Chinesischer Staudamm bedroht 1.500 Schimpansen in Guinea

Schimpanse in Bossou, Guinea Westafrikas Schimpansen sind vom Aussterben bedroht (© Kalyanee Mam)
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In Guinea sind 1.500 Schimpansen in Lebensgefahr. Für einen Staudamm im Moyen-Bafing Nationalparks wird der Lebensraum der Menschenaffen zerstört. Verantwortlich ist der chinesische Konzern Sinohydro. Bitte fordern Sie Guineas Präsident auf, das Projekt aufzugeben.

News und Updates Appell

An: den Präsidenten der Republik Guinea und die Organisation für die Entwicklung des Flusssystems des Senegal (OMVS)

„Der geplante Koukoutamba-Staudamm gefährdet den Moyen-Bafing Nationalpark. Bitte streichen Sie das schädliche Projekt und setzen Sie auf Solarenergie.“

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Das Hochland von Guinea ist ein ökologischer Schatz. Galeriewälder und Savannen bieten seltenen Tieren wie Schimpansen und Leoparden einen Lebensraum. Viele Flüsse, darunter der Senegal, entspringen im Gebirge Fouta Djallon. Der neue Moyen-Bafing Nationalpark schützt das Überleben von 4.000 Schimpansen.

Ausgerechnet hier ist der Bau eines 294 Megawatt-Wasserkraftwerks im Fluss Bafing geplant. Der Stausee würde 264 Quadratkilometer Land bedecken.

Eine tödliche Gefahr für den Westafrikanischen Schimpansen, unseren nächsten Verwandten im Tierreich. 1.500 Schimpansen könnten durch das Projekt sterben: Ihr Habitat wird zerstört und sie werden in Gebiete verdrängt, die von dort lebenden Tieren verteidigt werden. Bereits heute sind die Menschenaffen vom Aussterben bedroht. Die Population ist innerhalb von 24 Jahren um 80 Prozent eingebrochen.

Der chinesische Konzern Sinohydro hat den Auftrag für den Bau des Koukoutamba-Damms erhalten. Die Firma ist Weltmarktführer – und steht auch hinter einem Damm-Projekt in Indonesien, das den Tapanuli-Orang-Utan auszurotten droht.

Keine Frage, Guinea ist eines der ärmsten Länder der Erde und muss seine Energieversorgung verbessern. In ländlichen Gegenden haben 97 Prozent der Haushalte keinen elektrischen Strom. Doch der Damm würde ihnen voraussichtlich nicht helfen: Drei Viertel des produzierten Stroms sind für den Export in Nachbarländer vorgesehen, ein weiterer großer Anteil für Bergbauunternehmen.

Guinea verfügt über eine Energiequelle, die viel weniger schädlich für die Umwelt ist und der ländlichen Bevölkerung besser zugute kommt: Solarenergie.

Bitte fordern Sie Guineas Präsident auf, das Staudamm-Projekt aufzugeben.

Hinter­gründe

Mehr Details zum Staudamm-Projekt

Die Staumauer soll 86 Meter hoch und 1.292 Meter lang werden. Der Stausee je nach Zufluss zwischen 230 und 264 Quadratkilometer bedecken und 4,3 Milliarden Kubikmeter Wasser fassen.

Nicht nur der Koukoutamba-Damm und das Reservoir, auch die weitere Infrastruktur verursacht Umweltschäden. So umfasst das Projekt 150 Kilometer Straßen und zwei Hochspannungsleitungen von 456 und 250 Kilometern Länge.

Nachdem sich die Weltbank aus dem Projekt zurückgezogen hat und es nicht finanzieren wird, sucht die Regierung nach anderen Finanzquellen. Höchstwahrscheinlich wird das Geld aus China kommen, da der staatliche Energiekonzern Sinohydro mit dem Bau beauftragt wurde.

Die Rolle der Weltbank

Die Situation ist bizarr: Ein Arm der Weltbank, die International Finance Corporation, war maßgeblich an der Einrichtung des Moyen-Bafing Nationalparks beteiligt. Gleichzeitig finanzierte ein anderer Arm der Weltbank die Machbarkeitsstudie und die Studie zur Sozial- und Umweltverträglichkeit des Staudamms. Experten halten sie für fehlerhaft und irreführend, weil sie die Zahl der betroffenen Schimpansen auf nicht mehr als 300 herunterspielt. Tatsächlich sind es 1.500. Die Weltbank hat sich aus dem Projekt zurückgezogen, als dies bekannt wurde.

Offset für Schimpansen-Habitat

Guinea ist eine Hochburg für die Schimpansen und gibt 18.000 der insgesamt 52.800 Menschenaffen Westafrikas eine Heimat.

Umweltschützer und Wissenschaftler haben Guinea für die Einrichtung des Moyen-Bafing Nationalparks Ende 2017 gelobt. Das Schutzgebiet wird von den Minengesellschaften Compagnie des Bauxites de Guinée und Guinea Alumina Corporation als so genanntes “Schimpansen Offset” finanziert: Im Gegenzug für diese Zahlungen dürfen sie in ihrem Abbaugebiet den Lebensraum der bedrohten Primaten zerstören. Solche Ausgleichsgebiete sollen unbefristet gesichert sein – der Bau des Damms mitten im Nationalpark untergräbt jedoch die Idee des dauerhaften Schutzes der Schimpansen.

Es wäre blanke Ironie: Bergbaufirmen zerstören Schimpansen-Habitat für ihre Minen, gleichzeitig werden die Ausgleichsflächen durch einen Damm zerstört, der Strom für Bergbaufirmen liefert.

Organisation pour la Mise en Valeur du Fleuve Senegal (OMVS)

Die Länder Guinea, Mali, Mauretanien und Senegal haben sich zur Organisation für die Entwicklung des Flusssystems des Senegal (OMVS) zusammengeschlossen. Ziel ist grenzüberschreitend die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Dazu gehört der Energiesektor, vor allem Wasserkraftwerke. Die Organisation plant den Bau von drei Staudämmen in Guinea, wovon Koukoutamba der größte ist.

An­schreiben

An: den Präsidenten der Republik Guinea und die Organisation für die Entwicklung des Flusssystems des Senegal (OMVS)

Sehr geehrter Präsident,
sehr geehrter Hochkommissar Hamed Diané Semega,

Guinea beherbergt einen ökologischen Schatz: den im Jahr 2017 gegründeten Moyen-Bafing Nationalpark. Der Park bietet 4.000 der vom Aussterben bedrohten Westafrikanischen Schimpansen einen Lebensraum. Er ist somit eine Festung für das Überleben der Menschenaffen. Guinea trägt daher für deren Schutz besondere Verantwortung.

Unglücklicherweise gefährdet das geplante Wasserkraftwerk Koukoutamba die Integrität des Moyen-Bafing Nationalparks und das Überleben von nicht weniger als 1.500 Schimpansen – mehr als ein Drittel der dortigen Population. Zudem verlieren ungezählte weitere Tier- und Pflanzenarten ihr Habitat. 8.700 Menschen müssen umgesiedelt werden, die Bevölkerung flussabwärts des Damms muss Nachteile erdulden. Höchst wahrscheinlich wird das Projekt den Einheimischen nicht die dringend benötigte Elektrizität bringen, da ein Großteil des produzierten Stroms exportiert oder an Bergbau-Firmen geliefert wird.

Wir respektieren es, dass Guinea als souveräne Nation für das Wohl seiner Bevölkerung verantwortlich ist, einschließlich der Stromversorgung. Aber die Entscheidung, einen der großen ökologischen Schätze zu zerstören, wird tiefgreifende und nicht wieder gut zu machende Folgen haben.

Guinea verfügt über eine viel nachhaltigere Energiequelle als Wasserkraft: Solarenergie. Die Vorteile sind vielfältig: Solarenergie verursacht weniger Schäden an der Umwelt, birgt weniger finanzielle und administrative Risiken und kommt der ländlichen Bevölkerung viel besser zu Gute.

Bitte streichen Sie das schädliche Staudamm-Projekt und setzen Sie auf Solarenergie.

Mit freundlichen Grüßen

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