180.000 Hektar Regenwald von Ölkonzern bedroht

ENI abgebrannter Regenwald und Feuer © Feri Irawan / Montage Rettet den Regenwald
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Der italienische Energiemulti Agip-Eni baut bei Venedig eine riesige Biodieselraffinerie. Der Palmöl-Rohstoff soll aus Südostasien importiert werden. Für die geplante Produktion von 500.000 Tonnen Biodiesel müssen für die Plantagen etwa 180.000 Hektar Regenwälder gerodet werden. Bitte protestieren Sie bei Regierung und Konzern

News und Updates Appell

An: die italienische Regierung, ital. Botschaft in Berlin, Agip-Eni Deutschland GmbH

„Die Biodieselraffinerie von Agip-Eni bei Venedig führt zu weiterer Regenwaldabholzung für Palmölplantagen und muss deshalb gestoppt werden“

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Während die EU und Mitgliedsstaaten über den so genannten Biosprit ringen, schafft der halbstaatliche italienische Energiekonzern Eni Fakten. Eni baut bei Venedig eine riesige Raffinerie für die Produktion von Biodiesel aus Palmöl um.

„Die Raffinerie in Marghera wird umgerüstet, um Biodiesel-Kraftstoff der neuen Generation zu produzieren", erklärt Enis Forschungsdirektor James Rispoli gegenüber der italienischen Presse. „Der biologische Rohstoff wird Palmöl sein, das per Schiff aus Indonesien und Malaysia kommt." Damit sei Eni in der Lage, die europäischen Vorschriften zu erfüllen. Diese verlangen, dass bis 2020 der Anteil erneuerbarer Energien im Kraftstoff 10 Prozent betrage.

100 Millionen Euro will der Konzern in den Umbau seiner Erdölraffinerie im Hafen von Maghera bei Venedig investieren. 2015 soll die Anlage mit einer Produktionskapazität von einer halbe Million Tonnen Biodiesel fertig sein. Eni ist in über 90 Ländern tätig. Allein in Europa betreibt der Konzern 6.384 Agip-Tankstellen, davon über 400 in Deutschland, 290 in Österreich und 295 in der Schweiz.

1,9 Millionen Tonnen Palmöl wurden dem Dieselkraftstoff im vergangenen Jahr bereits EU-weit beigemischt – neben vielen weiteren Millionen Tonnen ebenso schädlichen Raps- und Sojaöls. Die dafür benötigten Palmölplantagen nehmen 700.000 Hektar in Beschlag – Land, das bis vor kurzem noch Regenwald und der Lebensraum von etwa 5.000 bedrohten Orang-Utans war. Aber auch die Menschen sind gefährdet, sie werden von ihrem Land vertrieben. In Indonesien gibt es mehrere Tausend Landkonflikte mit der Plantagenindustrie.

Mit einem Anteil von einem Drittel ist der italienische Staat der größte Einzelaktionär bei Eni. Bitte fordern Sie die italienische Regierung und ihren Eni-Konzern dazu auf, Agrosprit endlich zu stoppen:

Hinter­gründe

Biosprit in der EU

Die EU schreibt vor, dass bis 2020 zehn Prozent des Energieverbrauchs im Transportsektor aus erneuerbaren Energien stammen müssen. Damit soll angeblich das Klima geschont werden. In der Praxis handelt es sich fast ausschließlich um so genannten Biokraftstoff. Andere regenerative Energiequellen können nur einen sehr geringen Beitrag leisten.

Trotz der Abholzung der Regenwälder hat die EU Biodiesel aus Palmöl als nachhaltig produziert eingestuft. Die Umweltfreundlichkeit des Kraftstoffs sollen so genannte Zertifikate wie der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) garantieren. Doch die Siegel sind wirkungslos und ein Etikettenschwindel. 

Die Folgen der Palmölproduktion

Palm- und Sojaöl sind die billigsten Pflanzenöle auf dem Weltmarkt. Die beiden südostasiatischen Länder sind mit einem Weltmarktanteil von fast 90 Prozent die beiden größten Palmölproduzenten – und zugleich auch die größten Regenwaldvernichter. Für immer neue Ölpalmplantagen werden die Regenwälder abgeholzt, um die ständig steigende Nachfrage nach dem tropischen Öl zu decken.

Aber auch die Menschen werden oft gewaltsam von ihrem Land vertrieben, um Platz für den Agrospritanbau zu machen. Landkonflikte sind die Folge.

Die Produktion von Agrosprit ist mit enormen Umweltauswirkungen verbunden. Große Mengen an Wasser, Düngemitteln, Pestiziden und Energie sind zur Bestellung der Monokulturen, Ernte, Transport, Lagerung und die Herstellung des Pflanzenkraftstoffs aus den Agrarrohstoffen notwendig.

Von der EU-Kommission beauftragte wissenschaftliche Studien bescheinigen der Energie vom Acker katastrophale Resultate. Biodiesel aus Palm-, Soja- und Rapsöl hat danach eine schlechtere Klimabilanz als fossiler Diesel aus Erdöl.

Eigentlich müsste die EU also Biodiesel sofort verbieten. Doch die Produktion von Biosprit ist ein Milliardengeschäft einschließlich üppiger Subventionen und Steuervergünstigungen. Die Agrarindustrie hat daher alle Mittel und Hebel in Bewegung gesetzt, um das zu verhindern. Eni ist das größte Unternehmen Italiens und eines der profitabelsten Europas.

Zahlen zum EU Biodiesel

Das auf Kosten der Regenwälder produzierte Palmöl macht in Italien schon jetzt über ein Drittel des Biodiesels aus, wie Laboranalysen von Greenpeace ergaben.

Rohstoffe für die Produktion von EU "Biodiesel" (Gesamtmenge ca. 9,4 Millionen Tonnen) 2012
Rapsöl 5,4 Mio t (= 57%)
Palmöl 1,9 Mio. t (= 20%)
Sojaöl 0,5 Mio. t (= 5,3%)
Sonnenblumenöl 0,1 Mio. t (= 1,1%)
Talg und Fett (Schlachtabfälle) 0,5 Mio. t (= 5,3 %)
Abfall- und Recyclingöle („Frittierfett") 1 Mio. t (= 10,6 %)

Palmölverbrauch für „Biodiesel" in der EU
2006: 0,4 Mio. t
2012: 1,9 Mio. t
Zunahme 365%

Quelle: IISD 9-2013: The EU Biofuel Policy and Palm Oil: Cutting subsidies or cutting rainforest? http://www.iisd.org/gsi/sites/default/files/bf_eupalmoil.pdf

An­schreiben

An: die italienische Regierung, ital. Botschaft in Berlin, Agip-Eni Deutschland GmbH

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit größtem Unverständnis habe ich erfahren, dass Eni in Venedig eine Biodieselraffinerie baut. Der Rohstoff soll aus Indonesien und Malaysia importiertes Palmöl sein.

Für den Anbau von Ölpalmen werden die Regenwälder in Südostasien abgeholzt und der Lebensraum der Orang-Utans zerstört. Die Raffinerie mit einer Kapazität von 500.000 Tonnen Palmöldiesel pro Jahr benötigt eine Anbaufläche von etwa 180.000 Hektar Ölpalmen im Regenwald. Etwa 1.200 Orang-Utans verlieren dadurch ihre Lebensgrundlagen und müssen sterben.

Der Bau der Eni-Biodieselraffinerie bei Venedig ist weder ökologisch noch verantwortungsbewusst und muss daher unverzüglich gestoppt werden.

Mit freundlichem Gruß

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