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Junge Papua im Gemeinschaftsgarten Tempelhof
Dorthea Wabiser von Pusaka während ihres Berlin-Besuches (© Rettet den Regenwald)
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Regenwald Report 01/2025 „Der Wald gibt Leben – uns allen!“

Dorthea Wabiser von unserer Partnerorganisation Pusaka hat uns im Herbst 2024 besucht. Im Interview spricht die Aktivistin darüber, wie die Indigenen den Regenwald von Papua verteidigen, was wir von ihnen lernen und wie wir sie unterstützen können.

Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und AktionenEine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.

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Es sind besondere Erinnerungen, von denen Dorthea Wabiser erzählt, als wir sie in Berlin trafen. „Das Erlebnis, an das ich mich gern erinnere und das mich immer zum Lächeln bringt, ist der Weg durch den Wald, wenn wir gemeinsam Sago herstellen wollten, die Hauptnahrung in Papua. Wir gingen bis zum Sumpf, in dem die Sago-Palmen wachsen, fällten eine von ihnen, die die Gemeinschaft für geeignet hielt, und begannen, das Mark zu Mehl zu verarbeiten. Danach wurde eine neue Sago-Palme gepflanzt, denn bei jeder Tätigkeit im Wald denken die Menschen in Papua immer an die nächste Generation.“

Sago-Palme
Die Sago-Palme ist der Lebensbaum für die Papuas (© CC BY-SA 4.0/ Widana)

Dorthea Wabiser ist selbst eine indigene Papua; inzwischen aber lebt sie weit entfernt in Indonesiens Hauptstadt Jakarta, denn dort hat die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Pusaka, für die Dorthea als Forscherin arbeitet, ihren Hauptsitz. „Ich bin in einer Aktivisten-Familie aufgewachsen, meine Eltern haben gegen Naturzerstörung, Rassismus und Diskriminierung gekämpft – das hat mich geprägt.“ 

Frau mit Tablett voller Gemüseblätter
Orpa Konjol vom Afsya-Volk mit Blättern des wilden Palmfarns, eine Nahrungs- und Heilpflanze (© Pusaka)

„Papua ist kein leeres Land!“

Dorthea studierte Internationale Beziehungen und schrieb ihre Abschlussarbeit über Konfliktlösung in Papua. Heute dokumentiert sie das traditionelle Wissen und die Kultur indigener Gemeinschaften – und den Artenreichtum ihrer Wälder. Denn die indonesische Regierung treibt die Ausbeutung der Naturressourcen massiv voran. Dramatisch spitzt sich der Konflikt im südlichen Papua zu. Im Distrikt Merauke sollen zwei Millionen Hektar Regenwald für ein gigantisches Nahrungs- und Bioethanol-Projekt zerstört werden (Seite 14). „Über dieses Projekt habe ich mit den indigenen Gemeinschaften in Merauke viel diskutiert“, sagt Dorthea Wabiser. „Es bedroht das Überleben der Wälder und der Einheimischen.“

Holztisch mit Schüsseln voller Essen, einige Afsya-Frauen
Bei den Afsya kommen Taro und Süßkartoffeln auf den Tisch, Waldpflanzen bereichern ihre Küche (© Pusaka)

Die Regierung behaupte, so die Forscherin, dass ganz Papua ein leeres Land sei. Sie wollen sich alles nehmen, ohne zu fragen, wem das Land oder der Wald gehört. „So entstand unsere Kampagne ,Papua ist kein leeres Land‘. Begleitet von unserer Dokumentation über die Kultur der Indigenen und mit den Namen jeder Tier- und Pflanzenart in ihren Wäldern.“ Der Schlüssel zur Bewahrung der Regenwälder ist die Anerkennung der indigenen Gemeinschaften und ihrer angestammten Waldrechte. „Für diese Anerkennung müssen die Indigenen viel auf sich nehmen“, sagt Dorthea. „Sie müssen nachweisen, dass sie schon lange in diesem Gebiet leben, sie müssen ihr Territorium kartieren – was sehr lange dauert –, sie müssen ihre Geschichte und ihre Stammbäume dokumentieren.“ Dann ist jedes Unternehmen laut Gesetz verpflichtet, das anerkannte Gebiet zu respektieren. Wenn es trotzdem weiter agiere, müsste es wegen Landraub strafrechtlich verfolgt werden.

„Solidarisiert euch mit den Papua-Völkern!“

Im Herbst 2024 war Dorthea Wabiser in Europa unterwegs. Sie hatte den Film „Afsya“ dabei, der den erfolgreichen Widerstand der Bevölkerung gegen Ölpalmplantagen zeigt (mehr). Dieser Film ist gleichzeitig Dortheas Appell an die Weltgemeinschaft: 

Drohnenfoto von langer Reihe Bagger durch Regenwald
Bagger und Bulldozer rollen an, um den Wald in Merauke für Plantagen zu zerstören (© Pusaka)

„Die Menschen vor Ort lehnen die Plantagen- und Bergbauprojekte der Regierung kollektiv ab. Wir haben vor Behörden demonstriert und vor Gerichten geklagt. Und tun es weiterhin. Und wir hoffen, dass die internationalen Freunde sich mit uns solidarisieren, damit die Wälder von Papua noch gerettet werden. Informiert darüber, was hier in Papua geschieht, bringt die Vernichtung des Regenwaldes auf die internationale Bühne, macht Druck, damit unsere Regierung ihre Entscheidungen ändert. Indigene Völker müssen offiziell anerkannt und geschützt werden. Denn sie sind die besten Hüter des Regenwaldes. Und sie bewahren ihn nicht nur für ihr eigenes Leben, sondern für alle Menschen der Erde.“

PUSAKA: Indigene stärken heißt Regenwald retten

Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Pusaka ist seit 15 Jahren unsere Partnerin für Papua. Pusaka bedeutet Erbe. Der Name betont den Willen, das Naturerbe Wald zu erhalten und an die nächsten Generationen weiterzugeben. Unterstützung der indigenen Gemeinschaften bei der Anerkennung ihrer Landrechte gehört ebenso zu Pusakas Aufgaben wie die Einflussnahme auf indonesische Politik und globale Kampagnen.

Training indigener Frauen durch PUSAKA
Umwelt-Training für indigene Frauen durch Pusaka (© Pusaka)

 

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