
Regenwald Report 02/2024 · Wildtierhandel Geraubt und verkauft!
Der illegale internationale Handel mit wild lebenden Tieren und Pflanzen ist eine der größten Gefahren für das Überleben der Arten. Vor allem in Regionen der Welt, die reich an biologischer Vielfalt sind, wie Südostasien, Afrika und Lateinamerika.
Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und AktionenEine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.
Oktober 2023: Beamten von Interpol und der Weltzollorganisation aus 133 Ländern ist ein Schlag gegen die organisierte Wildtierkriminalität gelungen. In der globalen „Operation Thunder“ wurden rund 500 Menschen festgenommen und mehr als 2.000 Tiere und auch Pflanzen beschlagnahmt, die durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES geschützt sind. Es war die größte der jährlichen Strafverfolgungskampagnen seit Beginn im Jahr 2017.
Wir sprechen über den Ausverkauf der Natur durch die Wildtier-Mafia mit Elisa Norio, Politik-Doktorandin an der George Mason University, USA. Sie ist Mitarbeiterin von Rettet den Regenwald und forscht zum Thema grenzüberschreitende Kriminalität.
Der internationale Handel mit Wildtieren und Pflanzen ist eine massive Bedrohung für die Biodiversität auf unserem Planeten. Gibt es durch diese Verbrechen noch andere globale Auswirkungen?
Ja. Geht die biologische Vielfalt verloren, wird sich der Klimawandel verschärfen. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Zoonosen wie bei Covid 19 weiter ausbreiten. Also Infektionskrankheiten, die sich durch den engen Kontakt mit Wildtieren auf Menschen übertragen können.
Neben den lokalen Wilderern ist häufig auch die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität verwickelt. Denn das Risiko, bestraft zu werden, ist gering und die Rentabilität hoch. Diese gewinnbringende Beziehung fördert die Korruption und das Waschen von illegalen Erträgen und untergräbt damit weltweit die Rechtsstaatlichkeit.
Wie läuft der illegale Handel ab?
Er verlagert sich zunehmend ins Internet. So werden etwa Reptilien als Haustiere über fiktive Händler-Profile in sozialen Netzwerken angeboten. Dieser Handel ist aufgrund seines verdeckten Charakters, der internationalen Uneinigkeit bei der Regulierung und der begrenzten Möglichkeiten der Strafverfolgung besonders schwer auszurotten.
Welche Lösung siehst du, um diese Verbrechen einzudämmen?
Polizeieinsätze sind ein Teil der Lösung, aber sie sind nicht die einzige Lösung. Wir müssen in die Erziehung zum Respekt vor dem Leben von Tieren und Pflanzen investieren. Wir müssen die Kultur der Kommerzialisierung von Lebewesen zur Befriedigung sinnloser Besitz- und Machtgelüste ablehnen. Ich hoffe wirklich, dass unsere neuen Generationen ein besseres Bewusstsein für dieses Thema entwickeln werden.
Operation THUNDER 2023
Beschlagnahmungen von Wildtieren und ihren Körperteilen. Darunter:
313 Kilo Elfenbein und
14 Körperteile
3 Hörner und 8 Kilo Horn und
3 Körperteile von Nashörnern
4 lebende Wildkatzen und
62 Körperteile
53 lebende Primaten und
1.856 Körperteile
7.718 Körperteile von Reptilien
15 lebende Pangoline und
169 Kilo Schuppen
1.370 lebende Vögel und
2.080 Körperteile
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