Chinas verheerende Rolle bei der Zerstörung der Natur

Pongo tapaluniensis Ein chinesischer Staudamm bedroht das Überleben der Tapanuli-Orang-Utans (© Tim Laman/CC BY 4.0 - Collage RdR)

05.07.2019

China ist dabei, eine neu entdeckte Orang-Utan-Art auszurotten. Der Staudamm im Habitat der Primaten ist eines von vielen umweltzerstörenden Projekten der aufstrebenden Nation in Asien und Afrika. Das Land ist bedeutender Finanzier von Staudämmen, Straßen und Minen, häufig bekommen chinesische Firmen Bauaufträge. Als Markt für Elfenbein, Rhino-Horn und Pangolin spielt China eine führende Rolle.

Der Damm in Indonesien würde den Lebensraum der Tapanuli-Orang-Utans, von denen es nur 800 Exemplare gibt, zerstören. Am Projekt in Batang Toru ist der chinesische Staats-Konzern Sinohydro beteiligt, finanziert wird es unter anderem von der Bank of China. Sinohydro hat auch den Bauauftrag für den Koukoutamba-Damm in Guinea, der den Lebensraum von 1.500 Schimpansen bedroht, erhalten.

Viele Infrastrukturprojekte sind Teil von Chinas „Neuer Seidenstraße“. Die „One Belt, One Road”-Initiative soll 8.000 Milliarden Dollar kosten und Asien und Afrika mit Kraftwerken, Staudämmen, Häfen, Eisenbahnlinien und Straßen überziehen. Dahinter stehen Chinas Finanzmacht und das Streben nach wirtschaftlicher Dominanz. Für die Umwelt sind viele der Projekte und die Ideologie der Globalisierung und des Welthandels verheerend. Weil in den Ländern, auf die China abzielt, die Umweltstandards häufig niedrig sind, spricht der australische Professor William Laurance von „pollution havens“ - frei übersetzt „Verschmutzungs-Oasen“.

So hat China allein im Jahr 2018 rund 4,75 Milliarden Dollar in Malaysias Infrastruktur investiert. Ministerpräsident Mahathir Mohamad hatte während des Wahlkampfs zwar versprochen, von China initiierte Projekte einzustellen. Tatsächlich strich er die geplante, 688 Kilometer lange Eisenbahnlinie East Coast Rail Link (ECRL) zunächst. Nun wird die Strecke, die große Umweltschäden verursachen wird, allerdings doch für 10,6 Milliarden Dollar gebaut.

Einige Länder widerstehen Chinas Kreditangeboten. So hat Sierra Leone beschlossen, einen neuen Flughafen NICHT zu bauen und sich damit nicht zu verschulden.

Auch in Europa betreibt China Großprojekte, die als Teil der „neuen Seidenstraße“ gesehen werden können und der Globalisierung mit all ihren Umweltfolgen dienen. Bereits im Jahr 2009 hat die Staatsrederei Cosco mit Geld der Chinese Development Bank mehrheitlich den Hafen von Piräus in Griechenland übernommen – mehrere Millionen Container werden dort jährlich umgeschlagen. Seit 2011 verkehren regelmäßig Güterzüge zwischen Duisburg und Chongqing. In Montenegro und Serbien baut China eine Autobahnbrücke, in Kroatien die wichtige Peljesac-Brücke (finanziert freilich durch die EU), in Ungarn baut und finanziert China die Modernisierung der Bahnverbindung Belgrad-Budapest. Italien und China haben im Frühjahr 2019 Vereinbarungen im Rahmen der „neuen Seidenstraße“ geschlossen. Konkret geht es um Investitionen in die Häfen von Triest und Genua.

Auch Deutschland scheint an mehr interessiert. So ist Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im April 2019 zu einer “Seidenstraßen“-Konferenz nach Peking gereist, zu der Präsident Xi Jinping eingeladen hatte.

Chinas Wirtschaftswachstum erfordert Unmengen natürlicher Ressourcen, weshalb das Land im großen Stil in Bergbau investiert. In Ghana ist der Atewa-Wald, wo kürzlich vom Aussterben bedrohte Weißnackenmangaben entdeckt wurden, durch eine Bauxit-Mine bedroht. China hat offenbar einen 10-Milliarden-Euro-Deal mit dem afrikanischen Land geschlossen.

Beim Bauxit-Abbau wie auch bei anderen Rohstoffen lässt sich eine Verbindung nach Europa herstellen, da China für den Weltmarkt produziert – und wir reichlich von dort importieren.

China ist einer der zentralen Märkte im legalen und illegalen Handel mit Wildtieren und Tierprodukten wie Elfenbein – und damit mitverantwortlich dafür, dass einige Arten vom Aussterben bedroht sind. Pulver und Salben aus Elefantenhaut, Tigerknochen, Rhino-Horn und Pangolin-Schuppen werden in der traditionellen Medizin verwendet, Pangolin-Fleisch gilt als Delikatesse, Schmuck aus dem Horn des Schildschnabels erzielt als „rotes Elfenbein“ Spitzenpreise.

Zwar bekämpft die chinesische Regierung den Elfenbeinhandel, der Markt ist jedoch bei Weitem nicht ausgetrocknet. Ermöglicht wird das auch durch Schlupflöcher in der EU, die von Schmugglern ausgenutzt werden. Selbst das Jagdverbot auf Elefanten in Botswana hat mit China zu tun: Die Aufhebung des Banns wird die Wilderei beflügeln – mit China als Absatzmarkt für das Elfenbein.

China ist auch ein wichtiger Markt für häufig illegal geschlagenes Tropenholz. So wird Palisander aus Raubbau in Nigerias Wäldern importiert und zu antik aussehenden Möbeln verarbeitet. Viele Holzprodukte, die aus China nach Europa verkauft werden, haben illegale Quellen.

Hunderte Betriebe in der Provinz Hainan verarbeiten Holz aus Südostasien: Bangkirai für Terrassendielen, Ramin für Möbel und Teak aus Myanmar. Aus Papuas Wäldern gelangt Holz zum Großteil auf dunklen Wegen nach China. Auch sibirische Wälder kommen oft über chinesische Sägewerke oder Papiermühlen nach Europa.

Beim Kampf gegen die Klimakatastrophe kommt China eine Schlüsselrolle zu. Das Land ist insgesamt der größte Produzent von Treibhausgasen, wenn auch nicht pro Kopf. Ein Teil der Emissionen ist freilich darauf zurückzuführen, dass China viele Waren für den Export nach Europa produziert. Bei jedem vierten Kohlekraftwerk, das außerhalb Chinas gebaut wird, stellt das Land die Baufirma beziehungsweise den Finanzier.

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