Regenwald Report 01/2005 Der Mensch hilft den Fluten
Die Zerstörung der Mangrovenwälder hatte zur Folge, dass sich die Naturkatastrophe noch verherender auswirkte. Experten ziehen eine bittere Bilanz
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Natürlicher Schutzgürtel zerstört
In den vergangenen 50 Jahren sind mehr als die Hälfte der weltweit einst 22 Millionen Hektar Mangroven zerstört worden – durch Urbanisierung der Küsten, Bau von Touristenunterkünften, Ölausbeutung, Luft- und Wasserverschmutzung und industriellen Shrimps- Farmen. Diese wurden jahrelang von der internationalen Finanzwelt wie der Weltbank gefördert und als „blaue Revolution“ gefeiert. Nach Angaben der unabhängigen US-Umweltorganisation Mangrove Action Project” waren früher drei Viertel aller tropischen und subtropischen Küsten mit Mangroven bewachsen. Durch Shrimp-Farmen wurden in Thailand 65.000 Hektar zerstört. In Indonesien verloren die Insel Java 70 Prozent, Sulawesi etwa 50 Prozent und Sumatra 36 Prozent ihrer einstigen Mangrovenwälder. Auch in Indien wurden große Flächen Mangroven zerstört. Jeff McNeely, Chef-Wissenschaftler der „World Conservation Union for Nature” (IUCN) mit Sitz in der Schweiz, macht ebenfalls das Verschwinden der Mangrovenwälder mit dafür verantwortlich, dass die Tsunami-Katastrophe ein solches Ausmaß annehmen konnte. „Wenn ein Tsunami heran rast, trifft er zunächst auf Korallenriffe und dann auf Mangrovenwälder, die ihn beide abbremsen können. Selbst wenn die Wellen durchbrechen und die Mangroven schwer schädigen, haben sie einen Teil ihrer Energie verloren.” Eine Studie der indischen Swaminathan Forschungsstiftung untermauert McNeely´s Einschätzung. Die dortigen Wissenschaftler hatten vor 14 Jahren mit einem Projekt begonnen, bei dem an der indischen Ostküste noch intakte Mangrovenwälder geschützt und bereits geschädigte stabilisiert wurden. „Wir haben jetzt festgestellt, dass dort, wo sich die Mangrovenwälder erholen konnten, die Schäden durch den Tsunamie geringer waren als an Küstenabschnitten ohne Mangroven”, sagt Monkombu Sambasivan Swaminathan. In Kürze will das von ihm geleitete Institut eine entsprechende wissenschaftliche Studie mit dem Titel „Tsunamies und Mangroven“ veröffentlichen.Weitere Artikel dieser Ausgabe
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