
Regenwald Report 04/2021 · Torfmoorwälder Wo das Wasser die Erde umarmt
Torfmoorwälder zu erhalten ist ein wichtiger Baustein, um die Kohlendioxid-Emissionen zu reduzieren. Doch immer wieder brennen die Torfmoore auf Borneo.
Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und AktionenEine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.
Der Himmel ist bewölkt, und auch am Vortag hat es geregnet. Die Menschen in Pulang Pisau sind erleichtert. Regen ist gut, denn die Torfböden werden feucht. Mensch und Tier bleiben von Bränden verschont. Pulang Pisau liegt auf Borneo. Dort, wo vor 25 Jahren eine der größten Umweltsünden Indonesiens begangen wurde. Für das Eine-Million-Hektar-Reisprojekt wurden die Torfmoorwälder abgeholzt. Aber Reis ist dort nie gewachsen.
Dabei umarmen sich hier Wasser und Land. Im Laufe von mehr als 5.000 Jahren ist ein symbiotischer Ort entstanden, in dem zahlreiche Tiere ihre Heimat finden. Einheimische kommen hierher, um Fische zu fangen. Sie nutzen das Mark der Sagopalme als Grundnahrungsmittel, die Rattan-Schlingpflanzen für Möbel, den Illipe-Nussbaum, den wilden Kautschuk und zahlreiche Medizinpflanzen. Ansonsten lassen sie die Torfmoorwälder in Ruhe. Nicht nur, weil die Fortbewegung zu Fuß sehr mühselig ist, wenn Boote auf dem schwarzen Wasser nicht mehr weiterkommen. Auch weil sie wissen, dass der Torfwald ihr Überleben schützt.
Brennende Böden
Doch nur ein Jahr nach dem Kahlschlag für die Reis-Plantagen geschah das Furchtbare: Die entwaldeten Torfböden brannten und riesige Mengen Kohlendioxid wurden freigesetzt. Im Jahr 1997 machten Indonesiens Treibhausgasemissionen fast ein Drittel der globalen Emissionen aus. Nur die USA und China verursachten mehr, allerdings nicht durch Brände, sondern in den Sektoren Energie, Transport und Industrie.
Hauptursache für die Katastrophe sind Brandrodung für weitere Plantagen und die Entwässerungskanäle, um die Torfböden auszutrocknen. Deswegen brennt es jedes Jahr in den Regenwaldgebieten, wenn neue Flächen für Plantagen und Bergbau erschlossen werden. 2015 und 2019 waren besonders dramatisch, da in den Jahren zuvor mehr Torfmoorwälder abgeholzt und trockengelegt wurden als zuvor.
Im Feuerjahr 2015 haben in Indonesien 2,6 Millionen Hektar Wald, Plantagen und Torfböden gebrannt. Innerhalb weniger Monate verursachten unkontrollierbare Brände Tausende Tonnen Kohlendioxid – ein Mehrfaches des jährlichen Ausstoßes von Treibhausgasen in Deutschland. Schlimmer noch für die Anwohner war die extrem hohe Konzentration an Staubpartikeln aus den Bränden der Torfböden.
Torf als effizienter Kohlenstoff-Speicher
Torfmoorwälder sind von Wasser durchflutet und sumpfig. Im Laufe von Jahrtausenden sind Pflanzenreste unter Wasser und durch den Luftabschluss nur unvollständig verrottet. Torf entsteht, eine organische Masse, reich an Kohlenstoff und fast so leicht brennbar wie Braunkohle. Allein aus Klimagründen müssten alle Torfböden und Moorwälder geschützt werden. Ohne ihren entschiedenen Schutz kann die Welt ihre Klimaziele niemals erreichen, warnen Wissenschaftler.
27 Prozent aller tropischen Torfmoore liegen in Indonesien (22 Millionen Hektar). Man findet sie vor allem an den Küsten von Sumatra, Borneo, Sulawesi und Papua.
Die tropischen Torfmoorwälder speichern in Böden und Vegetation bis zu 50-mal mehr Kohlenstoff als andere Regenwälder. Sie zeichnen sich durch Torfdome aus, Dutzende Kilometer breite Torfstrukturen von zehn, ja sogar zwanzig Meter Tiefe. Die tropischen Torfgebiete sind Heimat einzigartiger Biodiversität und bedrohter Tierarten, wie zum Beispiel Orang-Utan, Tapir und Sumatra-Tiger. Sie sind besonders wertvolle Ökosysteme, spielen eine wichtige Rolle als Wasserspeicher und verhindern Überschwemmungen, Dürren und Feuer. Außerdem ernähren sie mit ihrem Fischreichtum viele Menschen und liefern ihnen Waldprodukte.
Aktiv werden! Helfen Sie mit
Unsere Partner auf Sumatra und Borneo sind aktiv im Netzwerk der „Torfwächter“ (Pemantau Gambut). Sie setzen sich dafür ein, dass Torfmoore nicht an Unternehmen verpachtet werden, und ziehen die Behörden für ihr Fehlverhalten zur Verantwortung. Die „Torfwächter“ packen mit an, wenn ausgetrocknete Torfböden wieder durchnässt werden, sie schütten Entwässerungsgräben zu und sie bepflanzen die Moore mit typischen Arten. Sie bringen den Lebensraum zurück – für die Bewohner der Torfwälder, für die Orang-Utans Borneos und die Tiger Sumatras.
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