Regenwald Report 01/2005 Voller Kraft für einen Neuanfang
Umweltschützer helfen Frauen und Kindern in Aceh
Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und AktionenEine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.
Die Straßen von Banda Aceh sind verwüstet. Tausende Menschen starben dort beim Seebeben und vor allem durch die anschließende Flutwelle. Außerhalb der Provinzhauptstadt ist die Lage noch schlimmer. Viele Küstendörfer können nur notdürftig aus der Luft versorgt werden. Die Menschen in der Provinz Aceh im äußersten Norden der Insel Sumatra sind besonders schlimm von der Katastrophe betroffen. Seit Jahren tobt hier ein Bürgerkrieg, gleichzeitig werden die Regenwälder geplündert. Und jetzt schlug die Flutwelle dort so hart zu wie sonst nirgendwo – das Epizentrum des Seebebens lag nur etwa 150 Kilometer vor der Südwestküste der Provinz. Unsere Partnerorganisation Walhi, das größte indonesische Netzwerk von Umweltgruppen, hat inzwischen fast 60 Leuten aus der Hauptstadt Jakarta und anderen Landesteilen nach Aceh geschickt. Walhi-Mitarbeiter Rivani Noor hat per SMS berichtete, in vielen Dörfern an der Küste habe niemand überlebt. Walhi hat für die Provinz Aceh einen Katastrophenplan erarbeitet. „Wir werden uns auf Hilfe für Kinder und Frauen konzentrieren“, schreibt Rivani. Neben Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und Medikamenten bräuchten vor allem von der Flut traumatisierte Kinder eine spezielle Therapie, „um in ihnen wieder eine Hoffnung auf eine Zukunft aufzubauen.“ Rettet den Regenwald hat für Walhis Arbeit eine Spendenaktion gestartet, die gezielt den Menschen in Aceh helfen will. In den ersten drei Wochen nach der Katastrophe haben wir dafür rund 55.000 Euro Spenden erhalten. Inzwischen ist die TV-Journalistin und Indonesienexpertin Inge Altemeier, die regelmäßig für uns arbeitet, in Aceh eingetroffen und setzt gemeinsam mit Walhi-Mitarbeitern die Gelder direkt dort ein, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Mittlerweile gibt es auch ein paar hoffnungsvolle Nachrichten aus der Katastrophenregion. Per SMS schickten Walhi-Mitarbeiter Anfang Januar die Botschaft, sie hätten „inzwischen ein großen Haus zurecht gemacht, in dem wir die Kinder versorgen, die wir bei unserer Arbeit finden, darunter eine große Anzahl Waisen. Körperlich geht es allen gut, und viele sind immer noch voller Kraft für einen Neuanfang, was wir sehr bewundern. Das größte Problem sind die horrenden Automieten und das Vorgehen der Militärs, die die Hilfsgüter nur an ihre eigenen Leute verteilen. Deshalb freuen wir uns auf Inge, weil wir hoffen, mit Hilfe einer weißen Frau besser an das Nötigste heranzukommen.“ Inge Altemeier wird sich auch auf den Weg nach Nord-Aceh machen, wo wegen des Bürgerkrieges bisher fast keine Hilfe angekommen ist. Daneben sucht die deutsche Journalisten nach geeigneten Schulen für Partnerschafts- Projekte. Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Walhi hat sich in der Vergangenheit vehement für Menschenrechte und Naturschutz eingesetzt. Sie hat kriminelle Holzhändler vor Gericht gebracht und den Opfern der Zellstoffmafia geholfen, die für ihre Papierproduktion rücksichtslos die letzten Regenwälder vernichtet. Das Büro von Walhi Aceh wurde durch die Flutwelle komplett zerstört. Mohamad Ibrahim, ihr Direktor, ist tot, seine Leiche wurde bereits identifiziert. „Ich bin okay, aber mein Herz und meine Seele sind so schwer“, schreibt Rivani Noor. „Die Wände von unserem Büro stehen noch, aber alles ist total überflutet worden, unsere ganzen Dokumente und unser Mohamed ist tot.“ Nach der Phase der akuten Nothilfe will Walhi dafür kämpfen, dass ökologisch und sozial verträgliche Wiederaufbauprojekte gefördert werden. In Aceh sind Hunterttausende Menschen auf die Regenwälder, saubere Flüsse und intakte Fischfanggebiete zum Überleben angewiesen.
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