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Flachlandgorilla im Kahuzi-Biega Nationalpark,
Besucher erleben im Kahuzi-Biega Nationalpark Gorillas hautnah - (© RdR/Mathias Rittgerott)
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Regenwald Report 02/2025 Naturschutz entwurzelt Ureinwohner

Nationalparks gelten oft als Nonplusultra zur Bewahrung der Natur. Doch Beispiele im Kongo-Becken zeigen, wie Indigene unter ihnen leiden.

Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und AktionenEine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.

„Die Natur braucht uns Menschen nicht“ – der Slogan ist griffig, doch mit Fragezeichen zu versehen. Er impliziert eine Trennung der Natur von uns. Tatsächlich wird das im westlichen Naturschutz auch so verstanden. Der Natur gehe es dort am besten, wo kein Mensch lebt. In vielen indigenen Kulturen ist das Weltbild ein anderes. Dort bilden Mensch und Natur eine Einheit.

Doch wohin man schaut, dominiert die westliche Sicht. Für Naturschutzgebiete wird um Wälder gewissermaßen eine Mauer gezogen. Der reinen Lehre folgend muss raus oder zumindest große Opfer bringen, wer innerhalb lebt. Vor genau 100 Jahren kam dieser „Festungsnaturschutz“ auch nach Afrika, als Belgier zu Ehren ihres Königs den Albert Nationalpark gründeten, heute als Virunga weltberühmt.

Die Batwa wurden nie gefragt, ob sie mit dem Nationalpark einverstanden sind

Auch nach der Unabhängigkeit des Kongo 1960 bliebt das koloniale Konzept mit all seinen Folgen erhalten. So wurde durch die Gründung des Kahuzi-Biega Nationalparks, der Gorillas schützen sollte, 1970 das indigene Volk der Batwa vertrieben und lebt heute an dessen Rand in Armut. Sie wurden nie gefragt, ob sie mit dem Nationalpark einverstanden sind.

Es waren sogar Batwa selbst, die dem belgischen Naturforscher und späteren Parkchef Adrien Deschryver leichtgläubig zeigten, wo sich Gorillas befanden. Sie kannten sich ja aus im Wald – und sorgten unfreiwillig dafür, dass ihnen der Zutritt dorthin bald verwehrt wurde. Obwohl die Batwa die Menschenaffen seit jeher in Ruhe ließen, hieß es „Jagen verboten.“

Pygmäen im Kongo
die indigenen Batwa verloren dafür ihre Heimat (© Mathias Rittgerott)

Menschenverachtender noch: Nachdem Indigene 2018 aus Not in ihre Heimat im Park zurückgekehrt waren, sollen Ranger und Soldaten mindestens 20 von ihnen umgebracht haben.

Jetzt droht ein Boom im „Festungsnaturschutz“ und somit Vertreibung und Not für Hunderttausende, weil die UN-Mitgliedsstaaten bis 2030 insgesamt 30 Prozent der Erdoberfläche unter Schutz stellen wollen. Zwar haben die Regierungen zugesichert, die Rechte Indigener zu wahren, doch die Sorge ist groß.

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