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Regenwald Report 02/2019 · Titelthema: Klimapolitik

Es ist so schade um diesen Wald!

Regenwald südlich des Korup Nationalparks, Kamerun © Joshua Linder

Eine Bestandsaufnahme: Landwirtschaftspolitik, die falsche Anreize liefert; Palm- und Sojaöl, die Regenwälder vernichten; Holz, das zur Energiegewinnung verbrannt wird. Warum Biomasse keine Energiewende bringt, sondern reichlich neue Probleme

Unterschiedlicher könnten die Wirklichkeiten kaum sein: Auf der ganzen Welt kämpfen Betroffene, Umweltaktivisten und Menschenrechtler in den Regionen des Regenwaldes für den Erhalt der ursprünglichen Natur. Sie wollen verhindern, dass der Lebensraum unzähliger Tiere und Pflanzen vernichtet und durch Monokultur-Plantagen ersetzt wird, die ein einziges Ziel haben: Energiepflanzen für den Export zu liefern.

Und wie sieht es in den Ländern aus, die dieses Palm- und Sojaöl importieren? Hierzulande feiern Politiker Biomasse als neuen Shooting-Star der erneuerbaren Energien. Der Einsatz von Biomasse zur Gewinnung von Strom, Wärme und Kraftstoffen macht gerade konservativen Wählern den Abschied von Kohle und Atom leichter. Denn die Illusion, dass wir durch nachhaltigen Anbau und Effizienzsteigerungen unseren Energiehunger weiter ungebremst stillen können, bleibt erhalten.

Unguter Boom der Biomasse

Die unbequeme Wahrheit, dass unser Energieverbrauch zu hoch ist, möchte kein Politiker aussprechen. Stattdessen vernebelt man mit dem Begriff „Bio“ und „nachwachsend“ die Wahrnehmung. Ein Beispiel dafür ist die Verwendung von Palmöl. Die weltweite Produktion von Palmöl ist laut amerikanischem Landwirtschaftsministerium in den vergangenen 10 Jahren von 46 Millionen auf 72 Millionen Tonnen gestiegen. Der Grund ist unter anderem der Einsatz im Biosprit und zur Stromgewinnung. 61 Prozent ihrer Palm-ölimporte verwenden die EU-Staaten für diese Bereiche.

Verbrauch von Palmöl

7,7 Mio. Tonnen im Jahr 2017 in der EU Irrsinn: Wir importieren Palmöl von Plantagen aus Asien und Lateinamerika vor allem darum, um Biodiesel und Ökostrom herzustellen.

Verbrauch von Palmöl in der EU (2017) © Rettet den Regenwald e.V.

Dabei sind bei der Biomasse die Grenzen des „Erneuerbaren“ schon jetzt erkennbar. Pflanzen brauchen Platz zum Wachsen und der ist weltweit beschränkt. Deutschland ist beispielsweise schon an seinen Kapazitätsgrenzen angekommen. „Wenn man jetzt die Bioenergienutzung ausweiten will, muss man sehen, dass ein Teil dieser Bio-energie aus dem Ausland kommt. Und man muss dann dort die Risiken berücksichtigen“, sagt Professor Gernot Klepper vom Institut für Weltwirtschaft Kiel. Was er mit den Risiken meint, erleben die Partner von Rettet den Regenwald in den betroffenen Gebieten schon heute.

Spirale der Zerstörung

Angestammte Bewohner werden vertrieben, Regenwald gerodet und Plantagen angelegt; immer weiter wird die Natur zurückgedrängt. Diese Spirale der Zerstörung dreht sich immer schneller und häufiger. Das verhindern keine Siegel und Nachhaltigkeitszertifikate, deren grundsätzliche Aussagekraft zweifelhaft ist. Auch fehlen verlässliche Daten: Niemand kann sagen, wie groß die weltweit bestehenden Agrar- und Weideflächen sind, auf denen Energiepflanzen angebaut werden könnten. Wie soll da kontrolliert werden, ob eine zusätzliche Plantage nicht auf einer gerodeten Regenwaldfläche errichtet wurde?

Orang-Utan in Baum Die Orang-Utans stehen vor dem Aussterben. Die große Bedrohung für die Menschenaffen sind die gezielte Tötung und der Verlust ihres Lebensraumes. Ihr Wald wird zerstört und eine Plantage nimmt seinen Platz ein (© IAR)

Darüber hinaus ist Biomasse nicht zwangsläufig klimafreundlich. Werden Wälder für den Anbau von Biomasse abgeholzt, wird das zuvor darin gebundene Kohlendioxid freigesetzt. Der Klimaschutzeffekt der Biomasse ist im wahrsten Sinne des Wortes verbrannt. Damit steht Biomasse in puncto Schaden den fossilen Brennstoffen in nichts nach.

Auf den folgenden Seiten beleuchten wir im Einzelnen die Folgen der aktuellen Klimapolitik für die Bereiche Landwirtschaft, Palmöl und Holz. Machen Sie sich selbst ein Bild und fragen Sie sich, ob nicht auch hier gilt: weniger ist mehr.

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