Abholzen für Bioenergie? Nein danke!

ein dicken Baum, umgefallene Bäume verrotten Bialowieza Wald in Polen Naturnahe Wälder statt leergeräumter Wirtschaftsforste. So sollten unsere Wälder aussehen (© Adam Ławnik)

Die EU und ihre Mitgliedsländer fördern den Einsatz von Bioenergie. Über die Hälfte der erneuerbaren Energie in der EU basiert auf der Verbrennung von Holz. Wir müssen unsere Wälder vor dem Biomasse-Wahn schützen. Denn Europas Wäldern geht es schlecht, die Biodiversität schwindet. Bitte unterschreiben Sie unsere Petition

News und Updates Appell

An: EU Kommission, EU Parlament, EU Ministerrat, EU Mitgliedsländer

„Die EU will die Wälder noch stärker für die Produktion von Holz als Brennstoff nutzen, zum Schaden der Natur. Stoppt die Bioenergiepolitik der EU!“

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Stellen Sie sich einen gigantischen Würfel aus Baumstämmen vor: Fast 760 Meter lang, 760 Meter breit, 760 Meter hoch. Fast 440 Millionen Kubikmeter (m3) Holz und Holzreste verbrennen wir in der Europäischen Union (EU) pro Jahr, um Heizwärme und elektrischen Strom zu erzeugen.

Erneuerbare Energien sollen das Klima schützen und die Wirtschaft ankurbeln. Im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen Wind-, Wasserkraft- und Solarenergie. Doch in der Praxis liefern sie nur ein Drittel der erneuerbaren Energie. Zwei Drittel der erneuerbaren Energie in der EU werden durch Biomasse erzeugt.

Immer mehr Holz soll in den Wäldern und Holzplantagen geschlagen werden, ergänzt durch und Pelletimporte aus Übersee. Baumstämme, Äste und Zweige werden zerschreddert. Zum Teil ziehen Bagger sogar die Baumstümpfe aus dem Boden. Lebendige Ökosysteme degradieren so zu öden Industrieplantagen. 

Dabei geht es unseren Wäldern immer schlechter, das zeigen nicht nur die alljährlichen Waldzustandsberichte der Bundesregierung. Dreiviertel aller Tier- und Pflanzenarten sowie Habitate befinden sich nach Angaben des Umweltministeriums und der EU in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. Sie drohen auszusterben.

Massenhaft Bäume zu verbrennen, ist weder umwelt- noch klimafreundlich, schreiben 800 Wissenschaftler und 120 Umweltorganisationen an die EU. Die Wälder der Erde dürfen nicht in Rauch aufgehen, sie speichern und binden ungeheure Mengen Kohlenstoff.

Anstatt auf Holzproduktion getrimmte Forste brauchen wir eine naturnahe Waldbewirtschaftung. Totholz, alte und abgestorbene Bäume, sind dabei ein wichtiger Lebensraum. Und mindestens 5% der Wälder sollten ungenutzt bleiben.

Bitte unterzeichnen Sie unsere Petition zum Schutz der Wälder und ihrer Bewohner.

Hinter­gründe

Erneuerbare Energiepolitik der EU

Die Europäische Union (EU) will weiteres Wirtschaftswachstum und fördert dazu den Ausbau der erneuerbaren Energien. Diese sollen im Jahr 2020 mindestens 20% des Energieendverbrauchs ausmachen, schreibt die Erneuerbare Energien Richtlinie der EU seit 2009 vor.

Am 14. Juni 2018 haben die EU und ihre Mitgliedsländer eine neue Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) für die Jahre 2021 - 2030 beschlossen. Die Vorgaben in Bezug auf die erergetische Nutzung von Biomasse kommen einem Aufruf zur Abholzung der Wälder der Erde gleich. Noch mehr Holz und Biomasse soll in den Wäldern der Erde geschlagen werden, um unseren ungeheuren Energiekonsum zu befriedigen. Der endgültige Gesetzestext wurde bisher allerdings nicht veröffentlicht.

120 Umwelt-, Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen aus aller Welt fordern ein Ende des „Biomasse-Wahns“. Hier finden Sie das Positionspapier zur Energiegewinnung aus Holz mit den Namen der 120 Organisationen.

Doch was bedeuten dies Pläne für die Natur und vor allem die Wälder?

In der EU wurden 2015 bereits 440 Mio. m3 Biomasse - vor allem Holz - zur Energieerzeugung eingesetzt. In Deutschland geht mit schätzungsweise 80 Mio. m3 (2010) schon mehr Holz zur Erzeugung von Wärme und Strom in Rauch auf, als für Möbel, Papier oder Verpackung (76 Mio. m3 pro Jahr) verwendet wird.

Immer mehr Holz, d.h. vor allem Holzhackschnitzel und Pellets, importieren die EU-Länder zur Energieerzeugung. Im Südosten der USA holzen Pellethersteller wie der ENVIVA-Konzern per Kahlschlag artenreiche naturnahe Wälder und Sumpfwälder ab. Der größte Teil der Produktion geht in die EU.

Mit dem Holz und staatlichen Subventionen in Millionenhöhe befeuern Konzerne wie Drax in Großbritannien umgerüstete und hoch ineffiziente Kohlekraftwerke. In den drei Blöcken eines Kohlekraftwerks in Yorkshire verbrennt Drax 13,6 Millionen Tonnen Holz pro Jahr. Damit verheizt Drax mehr Holz als im waldarmen Großbritannien pro Jahr erzeugt wird, um damit lediglich 0,78% des Energiebedarfs des Landes zu decken.

21,7 Mio. t Holzhackschnitzel werden jährlich zur Energieerzeugung vebrannt sowie etwa 6,6 Mio. t Pellets aus Nordamerika sowie 1,4 Mio. t aus Russland und der Ukraine eingeführt. So zerkleinern rund um den Globus Maschinen Wälder zu Hackschnitzeln und Pellets für unseren Bedarf.

Die Verbrennung von Holz setzt nicht nur den in den Bäumen gebundenen Kohlenstoff frei, der freigesetzte Rauch und Feinstaub verursacht auch massive gesundheitsschädliche Emissionen, die u.a. schwere Herz-, Kreislauf- und Atemwegeerkrankungen, Krebs sowie Asthma auslösen können. Tausende Menschen - nach wissenschaftlichen Studien bis zu 40.000 Personen - sterben jährlich in Europa daran. 

Wie sieht es in unseren Wäldern aus?

In der EU dehnen sich Wälder, Forste und Holzplantagen auf etwa 182 Millionen Hektar aus. Der größte Teil davon sind Wirtschaftwälder, die ganz überwiegend auf Produktivität und Rentabilität ausgerichtet sind, also maximale Holzproduktion in kürzester Zeit.

In Deutschland herrschen auf 54 % der Waldfläche Forste mit zumeist standortfremden Nadelbäumen (Fichten, Kiefern, Lärchen und Tannen) und exotischen Koniferen wie Douglasien vor. Laubhölzer und vor allem Buchenwälder gedeihen dagegen auf nur 43% der Fläche. Und alte (mehr als 160 Jahre), der potenziellen natürlichen Vegetation entsprechende Laubwälder nehmen lediglich 2,4 Prozent der deutschen Waldfläche ein.

Nach der 2010 vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlichten Karte der „Potenziellen Natürlichen Vegetation von Deutschland" ergibt sich, dass eigentlich Buchenwälder verschiedenster Ausprägungen mit gut 67 Prozent Flächenanteil (24,3 Millionen Hektar) bei uns vorherrschen würden, während Nadelwälder nur auf einen Anteil von etwa einem Prozent (!) kämen.

Ökologisch gesehen sind die Wirtschaftswälder in einem desolaten Zustand. Sie bieten nur vergleichsweise wenig Tier- und Pflanzenarten Lebensraum und Nahrung. Dies spiegeln auch die Umweltstudien von Bundesregierung und EU wieder. Sowohl der Bericht des Bundesamts für Naturschutz "Die Lage Der Natur in Deutschland" und der Bericht der EU Kommission "Der Zustand der Natur in der EU" kommen jeweils zu dem Ergebnis, dass Dreiviertel aller Tier- und Pflanzenarten sowie Habitate sich in einem unzureichenden oder schlechten Zustand befinden. Die Artenvielfalt geht immer weiter zurück und droht auszusterben.

Im Gegensatz dazu sind Urwälder und naturnah erhaltene Wälder wichtige Habitate und der Lebensraum einer immensen Artenvielfalt. In Deutschland sind aufgrund des Lobbydrucks der Forst- unhd Holzindustrie nur knapp zwei Prozent der Waldfläche von der Nutzung ausgenommen. 

Anstatt einer immer intensiveren, auf maximale Holzproduktion ausgerichteten Forstwirtschaft benötigen wir schonend und naturnah bewirtschaftete Wälder. Denn Wälder erfüllen viele wichtige Funktionen als nur reine Holzlieferanten zu sein: Sie erhalten die Biodiversität, die Böden, sind Wasserspeicher (Trinkwasser) und regulieren den Wasserhaushalt (Hochwasserschutz), sie speichern riesige Mengen Kohlenstoff, wirken ausgleichend auf das Klima, reinigen die von Industrie, Haushalten und Verkehr verschmutzte Luft und sind ein wichtiges Ziel für Freizeitaktivitäten und Erholung.

Zahlen zum Thema erneuerbare Energien, Bioenergie und Holz als Brennstoff

Video zu der Frage, ob die Verbrennung von Holz wirklich klimaneutral ist: https://www.youtube.com/watch?v=FMCQDTMcsaQ&t=5s

FERN, Birdlife, Transport&Environment, 2017: What impact has the Renewable Energy Directive had on EU forests?

http://www.fern.org/sites/fern.org/files/briefingLULUCFjune2017%20(2).pdf

Seite 1, Tabelle 1: Verbrauch von Holzbiomasse für Energie

2015: 439.841.000 m³

European Commission, 2014: Commission staff working document. State of play on the sustainability of solid and gaseous biomass used for electricity, heating and cooling in the EU

https://ec.europa.eu/energy/sites/ener/files/2014_biomass_state_of_play_.pdf

Seite 28:

Energie aus Biomasse

EU 2012: 99 Mtoe (Million tons of oil equivalent = Millionen Tonnen Erdöleinheiten)

= 62% Anteil an der Produktion erneuerbarer Energien in der EU (= 159,7 Mtoe) und

= 8,7% Anteil am Endenergieverbrauch der EU

EU 2020: 139,5 Mtoe

= 57% Anteil an der Produktion erneuerbarer Energien in der EU, davon

- Wärme 90,4 Mtoe

- Transport 29,1 Mtoe

- Elektrizität 20,0 Mtoe

Energie aus Biomasse nach EU-Ländern 2020

- Frankreich 21,6 Mtoe

- Deutschland 21,1 Mtoe

- Schweden 11,7 Mtoe

- UK 10,4 Mtoe

- Italien 9,8 Mtoe

AEBIOM 2017: European Bioenergy Outlook 2017. Key Findings

http://www.aebiom.org/wp-content/uploads/2017/10/KF17-v2.pdf

Endenergieverbrauch EU 2015

Fossile Energien und Kernkraft 83%

Erneuerbare Energie 17%, davon

- Bioenergie 10%

- Wasserkraft, Wind, Sonne, Geothermie 7%

Energieerzeugung aus Bioenergie in der EU 2015: 112,342 Mtoe

Pelletproduktion 2016

Weltweit 28.9 Mio. t

EU 14 Mio. t, davon

- Deutschland 1,9 Mio. t

- Schweden 1,7 Mio. t

- Litauen 1,4 Mio. t

- Estland 1,2 Mio. t

- Frankreich 1,2 Mio. t

- Nordamerika 9,9 Mio. t

- Russland, Ukraine 2,6 Mio. t

- Asien (ohne China) 2,1 Mio. t

- Restl. Welt 0,3 Mio. t

Pelletverbrauch EU 2016

21,7 Mio. t

Pelletimporte EU 2016

Nordamerika 6,6 Mio. t

Russland, Ukraine 1,4 Mio. t

An­schreiben

An: EU Kommission, EU Parlament, EU Ministerrat, EU Mitgliedsländer

Sehr geehrte Damen und Herren,

die EU und ihre Mitgliedsländer planen im Rahmen ihrer Politik zu erneuerbaren Energien, immer mehr Holz zur Erzeugung von Wärme und Strom zu verbrennen. Bereits jetzt hat die Holzverfeuerung einen Anteil von etwa 50 Prozent an den erneuerbaren Energien, die gesamte Biomasse sogar von zwei Dritteln.

Dabei geht es den Wäldern in Europa und der Artenvielfalt schlecht. Dreiviertel aller Tier- und Pflanzenarten sowie Habitate befinden sich nach Angaben des Umweltministeriums in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. Die Bestandszahlen vieler Arten gehen rapide zurück.

Anstatt die Waldbewirtschaftung auf maximale Holzproduktion auszurichten, müssen Umweltaspekte in den Vordergrund gestellt werden. Mehr Flächen müssen zudem von der Holznutzung ausgenommen und geschützt werden.

Bitte korrigieren Sie dringend die Bioenergiepolitik der EU und ihrer Mitgliedsländer. Die massenhafte Verbrennung von Bäumen und anderer Biomasse ist weder umweltfreundlich noch klimaneutral.

Mit freundlichen Grüßen

News und Updates

Aktuelles · 12.09.2019

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Die Europäische Wissenschaftsakademie fordert die Europäischen Union (EU) zum Handeln auf: Wälder zur Erzeugung von Bioenergie abzuholzen, schadet den Wäldern und dem Klima. Die über die Erneuerbare Energien Richtlinie geförderte massenhafte Holzverbrennung in Kraftwerken ist nicht kohlenstoffneutral, sie forciert die Klimaerwärmung.

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120 Organisationen fordern Ende des Biomasse-Wahns

120 Umweltorganisationen aus aller Welt kritisieren in einem Positionspapier den "Biomasse-Wahn". Die Verbrennung von Holz in Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung schädigt das Klima, die Wälder, die Biodiversität und die Menschen und verhindert den Übergang zu sauberen Energien.

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Eine neue Studie des britischen Forstbehörde warnt vor verstärkten Emissionen durch die Bioenergiepläne der EU. Die Wälder als Brennholz in Öfen und Kraftwerke zu stecken, führt zu mehr Treibhausgasausstoß als fossile Brennstoffe, so die Experten.

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Aktuelles · 10.01.2018

40.000 Tote durch EU-Biomasse-Politik

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