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Fischer in Booten bei Insel Kuala Serapuh, Indonesien
In Kuala Serapuh haben die Menschen neue Mangroven und Nipa-Palmen gepflanzt – als Schutz vor Erosion und Fluten (© Boboy Simanjuntak)
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Regenwald Report 03/2025 Wenn das Meer den Menschen ihren Lebensraum nimmt

Einwohner pazifischer Inseln bewerben sich um ein Klimavisum in Australien, denn ihre Heimat ist in Gefahr zu versinken. Doch das scheint uns kaum zu sorgen – der Pazifik ist weit entfernt. Wir sollten aufhorchen, denn weltweit erleben Inseln und Küsten den Anstieg des Meeresspiegels.

Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und Aktionen. Eine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.

Inseln und Küsten sind Hotspots der biologischen Vielfalt – und des Anstiegs der globalen Temperaturen. Sie sind wertvolle Ökosysteme mit Mangroven, Korallenriffen und Seegraswiesen. Sie sind Lebensräume zahlloser Arten, Kinderstube von Fischen und Krabben. Sie schützen vor Hochwasser, Sturmfluten und Tsunamis – und sie ernähren viele Menschen. Vierzig Prozent der Weltbevölkerung leben in den Küstenregionen.

Insel Pulau Weh, Indonesien
Pulau Weh ist eine der gut 17.000 Inseln im indonesischen Archipel (© EyeEm Mobile GmbH/Istockphoto)

„Mangroven sind wie eine Festung“, sagt Adbul Ajid. „Sie schützen uns und unser Land gegen den Ansturm des Meeres.“ Adbul Ajid lebt in Kuala Serapuh, ein Dorf an der Ostküste der indonesischen Insel Sumatra. Adbul Ajid und die Menschen von Kuala Serapuh sind dankbar, dass sie den Mangrovengürtel um ihr Dorf fast wieder  schließen konnten – eine Palmölfirma hatte ihren Wald zerstört. Die Palmen haben sie rausgerissen und mit Unterstützung von Rettet den Regenwald neue Mangroven gepflanzt. „Doch sie nutzen nicht nur unserem Dorf, sondern der ganzen Menschheit. Denn Mangroven sind Quelle für Sauerstoff.“

Ganze Dörfer wurden überflutet

Die Menschen an den Küsten spüren als Erste die Folgen der Erderwärmung: den Anstieg des Meeresspiegels, die Stürme, den Rückgang der Arten. Küsten erodieren, Land geht verloren, das lokale Wetter spielt verrückt. Die Menschen sind mit veränderten Jahreszeiten konfrontiert. „Auf den Östlichen Kleinen Sundainseln erleben wir seit zehn Jahren sehr lange Dürren. Die Folgen sind Rückgang von Ernten, Wasserknappheit, Hunger und Armut“, sagt Umbu Paringgi von unserer Partnerorganisation WALHI NTT. Aber nicht nur der Mensch leidet unter den Veränderungen: Die Komodo-Warane zum Beispiel müssen in die Berge ausweichen, an die sie nicht angepasst sind.

Ein Prachtlori sitzt auf einem Ast
Der stark gefährdete Prachtlori lebt auf der Molukken-Insel Bacan (© mertie./ CC BY 2.0)

An der Nordküste der Insel Java war Tambaksari das erste Dorf, das in den Fluten verschwand. Es folgten weitere; seit 2017 sind 5.416 indonesische Dörfer an den Küsten überflutet worden.

Im Herzen des Korallendreiecks westlich von Papua liegt der Raja Ampat Archipel. Dieser „schönste Flecken Indonesiens“ ist berühmt für seine Artenvielfalt und  beliebt bei Tauchern. Der Schutzstatus bewahrt die Meeresfauna jedoch nicht vor den steigenden Temperaturen: Die Korallenriffe bleichen aus. „Das zeigt uns auf dramatische Weise, welche Ausmaße die Erwärmung der Meere schon erreicht hat“, warnt die Organisation Coral Reef Watch.

Schwarze Flughunde hängen an Bäumen
Schwarze Flughunde haben eine Flügelspannweite von einem Meter (© gailhampshire/ CC BY 2.0)

Viele Gemeinden sorgen selbst für den Schutz ihrer Küsten

Küstenökosysteme speichern drei- bis fünfmal so viel Kohlenstoff wie Wälder und Meere. Eine Zerstörung dieser Biotope setzt dagegen große Mengen Kohlendioxid frei – ein Teufelskreis, der dringend durchbrochen werden muss.

Aber das indonesische Gesetz zum Schutz der Küsten und Inseln ist zu schwach. Mangrovenwälder auf Sumatra werden für Holzkohle gerodet. Die Wälder kleiner Inseln fallen den Holzfirmen zum Opfer. Auf mehr als 200 Inseln wird Bergbau betrieben, zum Beispiel Nickelabbau auf Sulawesi, auf den Molukken und auf Raja Ampat.

Fischer im Boot bei Kuala Serapuh
In den Mangroven finden Fischer wieder reichlich Nahrung (© Boboy Simanjuntak)

Als Zentren der biologischen Vielfalt müssen diese Inseln vor der Gefahr durch die Klimaerwärmung bewahrt werden. Viele Gemeinschaften in den Küstenregionen haben sich ihren Schutz zur Aufgabe gemacht. Sie wehren sich gegen die Abholzung der Mentawai-Inseln, klagen gegen die Sandraubmafia auf Sulawesi, pflanzen Mangroven auf Sumatra, wenden sich gegen Industrieprojekte auf Papua und Komodo, fordern Politik und Wirtschaft auf, Verantwortung zu übernehmen. Rettet den Regenwald ist dabei!

Was können wir sonst noch tun, haben wir unsere Partner gefragt. Ihre Antworten: „Nicht verzagen. Uns gegenseitig Mut machen. Mangroven pflanzen. Den eigenen ökologischen Fußabdruck reduzieren. Energie sparen. Den verschwenderischen Lebensstil aufgeben. Weniger Müll produzieren. Konsum überdenken. Mit der Natur leben.“

Video aus Kuala Serapuh in Nordsumatra

Video aus Simpang Lhee in Aceh: Indigene schützen ihr „Mangrovendorf“

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