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Regenwald Report 02/2019 · Palmöl

Zerstörung im Namen des Klimaschutzes

Proteste gegen Palmöl im Regenwald von Borneo In Indonesien blockieren Einheimische Straßen, damit Holzfäller nicht immer weiter in den Regenwald vordringen können (© SOB)

Als in Europa Kraftstoff durch die Beimischung von nachwachsenden Energieträgern zu „Bio“-Sprit wurde, entstand ein riesiger neuer Absatzmarkt für Palmöl. Die Folge: Die Zerstörung frisst sich immer tiefer in den Regenwald

Die Euphorie in Indonesien, dem größten Palmöl-Produzenten der Welt, war groß – zumindest bei den Konzernen. Dank des europäischen Biosprits entstanden neue, riesige Monokulturen in den Regenwaldgebieten. Waren in Indonesien 2006 noch 5,6 Millionen Hektar mit Ölpalmen bepflanzt, sind es heute um die 20 Millionen Hektar, wie die Organisation Sawit Watch (Palmöl Watch) schätzt.

Für die Plantagen wurden und werden Regenwälder kahl geschlagen. Den Tieflandregenwald von Sumatra gibt es heute nicht mehr. Die Großsäuger Sumatras, Tiger, Elefant, Orang-Utan und Nashorn, kommen nur noch in Enklaven vor. Der Biospritboom bereitete den Weg für die Vernichtung der großen Wälder auf Borneo und Neuguinea. Länder in den tropischen Gebieten Afrikas und Südamerikas folgen dem Beispiel Südostasiens. Auch dort ersetzen monotone Plantagen die Vielfalt und Einzigartigkeit des Regenwaldes.

Orang-Utan © istockphoto/wayneimage

Biolüge auf Kosten des Regenwaldes

Indigene und Bauern appellierten von Beginn des Palmöl-Booms an Verbraucher in der ganzen Welt: „Löst eure Energieprobleme nicht auf unsere Kosten!“ Die Menschen verlieren den Wald als die Quelle ihrer Existenz. Häufig werden sie mit Gewalt vertrieben. Ohne den Wald kein sauberes Wasser, keine Früchte, kein Bambus, keine Medizin. Mit dem Wald verschwinden viele Tier- und Pflanzenarten. So löste der Biosprit-Boom eine Kaskade von Zerstörungen aus. Pflanzen, Tiere, indigene Kulturen sterben aus. Überschwemmungen, Dürren und Erdrutsche nehmen zu.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Biosprit das Klima nicht schützt. Im Gegenteil: Die Abholzung der Tropenwälder setzt gewaltige Mengen an Treibhausgasemissionen frei. Eine von der EU in Auftrag gegebene Studie belegt, dass Biodiesel aus Palmöl dreimal so viel klimaschädliche Emissionen wie Diesel aus Erdöl verursacht. Auch Biodiesel aus Soja hat eine negative Klimabilanz.

Frau pflanzt Setzling Den Monokulturen der Plantagen setzen Aktivisten Pflanzaktionen entgegen, um natürliche Lebensräume zurückzugewinnen (© SOB)

Brände schaffen Platz für neue Plantagen

Jedes Jahr brennen große Waldgebiete. Auffällig ist, dass die meisten Brände im Umkreis von Palmöl-Plantagen ausbrechen. Oft ist Brandstiftung die Ursache, um Platz für neue Plantagen zu schaffen. Besonders hohe Emissionen verursachen die Brände der Torfschichten, nachdem der Sumpfwald abgeholzt und ausgetrocknet ist. Das Brandjahr 2015 mit extrem hohen Emissionen an Staubpartikeln hat viele Menschen Gesundheit und Leben gekostet. Mehr als 2 Millionen Hektar Waldfläche sind verbrannt. Die meisten Brände sind im Umkreis von Ölpalmplantagen ausgebrochen.

Doch dies alles scheint in Europa kaum jemanden zu interessieren: 2017 ging über die Hälfte des in die EU importierten Palmöls in die Produktion von Biodiesel. Im Juni 2018 endlich hat die Europäische Union beschlossen, Biosprit aus Palmöl und Sojaöl allmählich bis 2030 auszuschließen.

Der Protest der Produzenten ist heftig. Die Wirtschaft von Indonesien und Malaysia ist von Palmöl abhängig. Palmöl macht 15 Prozent des Exportvolumens Indonesiens aus (2018). Arbeitsplätze sind entstanden, kleine Firmen sind zu mächtigen Konzernen angewachsen und die Palmölindustrie ist engstens mit der politischen Elite verbandelt. Malaysia und Indonesien versuchen nun nachzuverhandeln und drohen der EU. Mit Erfolg, denn der Gesetzestext über Biokraftstoffe und Biomasse ist nicht konsequent.

Indigene Dayak Tomun im Kinipan-Wald Projekt-Partner von Rettet den Regenwald achten auf jede Veränderung in ihrem Wald (© Mahendra Safrudin)

Ganz anders lauten die Argumente der Betroffenen. Sie berichten von Landraub, Landrechtskonflikten, Vertreibung und Verarmung. 236 indonesische Gruppen und Einzelpersonen begrüßen den Ausstieg der EU aus Palmöl-Biodiesel. „Die EU muss sicherstellen, dass erneuerbare Energie umweltfreundlich und gerecht ist und die Menschenrechte respektiert. Biodiesel aus Palmöl entspricht diesen Standards nicht, wie die zahlreichen sozialen, ökonomischen und ökologischen Probleme zeigen“, heißt es in ihrem Brief an die EU.

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Unterzeichnen Sie unsere Petition, um den Kinipan-Wald auf Borneo zu retten. Dort holzt die Firma SML Regenwald für eine Ölpalm-Plantage ab.

 

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