Regenwald Report 03/2008 Finanzkrise: Agrosprit gerät ins Stocken
Geldknappheit auf den Finanzmärkten lässt Fabrikbau stocken
Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und AktionenEine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.
Aufgrund der globalen Finanzkrise gerät der Bau neuer Ethanolfabriken ins Stocken. Ursache sind der erschwerte und verteuerte Zugang zu Krediten. Auch der Ausbau der Anlagen zur Erzeugung von Agrosprit der zweiten Generation, die nicht mehr Nahrungsmittel, sondern Zellulose und Pflanzenabfälle zur Herstellung verwenden sollen, ist betroffen. Die dazu nötigen großtechnischen Verfahren sind nicht marktreif, Investitionen mit einem besonders hohen Risiko behaftet. Im Bereich der deutschen Agrodieselindustrie sieht die Lage noch desolater aus. Nach der Einführung der Besteuerung in 2006 ist der Absatz des „Kraftstoffs vom Acker“ dramatisch eingebrochen. Grund: die Preise liegen erheblich über denen von fossilem Diesel. Viele Werke stehen vor dem Aus oder wurden bereits als Schnäppchen von Firmen wie ADM aufgekauft, die im August Teile der Produktionsanlagen des insolventen Biodiesel-Hersteller Campa erworben hatte. Statt heimischer Ölpflanzen werden in steigenden Mengen Raps-, Soja- und Palmöl importiert und die Regenwaldrodung, Vertreibung von Kleinbauern und globale Hungerkrise beschleunigt. In der Europäischen Union wird die Erreichung der Ziele zur Beimischung von Agrosprit, wie auch bei den Anteilen der erneuerbaren Energien insgesamt, immer unwahrscheinlicher. Die aktuelle Geldknappheit auf den Finanzmärkten erschwert die Finanzierung der bestehenden Schulden des Sektors von 21 Milliarden Euro.
Weitere Artikel dieser Ausgabe
Gegenwehr: Kleinbauern fällen Ölpalmen
Indonesisches Dorf kämpft für ihr Land
Erfolg in Argentinien: Guarani erhalten Landtitel
Unsere Proteste haben gewirkt
Die Orang-Utan-Retter
Überall auf Borneo finden sich auf schmutzigen Hinterhöfen in Käfigen eingekerkerte Orang-Utans. Deren Haltung ist illegal, doch täglich kommen neue Tiere hinzu. Ihr Lebensraum, der Regenwald, fällt massiv Ölpalmplantagen zum Opfer. Die Orang-Utans irren hilflos auf den Plantagen umher, verhungern, werden abgeschlachtet oder als Schauobjekt verhökert.
Sexueller Missbrauch an Penanfrauen
Holzfäller in Baram in der malaysischen Provinz Sarawak haben es nicht nur auf die Urwaldbäume abgesehen, auch die indigenen Penan-Frauen sind Objekt ihrer Begierde, notfalls sogar mit Gewalt.
Diebesgut Tropenholz
Der illegale Holzeinschlag ist Motor der weltweiten Waldzerstörung. Die kriminellen Machenschaften der internationalen Holzmafia reichen vom Regenwald bis in deutsche Wohnzimmer. Bundesregierung und EU schaffen es nicht, wirksam dagegen vorzugehen.
Gold oder Regenwald?
Seit Mitte der 80er-Jahre erlebt Ghana einen neuen Goldboom – mit schrecklichen Folgen für Menschenrechte und Umwelt. Vorangetrieben werden die Bergbauaktivitäten in dem westafrikanischen Land von der Weltbank, die transnationale Minenkonzerne mit Millionenkrediten finanziert.