma Andes Iron entsprechend der realen Bedingungen zu bewerten und den Prozess der Genehmigung des Hafens Cruz Grande der Firma CMP auf Irregularitäten zu überprüfen.

Sphenisco e.V. http://www.sphenisco.org

An­schreiben

An: Präsidentin der Republik Chile Michelle Bachelet, Umweltminister Marcelo Mena Carrasco

Sehr geehrte Präsidentin Michelle Bachelet, 

sehr geehrter Minister Marcelo Mena Carrasco,

sehr geehrte Damen und Herren,

die Küsten- und Meeresregion "La Higuera-Isla Chañaral" in der Region Coquimbo gehört zu den hervorragenden Naturschätzen Chiles. Sie ist sogar einer der 35 Hotspots der Artenvielfalt der Welt. Zahlreiche Tierarten, die auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) stehen, finden hier ihren Lebensraum. Auch der Humboldt-Pinguin gehört zu ihnen.

Seit 20 Jahren wird das wertvolle Ökosystem jedoch von Industrieprojekten gefährdet. Derzeit bedrohen zwei geplante Häfen die Natur. Der Hafen in Cruz Grande wurde bereits genehmigt, Umweltschützer klagen allerdings dagegen vor Gericht. Der Hafen in Totoralillo Norte wurde glücklicherweise jüngst von der Regional-Regierung in Coquimbo abgelehnt.

Wegen der regionalen und globalen Bedeutung des Ökosystems beantragte die Umweltschutzorganisation Oceana bereits 2010 dieses Naturwunder in eine Schutzzone mit verschiedener Nutzung umzuwandeln. Auch chilenische Wissenschaftler und Experten erachten diese für notwendig.

Jetzt ist es höchste Zeit, das wertvolle Naturwunder dauerhaft zu schützen.

Gemeinsam mit Natur- und Umweltschützern aus aller Welt fordern wir Sie dazu auf, Ihre Verantwortung für die Küsten- und Meeresregion "La Higuera-Isla Chañaral" wahrzunehmen, sie zu einer Schutzzone mit verschiedener Nutzung zu erklären und bei der UNESCO die Anerkennung als Weltnaturerbe zu beantragen.

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Biodiversität

Die Ausgangslage: Warum ist Biodiversität so wichtig?

 

Biodiversität oder Biologische Vielfalt umfasst drei Bereiche, die sehr eng miteinander verbunden sind: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Ökosysteme wie z.B. Wälder oder Meere. Jede Art ist Teil eines hoch komplexen Beziehungsgeflechts. Stirbt eine Art aus, wirkt sich das auf viele andere Arten und ganze Ökosysteme aus.

Weltweit sind derzeit fast 2 Millionen Arten beschrieben, Experten schätzen die Anzahl weitaus höher. Tropische Regenwälder und Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und am komplexesten organisierten Ökosystemen dieser Erde. Rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten lebt in den Tropenwäldern.

Die biologische Vielfalt ist für sich alleine schützenswert und gleichzeitig unsere Lebensgrundlage. Wir nutzen täglich Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medizin, Energie, Kleidung oder Baumaterialien. Intakte Ökosysteme sichern die Bestäubung von Pflanzen und die Bodenfruchtbarkeit, schützen uns vor Umweltkatastrophen wie Hochwasser oder Erdrutschen, reinigen Wasser und Luft und speichern das klimaschädliche CO2.

Die Natur ist auch die Heimat und zugleich ein spiritueller Ort vieler indigener Völker. Sie sind die besten Regenwaldschützer, denn besonders intakte Ökosysteme findet man in den Lebensräumen von indigenen Gemeinschaften.

Der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Natur und der Ausbreitung von Pandemien ist nicht erst seit Corona bekannt. Eine intakte und vielfältige Natur schützt uns vor Krankheiten und weiteren Pandemien.

Die Auswirkungen: Artenschwund, Hunger und Klimakrise

 

Der Zustand der Natur hat sich weltweit dramatisch verschlechtert. Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit 37.400 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht - ein trauriger Rekord! Experten sprechen von einem sechsten Massenaussterben in der Geschichte der Erde - das Tempo des globalen Artensterbens ist durch den Einfluss des Menschen um Hunderte mal höher als in den letzten 10 Mio. Jahren.

Auch zahlreiche Ökosysteme weltweit - 75 % Landfläche und 66 % Meeresfläche - sind gefährdet. Nur 3% sind ökologisch intakt – z.B. Teile des Amazonas und des Kongobeckens. Besonders betroffen sind artenreiche Ökosysteme wie Regenwälder und Korallenriffe. Rund 50% aller Regenwälder wurden in den letzten 30 Jahren zerstört. Das Korallensterben nimmt durch den globalen Temperaturanstieg immer weiter zu.

Hauptursachen für den massiven Rückgang der Biodiversität sind die Zerstörung von Lebensraum, intensive Landwirtschaft, Überfischung, Wilderei und Klimaerwärmung. Rund 500 Milliarden US-Dollar jährlich werden weltweit in die Zerstörung der Natur investiert - in Massentierhaltung, Subventionen für Erdöl und Kohle, Entwaldung und Flächenversiegelung.

Der Verlust an Biodiversität hat weitreichende soziale und ökonomische Folgen, die Ausbeutung der Ressourcen geht zu Lasten von Milliarden Menschen im globalen Süden. Die UN kann die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung z.B. die Bekämpfung von Hunger und Armut nur erreichen, wenn die Biodiversität weltweit erhalten und für die nächsten Generationen nachhaltig genutzt wird.

Ohne den Erhalt der Biodiversität ist auch der Klimaschutz bedroht. Die Zerstörung von Wäldern und Mooren – als wichtige CO2-Senken - heizt den Klimawandel weiter an.

Die Lösung: Weniger ist mehr!

 

Die natürlichen Ressourcen der Erde stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Knapp zwei Erden verbrauchen wir Menschen, bei derzeitigem Ressourcenverbrauch werden es 2050 mindestens drei sein. Um für den Erhalt der biologischen Vielfalt als unserer Lebensgrundlage zu kämpfen, müssen wir den Druck auf die Politik weiter erhöhen.
Und auch in unserem Alltag lässt sich viel bewegen.

Mit diesen Alltags-Tipps schützt man auch die biologische Vielfalt:

  1. Öfter mal pflanzlich: Mehr buntes Gemüse und Tofu auf den Teller oder am besten gar kein Fleisch! Rund 80% der Agrarflächen weltweit werden zur Tierhaltung und zum Anbau von Tierfutter genutzt.
  2. Regional und Bio: Ökologisch erzeugte Lebensmittel verzichten auf den Anbau von riesigen Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Der Kauf von regionalen Produkten spart zudem Unmengen an Energie!
  3. Bewusst leben: Brauche ich schon wieder neue Klamotten oder ein Handy? Oder kann ich Alltagsdinge auch gebraucht kaufen? Es gibt gute Alternativen zu Produkten mit Palmöl oder Tropenhölzern! Tropische Haustiere wie z.B. Papageien oder Reptilien sind tabu! Berechne jetzt deinen ökologischen Fußabdruck.
  4. Werde Bienenfreund:in: Auf dem Balkon oder im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über vielfältige, leckere Pflanzen. Aber auch ohne eigenes Grün kann man in einem Naturschutzprojekt in der Region aktiv werden.
  5. Protest unterstützen: Demonstrationen oder Petitionen gegen die Klimaerwärmung oder für eine Agrarwende üben Druck auf Politiker:innen aus, die auch für den Schutz der biologischen Vielfalt verantwortlich sind.

Lesen Sie hier, warum so viele Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden.

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