Regenwald Report 04/2025 Die grüne Schule
Wie balzen Felsenhähne? Welche Insekten leuchten in der Dunkelheit? Im Bergnebelwald von Los Cedros erforschen junge Menschen den Artenreichtum ihrer Heimat und lernen den Wert der Natur zu verstehen.
Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und Aktionen. Eine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.
Los Cedros ist ein 6.000 Hektar großes Schutzgebiet an den Ausläufern der Anden im Nordwesten Ecuadors, ein tropischer Regen- und Nebelwald mit vielfältigen Natur- und Lebensformen. Rettet den Regenwald unterstützt dort ein Forschungs- und Ausbildungszentrum, in dem Experten und Wissenschaftlerinnen aus dem In- und Ausland zusammenkommen. Ihr Ziel: Die biologische Vielfalt zu dokumentieren und ihr Wissen weiterzugeben – auch, um die Natur vor dem drohenden Bergbau zu schützen.
Eine von ihnen ist Monserratte Vasquez. Sie organisiert die Sozial- und Umweltbildung für die Gemeinschaften rund um den Schutzwald. Für diesen Report erzählt sie uns von den Exkursionen mit den Jugendlichen.
Ein Tag in Los Cedros beginnt um fünf Uhr morgens mit Martín und Fausto, Biologen mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Zentrum. Die Schülerinnen und Schüler besuchen einen Balzplatz der Felsenhähne, wo zehn Vögel um die Gunst eines Weibchens werben. Die Männchen flattern herum, dann erscheint das Weibchen, trifft seine Wahl, und die Paarungszeremonie beginnt - ein echtes Spektakel!
Während die Jugendlichen zwei Stunden später in der Station auf ihr Frühstück warten, forschen sie in ihren Bestimmungsbüchern nach den entdeckten Vogelarten. Dann tragen sie organisches Insektenschutzmittel auf, das in der nahe gelegenen Gemeinde Chontal hergestellt wird, und holen ihre Stiefel. In kleinen Gruppen geht es los, begleitet von je einem Biologen. Die Wanderung wird etwa vier Stunden dauern.
Darauf werden die Jugendlichen gut vorbereitet: Sie müssen auf dem Weg bleiben, auf Schlangen achten und keine Pilze zertreten. Und sie sollen viele Fragen stellen, denn dies ist ein lebendiger Unterricht im Wald und die Biologen möchten den Tag nach den Interessen der Schüler gestalten. Sie sprechen über die Gattungen verschiedener Pflanzen; mit etwas Glück sehen sie Klammeraffen. Am Wasserfall Vieja wartet ein erfrischendes Bad. Die Gegend ist so unberührt, dass sie das Wasser sogar trinken können. Es ist ein wunderschöner Moment der Verbundenheit mit der Natur, in einer hoch gelegenen Gegend ohne menschliche Siedlungen.
Nach ihrer Rückkehr versammeln sich die Jugendlichen im Speisesaal, um sich über den Tag auszutauschen. Es gibt auch einen Vortrag über den Kohlenstoffkreislauf im Regenwald. Anschließend halten die Schülerinnen und Schüler in Bildern und Texten fest, was sie erlebt und erfahren haben und was sie mit der Natur, dem Wald und seinen Flüssen verbindet. Daraus entsteht eine farbenfrohe Ausstellung.
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Nach dem Abendessen folgt noch ein kurzer Nachtrundgang, bei dem Frösche und leuchtende Insekten beobachtet werden können. Einige Schüler haben sogar Schlangen gesehen, ohne dass es zu Zwischenfällen gekommen wäre. Die Kurse dauern zweieinhalb Tage – auch die Eltern der Kinder und Jugendlichen sind dazu eingeladen.
Ich bin seit 2022 im Team des Forschungs- und Ausbil-dungzentrums des Schutzwaldes Los Cedros. Für mich ist es ein Geschenk des Lebens, für den Wald und mit dem Wald arbeiten zu dürfen.
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