Indigene Regenwaldschützer sind wieder frei

drei Indigene hinter Gittern Hinter Gittern - weil sie den Regenwald schützen und ihre Rechte verteidigen wollten (© WALHI Sulsel) Banner auf verschmutztem See Nickel für Elektroautos verschlammt den Mahalona-See (© WALHI Sulsel) Nickelmine von oben Eine Nickelmine der Firma PT Vale Indonesia (© WALHI Sulsel) drei Indigene sitzen vor Gericht Drei Plagen des Bergbaus: Land rauben - Umwelt zerstören - Menschen kriminalisieren (© WALHI Sulsel)

02.01.2023

Die Erleichterung am Mahalona-See ist groß: Drei zu Unrecht verurteilte indigene Regenwaldschützer sind nach Monaten im Gefängnis wieder frei. Immer wieder werden Indigene wie sie kriminalisiert. Doch die Männer konnten während ihrer Haft auf die Solidarität örtlicher Gruppen und von Rettet den Regenwald bauen. Sie wussten so, dass sie gegen den korrupten Justizapparat nicht ohnmächtig sind.

Die Polizei hatte die drei Männer Hamrullah, Nimrod und Renaldi während des Protests gegen eine Nickelmine des Bergbaugiganten Vale im März 2022 festgenommen. Sie wurden beschuldigt, einen Bus der Firma beschädigt zu haben. Der Bus war zuvor mit hoher Geschwindigkeit auf die Demonstranten zugefahren. Die Provokation hatte nach ihren Aussagen das Ziel, sie zu Gewalttätigkeiten zu bewegen.

Ich stehe hier für alle Opfer von Nickelunternehmen. Dank eurer Unterstützung  glauben wir an die Kraft der Solidarität. Wir Indigenen aus Sorowako werden nicht aufhören, für die Rettung des Regenwaldes in Sulawesi zu kämpfen" , sagt Hamrullah.

Nach vier Monaten Untersuchungshaft wurde der Prozess gegen die Dorfbewohner eröffnet. Die drei Angeklagten wurden zu sechs Monaten Haft verurteilt, obwohl sie keine Straftat begangen hatten, sondern sich für ein menschenwürdiges Leben einsetzen. 

Zum Jahresende 2022 waren sie endlich wieder frei! Rettet den Regenwald hatte während der Haftzeit die Kinder der Eingesperrten unterstützt. Unser Partner, die Allianz Sulawesi, hat für Rechtsbeistand gesorgt. Ohne diese Solidarität hätten die Männer womöglich Schuldeingeständnisse unterschrieben und wären zu viel längeren Haftstrafen verurteilt worden.

 

Der Fluch der Nickelminen

Auf der indonesischen Insel Sulawesi bedroht der Ansturm auf Rohstoffe unter anderem für Elektroautos den Regenwald und die indigenen Gemeinschaften. Sie müssen weichen, damit Bergbaufirmen an die Nickelerze gelangen. 

Seit Jahren protestieren die Anwohner gegen die Abholzung des Regenwaldes, gegen verschlammte Gewässer, für ihr Recht auf sauberes Trinkwasser und für Menschlichkeit. Lebten sie früher von ihrem Wald und ihren Gärten, so sind sie heute zu illegalen Bauern auf dem Minengelände geworden, zu Tagelöhnern auf den Minen oder zu Helfer:innen in den Häusern der angestellten Arbeitskräfte.

 

Die Bewegung zur Rettung des Regenwaldes von Sulawesi

Gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage und ihrer Wälder – unter anderem für Autos - entsteht in den Gemeinden eine Bewegung zur Rettung des Regenwaldes. Jugendliche und Frauen sind besonders aktiv, vor allem dort, wo brasilianische, kanadische und japanische Unternehmen Nickel abbauen. 

Hamrullah, der wie viele Indonesier keinen Nachnamen hat, rief mit anderen jungen Leuten schon 2018 ein „Kommunikations-Netzwerk im Bergbaugebiet“ ins Leben, das sich für die Natur und die Menschenrechte einsetzt. Seine Beweggründe beschreibt Amien von der Allianz Sulawesi so:

„Er kämpft für die Rechte der Indigenen der Gemeinden Sorowako und Towuti, weil PT Vale Indonesia ihnen ihr Land ohne ihre Zustimmung weggenommen hat. Darüber hinaus hat das Unternehmen die Wälder zerstört, die die Lebensgrundlage der Menschen bilden. Die Folgen: Die Indigenen haben kein Land mehr, dürfen den Wald nicht mehr betreten und müssen in Armut leben.“

Hamrullah berichtet, dass PT Vale Indonesia um die Siedlungen der Indigenen Zäune errichtet und ihnen somit den Zugang zu Wasser genommen hat. Sie können nur noch das verschlammte Wasser auf dem Konzessionsgebiet trinken. Auch das Los der Minenarbeiter ist bitter. Sie seien Menschen ohne Land und verkauften wie Sklaven ihre Kraft und ihre Gesundheit für zwei bis drei Euro am Tag.

„Jetzt sind auch unsere Gärten bedroht“, berichtet Hamrullah weiter. Denn die Mine soll vergrößert werden, und Dörfer, Gärten und Wald liegen inmitten des Konzessionsgebiets, weshalb die Firma das Recht hat, die Gärten der Gemeinde zu räumen.

Zusammen mit der Allianz Sulawesi unterstützen wir die Indigenen, um „für das Recht der Natur zu kämpfen, damit sie nicht für Profite der Kapitaleigner der reichen Länder ausgebeutet wird, während die Menschen hier in Armut versinken“, so Amien. In unserem gemeinsamen Projekt bauen wir eine Gruppe von weiblichen Ecoguards auf.

 

Protest und Kriminalisierung

Ab dem 6. März 2022 demonstrierten indigene Jugendliche, Bauern und Frauen rund um das Werk von PT Vale Indonesia an der Kreuzung der Straße Towuti - Sorowako. Sie entrollten Transparente und hielten Reden. Während der Aktion forderten die Demonstranten den Direktor von PT Vale Indonesia auf, sich mit ihnen zu treffen. Ihre Forderung nach einem Dialog und Respekt vor der indigenen Bevölkerung im Bergbaugebiet bleibt bis heute unerfüllt.

Die Inhaftierten wurden in einen engen Raum gesperrt. Sie sprechen von Misshandlungen in Polizeigewahrsam. Freunde und Verwandte durften sie nicht besuchen. Die Rechtsanwälte, die die Inhaftierten ehrenamtlich vertreten, beklagen, dass sie in ihrer Arbeit behindert wurden und nur kurz mit ihnen sprechen konnten. Dank der solidarischen Unterstützung durch die Allianz Sulawesi, die Rechtsanwälte und Rettet den Regenwald konnten sie die Unterschrift unter eine Schulderklärung zurückweisen.

Eine ausführliche Darstellung des Falles und der geleisteten Rechtshilfe findet sich im indonesischen Bericht Erfolg für 2022: Wald schützen – Indigene aus dem Gefängnis befreien



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