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Hinweisschild Schutzgebiet Akroá Gamell
Geschütztes Gebiet: Das Territorium Taquaritiua der indigenen Akroá Gamella (© Marciel Pires)
Buriti-Palme mit Früchten
Die Früchte der Buriti-Palme werden vielfach genutzt (© Oscar Yoshinori Toyofuku/istockphoto)
Versammlung Akroá Gamella
Cywr Xxa Akroá Gamella (links) auf einer Versammlung (© Marciel Pires)
Kahnschnabelreiher am Ufer
Der Kahnschnabelreiher kehrt zurück (© Wikimedia/Andreas Fuhrmann)
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Regenwald Report 02/2025 So holen sich die Akroá Gamella ihr geraubtes Land zurück

Vor mehr als 40 Jahren eignete sich ein Großgrundbesitzer das Gebiet an, in dem die Indigenen seit dem 18. Jahrhundert im Amazonasbecken leben. Unser brasilianischer Mitarbeiter Felipe Sabrina erzählt die Geschichte ihres Widerstands.

Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und AktionenEine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.

Schon von Weitem sehe ich das Grün der Bäume und die Farben der bunten Früchte der Saison – die Natur hat sich das ausgelaugte Land der Akroá Gamella und das Leben zurückerobert. Jahrzehntelang hatten eingedrungene Landwirte hier Monokulturen gepflanzt, Chemikalien versprüht, hatten ihre Rinder und Büffelherden den Boden zerstört. Auf dem Territorium Taquaritiua im brasilianischen Bundesstaat Maranhão, das sie den Gemeinschaften der Akroá Gamella geraubt hatten. Und das sich die Indigenen nach und nach zurückholen.

Als ich im Februar 2025 das Dorf Tabarelzinho besuche, erzählen mir seine Bewohner, dass in den einst versiegten Flüssen wieder Fische schwimmen; dass Tiere die Wälder wiederbeleben, die durch die Abholzung verschwunden waren: Gürteltiere, Pacas, Agutis, Pekaris und Rehe. In den Bäumen hört man jetzt wieder die Rufe des Tukans, der Drosseln und Tauben. In den Wäldern und Gewässern, die wiedergeboren werden, so erzählen die Menschen, erhalten auch die Encantadas, die Naturgeister, neue Kraft.

Versammlung in Tabarelzinho
Hier kommen die Bewohner von Tabarelzinho zu Beratungen und spirituellen Festen zusammen (© Marciel Pires)

Der Landraub begann in den 1980-er Jahren. Mit gefälschten Dokumenten eignete sich ein Großgrundbesitzer Gebiete der Akroá Gamella an, die ihnen nachweislich mindestens seit Mitte des 18. Jahrhunderts gehören. Mit solchen Methoden reißen sich Siedler schon seit Kolonialzeiten das Land der Indigenen unter den Nagel.

Mehr als vier Jahrzehnte beutete der Farmer das Land der Akroá Gamella aus, indem er es an Dritte verpachtete und illegal roden ließ und immer wieder versuchte, die Indigenen aus ihrem eigenen Gebiet zu vertreiben. Die Menschen berichten von der Zerstörung ihrer Häuser und Schulen, von Gewalt, willkürlichen Verhaftungen und Schießereien durch den Farmer und seine Schläger.

Eine Mülldeponie verseucht das Land der Indigenen

Seit den 1980-er Jahren fordern die Akroá Gamella ihre Landrechte ein, indem sie den Diebstahl ihrer Gebiete und die Verbrechen an ihrem Volk anzeigen. Doch der brasilianische Staat kümmert sich nicht darum. So entfernen sie eigenhändig die errichteten Zäune und vertreiben die Landbesetzer mit einem Marsch der Frauen, Männer, Jugendlichen und Kinder – singend. Alles geschieht kollektiv, nach Beratungen in Versammlungen, die von den Encantadas geleitet werden, den spirituellen Wesen, die jedes Mitglied des Volkes der Akroá Gamella führen und beschützen.

Umweltverschmutzung am Flussufer
Giftiger Müll aus der nahen Stadt (© Marciel Pires)

Während der letzten 12 Jahre richtete sich der Widerstand der Akroá Gamella auch gegen eine offene Mülldeponie nahe des Dorfes Tabarelzinho. Der Farmer hatte das Grundstück illegal an die nahe Stadt Viana verpachtet, die dort den gesamten Müll ihrer 50.000 Einwohner ablud. Neben Hausmüll wie Verpackungen und Windeln gehörten dazu auch kontaminierte Krankenhausabfälle. „Dies ist das Ergebnis der Entwicklung des weißen Mannes: die Verseuchung unseres Grundwassers, aller Arten von Leben. Mehrere Menschen haben sich bereits infiziert, es gab Todesfälle im Zusammenhang mit der Mülldeponie“, sagt der Bewohner Cywr Xxa Akroá Gamella.

Seit August 2024 haben die Indigenen weitere Müllfuhren blockiert und damit die Mülldeponien faktisch geschlossen.

Neues Leben für Wald und Wasser

Auf ihrem zurückgewonnenen Land pflanzen die Akroá Gamella inzwischen weitere einheimische Arten wie Bacuri-Bäume, Babaçu-Kokospalmen, Guarimã, Mango und Cashew-Bäume. An den verseuchten Gewässern wachsen nun Arten wie Juçare- und Buritibäume, die dem Wasser helfen, sich zu regenerieren. „Unser Volk muss die von den Weißen gestohlenen Gebiete zurückbekommen und wiederbeleben“, sagt Cywr Xxa Akroá Gamella. Indem er das von Zäunen befreite Land seiner Gemeinschaft verteidigt, will er dafür sorgen, dass die Erde und ihre Bewohner nie vergessen, was es heißt, frei zu sein.

Rettet den Regenwald unterstützt die Akroá Gamella. Damit sie das Recht auf ihr Land und ihre Lebensgrundlagen auch für die Zukunft sichern können.

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