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RegenwaldReport 04/2008

Ein Recht auf Mutter Erde

Vor zehn Jahren war Papua in Indonesien noch dicht bewaldet. Dann begann der Sturm auf das Tropenholz. Den Holzfällern folgten die Ölpalm-Plantagen, der Regenwald schwindet seitdem rapide. Pietsau Amafnini und das JASOIL-Netzwerk leisten Aufklärungsarbeit und organisieren den Widerstand der Indigenen.

 

Die Einwohner Papuas wehren sich gegen PalmölkonzerneDie Einwohner Papuas wehren sich gegen Palmölkonzerne

„Das Land, auf dem wir leben, haben wir von unseren Ahnen ererbt. Doch jetzt sind wir bedroht durch die globalen Entscheidungen, sodass wir unser Land für immer verlieren“, sagt Pietsau Amafnini. „Wir nutzen den Wald auf traditionelle Weise und auf diese Art erhalten wir ihn. Jetzt werden unsere Landnutzungsrechte mit Füßen getreten.“

Pietsau ist Leiter des JASOIL-Netzwerks. Zusammen mit vier Mitarbeitern koordiniert der Indonesier die Aktivitäten von JASOIL von Manokwari im Westen der indonesischen Insel Papua aus, einem Landesteil, der wegen seiner Form „Vogelkopfgebiet“ genannt wird. Bereits seit Jahren geht Pietsau unerschrocken gegen die Holzfäller vor und dokumentiert den Raubbau am Regenwald. JASOIL leistet vor allem Aufklärungsarbeit in den betroffenen Dörfern vor Ort – gegen die unheilvolle Allianz von Holzeinschlag, Bergbau- Aktivitäten und Ölpalm-Plantagen, die den Regenwald zunehmend zerstört. „Für die Papua ist Land die Mutter, die ihren Kindern und Enkeln Nahrung und Trinken liefert. 80 Prozent der Papua sind noch vom Wald abhängig“, sagt Pietsau. „Wenn sie Nahrung benötigen, holen sie Sago, Gemüse und Früchte im Wald. Wenn sie Fleisch brauchen, gehen sie auf die Jagd. Wenn sie Fische oder Krabben essen wollen, fischen sie im Fluss oder im Meer.“

Holzfirmen beherrschen ein Drittel von Papua

Doch der natürliche Kreislauf des Waldlebens ist aus den Fugen geraten: „Die Papua verlieren ihr traditionelles Land“, beschwert sich Pietsau. Bis heute liegen die letzten großen Regenwaldgebiete Südostasiens auf Papua. Nachdem Papua im Jahr 2001 Sonderautonomie eingeräumt worden war, genehmigtedas Forstministerium 54 Unternehmen Holzeinschlagskonzessionen auf mehr als 14 Millionen Hektar Wald. Zusammen beherrschen diese Firmen ein Drittelder Gesamtfläche von Papua, auch der Rimbunan Hijau-Konzern und seine Tochterunternehmen gehören dazu. Zahlreiche Konzessionen wurden zudem an die Bergbauindustrie für den Abbau von Kupfer, Nickel und Gold vergeben. In den letzten Jahren kamen Ölpalm- Plantagen hinzu. Schließlich explodierten 2007 die Flächen, auf denen in Papua Energiepflanzen für vermeintlich grünen Biosprit angebaut werden. „Die Palmöl-Unternehmen, die nur für den Export produzieren, weiten ihre Anbaufläche immer mehr aus“, sagt Pietsau Amafnini. „Zur gleichen Zeit steigen die Nahrungsmittelpreise und die Bevölkerung kann sich nicht einmal mehr Öl zum Kochen leisten.“

Für Pietsau trägt die deutsche Regierung eine Mitschuld an dieser Entwicklung. Über das Erneuerbare-Energien-Gesetz wird das Verbrennen von Palmöl in Blockheizkraftwerken finanziell gefördert. Folgen seien nicht nur, dass die Indigenen ihre Landrechte verlören, sondern mit der Waldzerstörung auch der Kohlendioxid-Ausstoß steige. „Förderungen für Palmöl sollten darum komplett gestrichen werden.“

Oft kooperieren die Unternehmen mit dem indonesischen Militär und Geheimdienst. Den Papuas wird dabei häufig vorgeworfen, Separatisten zu sein. Damit verbunden ist eine ernsthafte Bedrohung für Leib und Leben. Um den Betroffenen ihre Angst zu nehmen, sie zu informieren und über ihre Rechte aufzuklären, fahren die insgesamt 20 JASOIL-Mitarbeiter quer durch das Land bis in die entferntesten Dörfer: Zunächst werden Workshops und Diskussionen in den lokalen Dorfgemeinschaften veranstaltet. Dadurch soll die Rolle der traditionellen Landbesitzer in der Auseinandersetzung um den letzten Wald Südostasiens und die reichen Naturressourcen gestärkt werden. Bald soll dann auch ein Indigenenkongress zum Thema „Rettet den Wald von Papua“ organisiert werden.

Pietsau Amafnini fasst die JASOIL-Forderungen zusammen: „Keinen Holzeinschlag und keine neuen Palmölplantagen mehr. Vertreibt uns nicht vom Land unserer Vorfahren. Schluss mit der Zerstörung des Waldes, denn der Wald ist unsere Lebensgrundlage.”

 

Rettet den Regenwald unterstützt das JASOIL-Netzwerk und bittet die Leser des Regenwald Reports um Spenden.

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